Die Entführung aus dem Serail (W.A.Mozart) ... in den Hangar 7 (RED BULL).

Eine Operninszenierung der anderen Art. Nicht im Festspielhaus und daher nicht teilweise weitab des Geschehens, getrennt durch einen Orchestergraben, eingepfercht in einen Stuhl, umringt von Kunstenthusiasten, die husten, schlafen, mit der Taschenlampe das Programm studieren, sich über das Getränk in der Pause unterhalten – oder deren Handy läutet.

Nein – Oper im Hangar 7 von RED BULL. Ein gemischtes Publikum: jung und alt, Prominenz neben Hinz & Kunz, Opernenthusiasten und Neueinsteiger. Allesamt erwartungsvoll, weil da Unübliches entstehen sollte.

Buntes Treiben zwischen Flugzeugveteranen, Rennwagen, Motorrädern, Felix Baumgartners Kapsel und diversen Bars. Die Handlung spielt sich im gesamten Hangar 7 bzw. auf dessen Vorplatz zwischen Hangar 7 und 8 auf verschiedenen Ebenen ab. Das Orchester spielt etwa 150 m entfernt im benachbarten Hangar 8. Etwa 650 Gäste bewegen sich mit den Szenen mit, sind manchmal auf Tuchfühlung mit den Künstlern. Musik und Gesang werden über Kopfhörer geliefert, sogar Fotografieren (ohne Blitz) ist erlaubt.
Oper eben einmal anders – mit einem Drink in der Hand.

Äußerst aufwendig die technische Realisierung der Fernsehübertragung (in immerhin 30 Länder): 20 Kameras – darunter Seil- und Krankameras - fangen die außergewöhnliche Produktion ein.

Natürlich hatten Manche Schwierigkeiten mit dieser Art der Inszenierung – vor allem wohl die Kunstkritiker der Medien. Da wurde seitenweise nur philosophiert und über den Veranstaltungsort lamentiert. Die künstlerischen Leistungen, Orchester, Dirigent etc. wurden kaum bewertet – was eigentlich Hauptaufgabe der sog. Kunstkritiker wäre. Natürlich lässt sich eine Inszenierung in diesem Rahmen nicht mit einer in einem heimeligen Operntempel vergleichen. Mozart – er dürfte ein lebenslustiger Mensch gewesen sein (wenn man seine Trinkgewohnheiten in Salzburg kennt) - hätte vermutlich auch Freude an dieser andersartigen Aufführung gehabt. Wo steht denn schließlich, dass Oper nur im Opernhaus und in gelenkten Bahnen betrieben werden darf? Ein ewig gleiches Bühnenbild im Hintergrund kann auch langweilig sein. Der ständige Wechsel der Schauplätze verbunden mit ständigem Wechsel des Hintergrundes hat auch seinen Reiz. Dürfen Experimente nicht sein, schon gar nicht im Zentrum der Hochkultur Salzburg und noch dazu mit einer Morzart-Oper?

Neiderfüllte mediale Seitenhiebe auf RED BULL waren von der Boulevard-Presse zu erwarten. Auch manch neidische Fernsehstation muss erst lernen, dass RED BULL kein „Dosenfabrikant“ ist, sondern ein Getränkehersteller. Wer sonst aber hierzulande würde Geld für ein derartiges Opernexperiment in die Hand nehmen? RED BULL und Intendant Perreira sei für diesen unkonventionellen Versuchsballon gedankt. RED BULL ist im Sport zu Hause – und dort gilt bekanntlich “Wer wagt, gewinnt“.

Unübersehbar, wegen der absoluten Nähe war, dass es offensichtlich auch den Darstellern Spaß gemacht hat, auch für sie eine willkommene Abwechslung zum gewohnten Opernalltag war - einfach Oper zum Anfassen. Opern dieser Art werden vermutlich ein anderes Publikum haben, andere Schichten ansprechen. Es bleibt zu hoffen, dass diese lebendige TV-Produktion keine Eintagsfliege war.

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