Herzerwärmender Oberösterreich-Start von „72 Stunden ohne Kompromiss“

Die Caritas bietet unter dem Namen Invita Wohn- und Beschäftigungsmöglichkeiten für Menschen psychischen Krankheiten.

In Ebensee gibt es seit kurzem eine neue Wohngruppe, in der zehn Menschen leben und von Caritas-MitarbeiterInnen betreut und begleitet werden.

Bei 72h ist nun Malen, Basteln, Schmücken und Möbelrücken angesagt: Die Jugendlichen unterstützen die BewohnerInnen, dass ihre Zimmer so richtig gemütlich werden!


Dieser Auftakt auf dem Maindeck des Linzer AEC war nicht zu übersehen und nicht zu überhören: Etwa 200 Jugendliche aus ganz Oberösterreich feierten am 19. Oktober den Start von Österreichs größter Jugendsozialaktion „72 Stunden ohne Kompromiss“, einem Projekt der Katholischen Jugend in Zusammenarbeit mit youngCaritas und Hitradio Ö3. Die Poxrucker Sisters heizten mit ihren mitreißenden Songs den TeilnehmerInnen ein und ließen so das nasskalte Regenwetter vergessen.
Rund 600 Jugendliche folgen dem heurigen Motto „Schalt dich ein!“ und engagieren sich von 19. bis 22. Oktober in 55 sozialen Projekten in Oberösterreich: Sie malen, reparieren, gestalten, pflanzen, ernten oder schenken einfach Zeit – und das 72 Stunden lang. Über den Einsatz der Jugendlichen können sich unter anderem AsylwerberInnen, BewohnerInnen von Seniorenheimen, Menschen mit Behinderung oder BesucherInnen von Jugendzentren freuen.

Jugendliches Engagement gewürdigt
Am 19. Oktober um 15 Uhr bot sich PassantInnen beim Maindeck des Linzer AEC ein buntes Bild: Etwa 200 Jugendliche waren trotz strömenden Regens gekommen, um den Start von „72 Stunden ohne Kompromiss“ zu feiern – unter ihnen auch eine fünfköpfige Gruppe aus Tschechien, die an einem Projekt teilnimmt. Als Ehrengäste mit dabei: Diözesanbischof Dr. Manfred Scheuer, Caritas-Direktor Franz Kehrer, MAS, der Präsident der Katholischen Aktion Dr. Bert Brandstetter und Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer. Moderiert wurde die Veranstaltung von Stefanie Hinterleitner (Katholische Jugend) und Katharina Zeiner (youngCaritas).
Bert Brandstetter, Präsident der Katholischen Aktion Oberösterreich, begrüßte die Jugendlichen und dankte ihnen für ihr Engagement: „Ihr werdet in den kommenden 72 Stunden ab- und eintauchen in eine für euch bisher völlig neue Welt. Was euch erwartet, wird euer Leben möglicherweise verändern. Auf jeden Fall werden es 72 Stunden sein, die ihr nie mehr vergessen werdet. Ihr werdet Menschen helfen, für die ihr in diesen Stunden enorm wichtig sein werdet.“ Die Arbeit der Jugendlichen werde nicht auf großer Bühne, sondern hinter dem Vorhang geschehen. „Natürlich werdet ihr die Welt in Oberösterreich nicht umdrehen können in diesen drei Tagen und drei Nächten –aber ihr leistet einen Beitrag dafür, dass die Welt um euch herum ein klein wenig besser und sonniger wird“, würdigte Brandstetter das soziale Engagement der Jugendlichen.
Dann wurde es für die Jugendlichen spannend: Sie erfuhren, an welchem Projekt sie in den nächsten 72 Stunden ohne Kompromiss und voller Power arbeiten würden. Caritas-Direktor Franz Kehrer, MAS und Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer übergaben symbolisch ein Projekt aus jeder Region an die Jugendlichen. Caritas-Direktor Kehrer betonte: „Die Aktion 72 Stunden zeigt, dass wir zusammen mehr bewirken können. Die Jugendlichen erleben im konkreten Tun, was es heißt, füreinander da zu sein und an einer für alle lebenswerten Welt zu bauen. Liebe und Mut sind die Antwort auf Hass und Angst – dafür setzen sie bei dieser Aktion ein deutliches Zeichen. Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer dankte den Jugendlichen für ihre Teilnahme an einer, wie er meinte, einzigartigen Aktion: „72 Stunden ohne Kompromiss sind eine tolle Sache. Als Landeshauptmann bin ich stolz, dass so viele Jugendliche aus Oberösterreich mitmachen. Auch meine Tochter hat in den Anfängen der Jugendsozialaktion einmal teilgenommen – und ich weiß, dass sie sich bis heute daran erinnert.“
Diözesanbischof Dr. Manfred Scheuer segnete abschließend die Jugendlichen für ihren Einsatz im Sozialprojekt „72 Stunden ohne Kompromiss“.

Poxrucker Sisters motivierten musikalisch
Mitreißend musikalisch gestaltet wurde die Startveranstaltung von den Poxrucker Sisters. Die Schwestern Stefanie, Christina und Magdalena Poxrucker aus St. Ulrich im Mühlkreis begeistern ihre Fans mit einer Mischung aus Mühlviertler Dialekt, Tradition und Moderne. Ihre Lieder und Texte und die Arrangements schreiben sie selbst. Bei der Startveranstaltung beim AEC sangen sie sich mit „Glick“, „Herzklopfn“ und dem von ihnen kreierten „72-Stunden-Song“ in die Herzen der Jugendlichen. Beim Mitsingen und Mittanzen war das nasskalte Regenwetter schnell vergessen – die Begeisterung der „Poxis“ sprang rasch auf die Jugendlichen über.
Für alle drei sind christliche Werthaltungen sehr wichtig; Stefanie und Christina sind in der kirchlichen Jugendarbeit tätig. Alle drei haben schon selbst bei den „72 Stunden ohne Kompromiss“ mitgemacht. Stefanie und Christina brachen gleich nach dem Auftritt zu „ihren“ Projekten auf. Die drei Schwestern sehen in dem Projekt eine tolle Chance für Jugendliche: „Freundschaften werden geschlossen, Jugendliche sammeln Lebenserfahrung, lernen neue Lebensrealitäten und Menschen kennen und bauen dadurch Berührungsängste und Grenzen im Kopf ab“, ist Christina überzeugt. Für Magdalena sind die „72 Stunden“ eine besondere Form des Sozialkompetenz-Trainings: „Wenn ich jemand anderem etwas Gutes tue, geht es mir selbst auch besser – wer Gutes tut, wird Gutes ernten.“ Deshalb haben die Poxrucker Sisters sofort zugesagt, als sie für die Startveranstaltung angefragt wurden. „Durch unsere Verbindung zur Katholischen Jugend sind wir gerne mit dabei. Wir freuen uns, wenn unsere Musik für die Jugendlichen ein Motivationskick für die folgenden 72 Stunden sein kann“, so Stefanie.
Bereits 2012 haben die drei musikalischen Schwestern einen eigenen „72-Stunden-Song“ komponiert und aufgenommen. In einer aktualisierten Version stimmte der Song auch bei der heurigen Startveranstaltung die Jugendlichen musikalisch auf ihr Engagement ein. Christina Poxrucker zur Botschaft des „72-Stunden-Songs“: „Die Erfahrungen die wir selbst bei 72-Stunden-Projekten gemacht haben, sind darin verarbeitet. Es sind Herausforderungen und schwierige Aufgaben, die man gemeinsam aber trotzdem schaffen kann. Dazu braucht es Mut, Optimismus, Vertrauen in sich selbst und Zusammenhalt.“

Jausenweckerl – selbst gebacken!
Ausgestattet mit 72-Stunden-T-Shirts und Powerpaketen, stärkten sich die Jugendlichen für die kommenden Herausforderungen noch bei einer Jause. Das Obst wurde vom Obstgut St. Isidor zur Verfügung gestellt. Das Gebäck kam von der Bäckerei Honeder. Der lokale Backmeister unterstützt Österreichs größte österreichische Sozialaktion gerne und hat 600 Stück Gebäck für die Startveranstaltung zur Verfügung gestellt. In der Backstube mit dabei: drei jugendliche „GehilfInnen“ aus dem Mühlviertel, die bei „72 Stunden ohne Kompromiss“ mitmachen. Ab sechs Uhr früh rührten und kneteten sie Sauerteig und versuchten sich sehr erfolgreich im Formen von Gebäck aller Art, das sich die ca. 400 Jugendlichen beim Startfest schmecken ließen.

Oberösterreichischer Einsatz für Vielfalt des Lebens
Zum achten Mal engagiert sich Oberösterreich heuer bei „72 Stunden ohne Kompromiss“. Heuer sind etwa 600 Jugendliche im Einsatz. Sie werden in 55 Projekten drei Tage lang powern, was das Zeug hält – und das unter dem Motto: „Schalt dich ein!“ Sie wollen die Welt „fairändern“, ganz konkret: die Lebenssituation von Menschen verbessern, die am Rand der Gesellschaft stehen. Die Jugendlichen erleben hautnah, was ihr Engagement bewirkt – und wie viel Spaß es macht, sich gemeinsam für eine gute Sache einzusetzen.
Judith Zeitlhofer MSc, Projektkoordinatorin für die Katholische Jugend OÖ: „In 72 Stunden könnten Jugendliche so viel tun: ausschlafen, sich mit Freunden treffen, fortgehen ... 600 Jugendliche haben sich dazu entschlossen, diese Zeit zu nützen, um die Welt ein Stück heller und freundlicher zu machen. Die Jugendlichen setzen durch ihren Einsatz ein lebendiges Zeichen für Solidarität, Weltoffenheit und Toleranz.“ Zeitlhofer zum diesjährigen Schwerpunkt „Vielfalt Leben“: „Mein Eindruck ist, dass sich angesichts der aktuellen Ereignisse in der Welt und in Österreich in den immer mehr Menschen vor der Vielfalt fürchten und dass alles, was fremd und anders ist, abgelehnt wird. Mit den 72 Stunden wollen wir bewusst machen, dass die Vielfalt des Lebens etwas Schönes und Bereicherndes ist. Die Jugendlichen werden in den nächsten Tagen mit den verschiedensten Menschen in Berührung kommen und werden dabei diese Vielfalt hautnah erleben.“ Petra Köppl, Projektkoordinatorin für die youngCaritas, ergänzt: „Bei den ‚72 Stunden‘ wird jungen Menschen die Chance geboten, neue Erfahrungen zu sammeln und sich so ein eigenes Bild zu machen. Sie bekommen Einblicke in Lebensbereiche, zu denen sie sonst keinen Zugang haben. Als Caritas freuen wir uns nicht nur über die tatkräftige Unterstützung in den jeweiligen Einrichtungen, sondern dass wir Menschen zusammenbringen und Begegnung ermöglichen. Und: Die Jugendlichen sollen nach den 72 Stunden sehen, dass der Einsatz für Menschen, die Hilfe brauchen, keine Einbahnstraße ist.“

72 Stunden ohne Kompromiss – das Projekt
Seit 2002 findet „72 Stunden ohne Kompromiss“ in Österreich alle 2 Jahre statt. Auch in anderen europäischen Ländern wurde das Projekt inzwischen begeistert aufgegriffen. So gibt es „72 Stunden ohne Kompromiss“ inzwischen auch in Ungarn, Tschechien, Slowenien, Luxemburg, Deutschland, Bosnien-Herzegowina, Kroatien, der Slowakei, Italien und der Schweiz. Eine enge Kooperation besteht heuer erstmals zwischen Österreich und Südtirol.
Die Grundausrichtung der größten Jugendsozialaktion bleibt der gleiche, der Schwerpunkt 2016 widmet sich der Vielfalt des Lebens. Dem Aufruf „Schalt dich ein!“ folgen Jugendgruppen, Schulklassen und Einzelpersonen. Österreichweit sind in den nächsten 72 Stunden etwa 5.000 Jugendliche in ca. 350 Projekten im Einsatz.
„72 Stunden ohne Kompromiss“ ist ein Projekt der Katholischen Jugend in Zusammenarbeit mit youngCaritas und Hitradio Ö3.


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Teilnehmende Jugendliche (vordere Reihe) und (hinten v. l.): KA-Präsident Bert Brandstetter, Caritas-OÖ-Präsident Franz Kehrer, die Poxrucker Sisters, Bischof Manfred Scheuer, Landeshauptmann Josef Pühringer und die Gesamtkoordinatorin der Aktion Judith Zeitlhofer (Kath. Jugend).

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