Betriebsbaugebiet Gmundner Ostumfahrung: geplantes Projekt würde wertvolles Agrarland zerstören

„Arbeitsplätze sind gerade im ländlichen Raum besonders wichtig und damit auch gemeindeübergreifende Standortentwicklung. Dies muss aber mehr sein, als Betriebe an- und umzusiedeln. Sie muss einhergehen mit interkommunaler Raumentwicklung, die bei der betrieblichen Standortsuche Bedacht auf die wertvollen Böden nimmt, den Landschafts- und Naturschutz sowie unsere Gewässer mit einbezieht und dabei den Mehrwert heraus arbeitet“, betont die Grüne Raumordnungssprecherin LAbg. Uli Böker anlässlich der Debatte um ein geplantes Betriebsbauprojekt an der Ostumfahrung Gmunden im Rahmen der INKOBA.

INKOBA (Interkommunale Betriebsansiedlung) ist eine Zusammenarbeit von mehreren Gemeinden bei der gemeinsamen betrieblichen Standortentwicklung und Vermarktung. Ziel ist die Sicherung und Weiterentwicklung von Betrieben und somit die Erhaltung von Arbeitsplätzen.

Das ist grundsätzlich ein wichtiges Unterfangen: Im konkreten Fall würde aus Sicht der Grünen mit einem Betriebsbaugebiet an der Ostumfahrung Gmunden aber ein wichtiges intaktes agrarisches Umland von Gmunden mit wertvollen landwirtschaftlichen Böden zerstört.

Böker: „INKOBA darf hier nicht allein Mittel zum Zweck sein, sondern muss darüber hinaus einen Mehrwert herstellen. Es muss die Ziele der überörtlichen Raumordnung, der Ressourcenschonung vorhandener Flächen und den Schutz des Landschaftsbildes berücksichtigen. INKOBA soll und darf nicht als Werkzeug benützt werden, um ein von einer Gemeinde gewünschtes Betriebsbaugebiet bei den Aufsichtsbehörden leichter durchzubringen“.

LK-Rat Clemens Stammler, Obmann der Grünen Bäuerinnen und Bauern OÖ weist auf Details des Projekts und die Bedenken der Landwirtschaft hin. Das geplante Betriebsbaugebiet mit 15 Hektar soll unter anderem der Umsiedlung eines Betriebes aus Cumberland dienen, da dieser dort keine Erweiterungsmöglichkeit mehr hat. Derzeit sind die betreffenden Gründe im Besitz mehrerer LandwirtInnen. „Für etliche LandwirtInnen sind diese Flächen aber die Basis ihrer Höfe und sie wollen nicht verkaufen. Es ist durchaus verständlich, dass Gmunden den Betrieb in der Nähe erhalten will. Es ist aber inakzeptabel, dass sich diese LandwirtInnen von den Gemeinden unter Druck gesetzt fühlen“, kritisiert Stammler.

Reserven nutzen statt intakte Landschaft zerstören

Stammler sieht die Zerstörung einer noch halbwegs intakten Landschaft als komplett falschen Weg und zeigt eine Alternative zu den derzeitigen Planungen auf. So gibt es in der INKOBA Region Salzkammergut Nord ausreichend Reserven von bereits ausgewiesenen Betriebsbaugebieten. So weist alleine Laakirchen 12 ha Betriebsbaugebietsreserve auf. „Es muss geprüft werden, welche Flächen für die entsprechenden Betriebe am besten geeignet sind - mit Blick auf die überörtliche Raumordnung, der Ressourcenschonung vorhandener Flächen und den Schutz des Landschaftsbildes“, betont Stammler. Diesen größeren Blickwinkel hat auch die Gemeinde Vorchdorf in ihrem Beschluss zum Beitritt zur INKOBA-Region Salzkammergut Nord verankert.

Böker: „Wir Grüne setzen uns für Betriebe und damit für Arbeitsplätze in den Regionen ein, denn damit kann man auch das Thema der Abwanderung aus dem ländlichen Raum mildern, jedoch darf das nicht abgekoppelt von Landschafts-, Natur- und Umweltschutz sein. Es geht also nicht nur darum, auf den billigsten Grundstückspreis für die Betriebe zu achten. Es geht um den optimalen Betriebsbaugebiets-Standort aus der Regionsperspektive gesehen“.

Stammler: „Für die erst kürzlich fertiggestellte Ostumfahrung Gmunden wurde zur Vermeidung von Abfahrten ein aufwändiges Nebenwegenetz errichtet, das in etwa so viel Bodenfläche versiegelt hat, wie die Ostumfahrung selbst. Jetzt, rund eineinhalb Jahre nach Fertigstellung der Umfahrung plant man ein Betriebsbaugebiet mit Anbindung an die Ostumfahrung. Schon die bisherige Versiegelung wertvollen Ackerbodens zeigt die möglichen Folgen - beim Starkregen im Juli 2016 wurden die angrenzenden Felder überflutet und stark in Mitleidenschaft gezogen. Regionalität bei unseren Lebensmitteln, Bodenschutz, - das alles darf nicht nur ein Lippenbekenntnis sein. Auch die Landwirtschaft selbst bietet Arbeitsplätze und ist ein nicht unwesentlicher Wirtschaftsmotor in der Region!“

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