Riesiges Interesse an Ötzi Vortrag

Größer hätte das Interesse an einem geschichtlichen Vortrag kaum sein können: Über 200 Zuhörer nahmen vergangenen Freitag am Vortrag Ötzi trifft Pfahlbau von Dr. Angelika Fleckinger im Raiffeisensaal in Seewalchen teil, der von Gerald Egger vom Verein Pfahlbau am Attersee organisiert wurde. Als Ötzi Kennerin der ersten Stunde teilte die Leiterin des Südtiroler Archäologiemuseums packendes Insiderwissen mit den Besuchern des Vortrags.


Speckjause war seine letzte Mahlzeit

Seit seiner Entdeckung 1991 riss die Faszination an der Mumie nie ab, lässt sich aufgrund ihres guten Erhaltungszustandes und der zahlreichen Beifunde viel auf das Leben unserer Vorfahren schließen. Technisch hoch aufwändig und mehrfach abgesichert sorgt das Team rund um Angelika Fleckinger dafür, dass Ötzi für die Nachwelt erhalten bleibt. Nur alle fünf Jahre wird der Mann aus dem Eis für wenige Stunden aufgetaut, um Forscherteams aus aller Welt Probeentnahmen zu ermöglichen. Nahrungsreste aus seinem Magen und Darm lassen Rückschlüsse über seine Lebensweise zu. Vor seinem Tod aß er getrocknetes Hirsch- und Gämsenfleisch – eine Frühform des Südtiroler Specks.


Faszination Forschung

Aus seiner Zahnschmelzzusammensetzung kann geschlossen werden, dass Ötzi im Raum Brixen geboren wurde; seine letzten zehn Lebensjahre verbrachte er im Vinschgau. Neben der Mumie selber sind für die Forscher die Beifunde besonders spannend. Vor allem das mitgeführte Kupferbeil lässt darauf schließen, dass Ötzi ein ranghohes Mitglied seiner damaligen Gemeinschaft war.


Aug um Aug – Zahn um Zahn

Bekannt ist auch, dass Ötzi von einem Pfeil in die Schulter getroffen wurde. Dieser blieb im Weichgewebe vor der Lunge hängen, wo er ein großes Blutgefäß zerfetzte. Der damals 46-jährige, 160 cm große und 51 kg schwere Mann ist daraufhin verblutet. Profiler gehen davon aus, dass ein Konflikt in seiner Gesellschaft zum Mord an Ötzi führte, und dieser von mehreren Tätern ausgeführt wurde.


Einzigartig auf der ganzen Welt

Ötzi wurde im Frühjahr ermordet, als er in einer – scheinbar geschützten – Felsmulde Rast machte. In den Tagen darauf dürfte die Mulde zugeschneit worden sein, denn die Mumie weißt keinerlei Anzeichen von Insektenbefall auf. Später wurde Ötzi von dickem Gletschereis bedeckt, wodurch er – im Gegensatz zu anderen Mumien – ohne Zugabe von Balsamierungsstoffen konserviert wurde.


Covermodel und Tattoo von Brad Pitt

Von Beginn an begleitete Ötzi eine Faszination, die bis heute ungebrochen ist. Vielfach wurde er als „Covermodel“ auf internationalen Zeitschriften abgebildet und sogar Brad Pitt trägt den Mann aus dem Eis als Tattoo auf seinem Unterarm. Angelika Fleckinger begleitet Ötzi seit seinem Fund, damals noch als Archäologiestudentin an der Uni Innsbruck. Ihre persönliche Begeisterung zeigt, dass ihre Faszination für den Mann aus dem Eis auch nach über 25 Jahren ungebrochen ist.


Studienreise nach Bozen

Alfons Egger, Obmann des Vereins Pfahlbau war ebenso begeistert wie alle Zuhörer: „Der Vortrag war ein Gewinn für uns alle. Die vielen Teilnehmen zeigen, dass es großes Interesse an dem Thema in unserer Region gibt. Daher planen wir vom Verein Pfahlbau im Herbst eine Studienreise ins Ötzi Museum um dort mit Angelika Fleckinger einen Blick hinter die Kulissen zu werfen.“ Interessierte können sich ab sofort unter 0664 8338520 oder info@pfahlbau.at anmelden.

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