Internationaler Tag der Pflege

AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer - Foto Arbeiterkammer OÖ
AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer - Foto Arbeiterkammer OÖ

Am 12. Mai wird weltweit der „Tag der Pflege“ begangen. Die Betreuung Pflegebedürftiger funktioniert vor allem deshalb, weil viele Beschäftigte Tag für Tag an ihre persönlichen Grenzen gehen. Ohne ihr enormes Engagement stünde das System schon längst vor noch größeren Problemen. Die große Einsatzbereitschaft und die Überzeugung, seinen Beruf als Berufung zu leben, werden teilweise schamlos ausgenutzt. „Die derzeitige Diskussion über die angesammelten Überstunden und vielen unbezahlten Stunden zeigt, dass es fünf vor zwölf ist. Es braucht daher sofort mehr Personal in allen Bereichen der Pflege“, fordert AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer.


Die seit fast einem Jahr laufende Registrierung der Beschäftigten in den Gesundheits- und Pflegeberufen durch die AK Oberösterreich ist fast abgeschlossen. Über 30.000 Personen sind bereits erfasst. Sie arbeiten in Krankenhäusern, in der Langzeitpflege und -betreuung, in Reha-Einrichtungen, in Arztpraxen oder in der Aus- und Weiterbildung. So unterschiedlich ihre Tätigkeiten sind, eines haben alle Pflegekräfte gemeinsam: Sie erbringen täglich Höchstleistungen zum Wohle Älterer, Kranker oder Menschen mit besonderen Bedürfnissen.


Diverse Imagekampagnen weisen gerne auf die hohe Sinnstiftung ihrer Arbeit hin. Diese ist ein wichtiger Grund, der viele Menschen auch unter sehr fordernden Arbeitsbedingungen in diesen Berufen hält. Der Preis, den sie dafür bezahlen, ist ein allerdings ein hoher. Aktuelle Studien zeigen: Die Pflegekräfte arbeiten weit mehr als vertraglich vereinbart. Überstunden und ständiges Einspringen werden zur Normalität, belasten die Pflegekräfte und erschweren die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Nicht überall werden die Überstunden bezahlt. Das Ergebnis der im Auftrag der AK durchgeführten Nordcare-Studie: 70 Prozent der Beschäftigten leisten mehrmals im Monat Mehr- und Überstunden, 20 Prozent sogar unbezahlte. Denn sie wollen ihre Arbeit ordentlich machen, müssen sich teilweise für Überstunden rechtfertigen oder wollen Betreute und Kollegen/-innen nicht in Stich lassen. Die Überstunden in den oberösterreichischen Krankenhäusern sind innerhalb von zwei Jahren um sechs Prozent angestiegen. Zwei Millionen Überstunden – davon viele in der Pflege – wurden nicht ausbezahlt. Bei den derzeit knappen Personalressourcen und Dienstpostenberechnungen können die Beschäftigten diese kaum abbauen. Teilzeitkräfte arbeiten daher oft fast Vollzeit. Der Pflegeberuf, der für viele Berufung ist, wird immer unattraktiver. Darüber können auch aktuelle Imagekampagnen nicht wegtäuschen. „Nur weil Pflegekräfte für ihren Beruf brennen, können wir nicht zuschauen, wie sie nach und nach ausbrennen. Das Motto des Internationalen Tages der Pflege lautet ‚Gesundheit für alle‘. Dieses soll aber nicht nur für Klienten und Angehörige gelten, sondern auch für die Beschäftigten im Pflegedienst“, betont Kalliauer.


Der AK-Präsident fordert daher erneut bessere gesetzliche Rahmenbedingungen für alle Bereiche in der Pflege und Betreuung. Dazu gehören neue und zeitgemäße Personalberechnungsmodelle und eine Finanzierung aus öffentlicher Hand. Der Mehrwert der Pflegearbeit muss sich auch in einer höheren Entlohnung ausdrücken. Ein Bundesländervergleich zeigt, dass diesbezüglich noch viel zu tun ist. „Wer Pflege nur als Kostenfaktor sieht, hat nicht verstanden, dass die Wirtschaft ein Kreislauf ist und welch hohen Wertschöpfungsgrad diese Branche erbringt. Außerdem werden wir selbst älter und wahrscheinlich einmal Betreuung benötigen. Was wir heute versäumen, fehlt künftig für eine würdevolle Pflege. Daher braucht es für den Gesundheits- und Sozialbereich langfristige Lösungen, nicht nur schöne Worte“, so Kalliauer.

Weitere Meldungen