Trendsport Skibergsteigen: Erneutes Umsatzwachstum von 5 %

[Jährliche SKIMO Pressekonferenz mit Experten der Szene. V.l.n.r.: Richard Lenz, Jakob Herrmann, Wolfgang Mayrhofer, Anton Palzer, Martin Stolzenberger, Irina Andorfer, Karl Posch, Thomas Wallner] 
Bild: Roland Hold
[Jährliche SKIMO Pressekonferenz mit Experten der Szene. V.l.n.r.: Richard Lenz, Jakob Herrmann, Wolfgang Mayrhofer, Anton Palzer, Martin Stolzenberger, Irina Andorfer, Karl Posch, Thomas Wallner] Bild: Roland Hold

Am 14.01.2020 lud SKIMO Austria zur jährlichen Pressekonferenz im Autohaus Sonnleitner in Salzburg – einem langjährigen Kooperationspartner – ein. Zahlreiche Experten aus der Branche informierten rund um die positive Entwicklung im Skibergsteigen. Karl Posch, Betreiber der Online Plattform SKIMO Austria, präsentierte gemeinsam mit Wolfgang Mayrhofer (Geschäftsführer Atomic Austria GmbH und Sprecher der österreichischen Skiindustrie), Irina Andorfer (Sales Manager Dynafit AT/DE) und Michael Stolzenberger (Geschäftsführer Bergzeit.at) aktuelle Zahlen und Entwicklungen. Im zweiten Teil der Pressekonferenz kamen die Veranstalter rund um den SKIMO Alpencup und des Weltcups in Berchtesgaden zu Wort. Richard Lenz (OK-Präsident Jennerstier und 2. Bürgermeister Gemeinde Schönau am Königssee) sowie die beiden Top-Athleten Jakob Herrmann (AT) und Anton Palzer (DE) gaben Einblicke zu den bevorstehenden Rennwochenenden.

Der Hype um das Thema Skitouren gehen bricht nicht ab: Größter Zuwachs bei den Fitnessgehern, Frauen und Jugendlichen
In den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der Skibergsteiger – auch Tourenskigeher – genannt verdoppelt und ist laut ÖAV auf über 600.000 (+1 %) aktive Sportler gestiegen. Dabei gab es einen deutlichen Zuwachs bei den rund 75.000 „Fitnessgehern“ (+7 %), für die der Aufstieg mit Fellen im pistennahen Bereich zum regelmäßigen Training gehört. Die Zahl der Wettkampfsportler ist mit rund 6.000 Athleten gleichgeblieben, genauso wie die Zahl der knapp 120 durchgeführten Rennen in Österreich.

Wie bereits die letzten Jahre deutlich gezeigt haben, ist Skibergsteigen keine männerdominierte Sportart mehr. Im Gegenteil: viele Frauen und junge Sportler finden Gefallen an der naturverbundenen Sportart. Bei Touren im alpinen Skiraum (auf Pisten) herrscht bereits ein sehr ausgeglichenes Verhältnis zwischen Frauen und Männern: rund 50 % aller Tourengeher sind weiblich. (Im Vergleich zu Touren im Gelände, wo das Verhältnis in etwa 30:70 % aufgeteilt ist.) Erfreulich ist der hohe Damenanteil bei der jungen Zielgruppe der 15 bis 25-Jährigen, dieser liegt teilweise über 50 %. Hersteller reagieren auf diesen Trend mit eigenen Damenlinien und professionellen Komplettlösungen für Jugendliche und Kinder. Insgesamt hat sich das Durchschnittsalter des Tourengehers von 40+ auf rund 37 Jahre verringert. Tendenz weiter fallend.

Finanziell betrachtet ist der Skibergsteiger eine sehr lukrative Zielgruppe für den Handel, denn die wirtschaftliche Situation und Kaufkraft hat sich enorm verbessert. Während der Skitourengeher früher als jene Person belächelt wurde, die sich keine Liftkarte leisten kann, ist der Skitourengeher von heute gut situiert. Von Individualismus und Naturverbundenheit getrieben, investiert diese Zielgruppe viel Geld in die Ausrüstung. Der Handel hat dies erkannt und reagiert darauf mit einem immer größer werdenden Produktsortiment: vom günstigeren Einsteigerset bis hin zur gewichtsreduzierten High-End-Ausrüstung für Tüftler und Spezialisten.

Österreichischer Markt bleibt konstant – Größter Zuwachs am deutschen Markt
Das Wachstum im Skitourenmarkt hat sich im Vergleich zum letzten Jahr verschoben. Bei einem Gesamtumsatz von EUR 780 Mio. liegt Österreich – jahrelang Nummer eins im Wachstum und Marktführer im Skibergsteigen – zwar nach wie vor auf Platz 1 mit 16 % Marktanteil, jedoch gemeinsam mit USA und Kanada, die stark aufgeholt haben. Den größten Zuwachs gab es am deutschen Markt, welcher mit 13 % die Skibergsteiger-Nationen Italien, Frankreich und Schweiz (mit je 12 % Marktanteil) überholt hat.

In der Saison 2018/19 wurden in Österreich 58.000 Paar Tourenski, 82.000 Felle, 48.000 Tourenbindungen und 51.000 Paar Tourenskischuhe verkauft – ein deutlicher Aufwärtstrend in allen Bereichen. Insgesamt verzeichnete der österreichische Handel ein Umsatzplus von 5 % auf EUR 100 Mio. im Bereich Hartware und EUR 130 Mio. für Bekleidung. Eine Sättigung dieser positiven Aufwärtsspirale ist nicht in Sicht.

Viele namhafte Skihersteller passen sich dieser aktuellen Entwicklung an, was Wolfgang Mayrhorfer, Geschäftsführer von Atomic, betonte:
„Wir sehen einen massiven Anstieg im Markt. Atomic hatte immer schon Tourenski im Sortiment, mit unserer Marke Atomic Backland bieten wir nun ein komplettes Sortiment für den Skibergsteiger an und investieren in diesem Bereich. Von diesem Know-how profitiert auch der Alpinskifahrer. Aus unserer Sicht ist die Reise ist noch lange nicht zu Ende, im Gegenteil, es ist eine riesen Chance für uns.“

Wachstum bedeutet gleichzeitig Innovation und technische Entwicklungen. Hier ist der Skitourensport derzeit der wohl innovativste Bereich am Markt. Im Vordergrund stehen leichte Hightech-Produkte, die ein hohes Maß an Sicherheit und Komfort gewährleisten. Irina Andorfer, Sales Manager Dynafit AT/DE, bestätigt diesen Trend:
„Als Dynafit sehen wir uns als Träger des Skitourensports und konzertieren uns darauf, wie man leichtere, komfortable und bedienerfreundlichere Produkte ermöglicht. Das heißt, eine kundenorientierte Weiterentwicklung, um den Tourensport für die breite Masse attraktiv zu machen. Als Industrie braucht man Lösungen, da punktet Dynafit dadurch, dass wir die einzige Marke sind, die Komplettanbieter ist: von der Bekleidung über Hartware bis hin zum Zubehör wie Stecken und Rucksäcke.“

Der seit 2016 stätige Wachstum bei Dynafit im Skitourensegment von jährlich 5-10 % verdeutlicht die positive Zukunftsprognose von SKIMO, Industrie und Handel. Obwohl immer mehr Marken am Markt mitspielen, ist dennoch ein Wachstum möglich. Karl Posch, Betreiber der Plattform SKIMO Austria sieht diese Entwicklung sehr positiv für den Endkonsumenten:
„Marken, die früher nur eine geringe Rolle gespielt haben, sind auf einmal sehr präsent. Denn Skibergsteigen ist lukrativ geworden. Zusätzlich entwickeln sich immer mehr Spezialisten zu Komplettanbietern. Das hat viele Vorteile für die Entwicklung der Sportart, als auch für den Endkonsumenten, dem eine große Auswahl geboten wird und eine laufende Weiterentwicklung der Produkte.“

Auch Bergzeit.at Geschäftsführer Martin Stolzenberger bekräftigt das finanziell interessante Geschäft mit den Skitourengehern:
„Tourenski und –schuhe sind ein beratungsintensives und serviceorientiertes Produkt und kein einfaches Online-Produkt. Es verlangt viel Fachwissen des Verkäufers, was im Onlinehandel nicht so leicht darstellbar ist. Dennoch ist die Zielgruppe der Bergsportler eine sehr wichtige Zielgruppe für uns, da sie vergleichsweise zu einem klassischen Alpinskifahrer das doppelte investiert.“


Trends und Ausblick
Alle Branchenvertreter sind sich bei der Pressekonferenz einig: Ein Ende der Aufwärtsspirale im Skibergsteigen ist noch lange nicht in Sicht. Im Gegenteil, dieses Sportsegment bietet noch viele Entfaltungsmöglichkeiten hinsichtlich Material, innovativer Lösungen und Erschließung neuer Märkte, wovon einige Ansätze kurz diskutiert wurden. Eine Entwicklung geht Richtung Tourenski-Verleih, welcher im Vergleich zum Alpin Ski noch minimal ist. „Leute, die zu uns in die Berge kommen, sehen die Einheimischen die Pisten hochgehen, was eine Begehrlichkeit weckt und inspiriert“, so Wolfgang Mayrhofer. Dynafit bietet für Toureneinsteiger eigene Events und Testcenter zum Kennenlernen der Sportart und stellt Testmaterial für den Handel zur Verfügung.

Ein weiteres Thema ist Tourengehen im erschlossenen Skiraum. Die Zahl der Skibergsteiger in diesem Bereich wächst enorm. Pistentourengehen ist einerseits ein wichtiges Thema für Einsteiger, da es eine einfache Möglichkeit bietet, ohne großes Risiko und Know-how die Sportart auszuüben. Andererseits ist der Wintersportler bzw. die gesamte Familie sehr vielseitig und wechselt die Aktivitäten zwischen Skifahren, Skibergsteigen, Langlaufen etc. in der Urlaubswoche durch. Eine rechtliche, versicherungstechnische und wirtschaftliche Lösung wäre erstrebenswert, denn nur dann kann Skibergsteigen auch Teil des touristischen Angebots werden und proaktiv verkauft werden. Ein enormes Potenzial für neue Märkte und den Tourismus.

ISMF Weltcup am Jennerstier im Rahmen des SKIMO ALPENCUP Der SKIMO Alpencup findet heuer bereits zum vierten Mal statt. Dass sich das Konzept, ein Veranstaltungsformat auf Weltcup-Niveau, erfolgreich durchgesetzt hat, bestätigt die ISMF (International Ski Mountainieering Federataion) nach der Erztrophy im letzten Jahr erneut mit einem Weltcup im deutschsprachigen Raum: dem Weltcup am Jennerstier in Berchtesgaden (DE). Von 7. bis 9. Februar 2020 steht Schönau am Königssee ganz im Zeichen der internationalen Skibergsteigerszene. An drei Tagen locken die Bewerbe des SKIMO Alpencups (Vertical und Individual) und des ISMF Weltcups (Individual und Sprint) die Elite der Skibergsteiger ins benachbarte Berchtesgaden. Richard Lenz, Präsident des Jennerstier Organisationskomitees und 2. Bürgermeister der Gemeinde Schönau am Königssee, freut sich auf dieses hochkarätige Event:
„Aus unserer Sicht ist die Planung abgeschlossen und alles bereit für den Weltcup. Besonders attraktiv sind die Rennen auch für die Zuschauer und Medienvertreter, für welche es ein umfangreiches Programm gibt. Zusätzlich punktet der Veranstaltungsort mit einer besonders guten Sicht auf das gesamte Renngeschehen. Von der Jenner Bergstation haben die Zuschauer einen perfekten Einblick in den Spinnergraben und die gesamte Strecke und können so das gesamte Rennen live mitverfolgen.“

Der österreichische Top-Athlet, Jakob Herrmann, ist ebenfalls vom Austragungsort begeistert: „Der Jennerstier deckt alles ab: man kann sich von der Terrasse auf der Bergstation alles anschauen. Für uns Athleten ist das cool: ein technisches Rennen mit hoffentlich vielen Zuschauern. Dann bekommen wir von den Medien und Zuschauer einmal die Aufmerksamkeit, die wir verdienen und können zeigen, dass wir die genialste Outdoor Sportart der Welt betreiben.“

Insgesamt gibt es beim SKIMO Alpencup wieder drei Stationen. Den Auftakt mach die Erztrophy in Mühlbach am Hochkönig am 31. Jänner (Vertical) und 02. Februar 2020 (Individual). Im Anschluss folgt der ISMF Weltcup am Jennerstier vom 7. bis 9. Februar, wovon das Vertical (07.02.2020) und das Individual (08.02.2020) zur ALPENCUP Wertung zählen. Beim Cup-Abschluss im Rahmen der Marmotta Trophy (7. bis 8. März 2020) im Südtiroler Martelltal werden die Skibergsteigerkönigin und der Skibergsteigerkönig der Alpen gekürt.

Weitere Meldungen

In der vergangenen Saison verletzten sich etwa 3.600 Ski- und Snowboardfahrer auf den Pisten in O?- so schwer, dass sie ins Spital mussten. 
Credit: pixabay/HansMartinPaul

Sicher auf der Skipiste mit dem OÖ. Roten kreuz

Weiße Pisten, Pulverschnee, schneidige Abfahrten und die frische, kalte Winterluft. Mit Skiern oder am Snowboard bei Traumwetter den Hang runter zu carven, ist ein Traum. Aber: Für rund 3.600 Oberösterreicher endet der Ski-Spaß im Winter jährlich im Spital.

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