RAA 2020 als Rennen der Superlative

Bild zeigt Michael Kochendoerfer (AUT). 
Foto: Felix Roittner
Bild zeigt Michael Kochendoerfer (AUT). Foto: Felix Roittner

Man kommt ins Schwärmen, wenn man einen Blick auf die Startliste des Race Around Austria 2020 wirft. Stand das Rennen im April noch auf wackeligen Beinen und kurz vor der Absage, wurde spätestens im Mai klar, dass das Rennen als Einzelzeitfahren mit den entsprechenden Mindestabständen durchgeführt werden kann. Die Folge: Ein Run auf das Rennen und ein nie dagewesenes Starterfeld. „Der eigentliche Schlüssel, dass wir dieses Rennen durchführen, ist unserer jahrelangen, guten und ehrenamtlichen Arbeit geschuldet“, so Rennleiter Michael Nußbaumer. Hätten wir viele Fremdleistungen, hätten wir im Frühjahr wohl die Reißleine ziehen müssen. So haben wir aber zuwarten können und es freut mich ganz besonders, dass wir unseren Teilnehmerinnen und Teilnehmern heuer überhaupt ein Rennen bieten können. Aber unsere 50 ehrenamtlichen Helfer, von denen sich an die 20 eine Woche extra Urlaub nehmen, stehen voll hinter der Veranstaltung“.
Das Team Vorarlberg Santic umrundet Österreich, das Team Felbermayr Simplon Wels Oberösterreich
Johannes Schinnagel, Daniel Geismayr, Felix Meo und Jack Burke. Das ist das Quartett des Continentalteams Vorarlberg Santic beim RAA 2020. Wenn man auf dieses Line-Up schaut, hat Teammanager Thomas Kofler keineswegs eine B-Mannschaft an den Start des RAA 2020 gestellt. An den Athleten sollte es also nicht scheitern. Die große Unbekannte allerdings: Die Organisation und die Taktik auf diesem völlig neuen Terrain für Profimannschaften. Dazu Kofler schmunzelnd: „Eigentlich bin ich gespannt, wieviel Zeit uns die guten Amateurteams abnehmen. Unser Können liegt eigentlich ganz woanders und wie wir wissen, ist das RAA nicht nur reines Radfahren, sondern es steckt enorm viel Organisation und Taktik dahinter. Ehrlich gesagt sind wir darauf erst während der Vorbereitung gekommen“, so der Vorarlberger, der trotz Unerfahrenheit eine Zeit im Bereich des Rekordes der 4er-Teams anpeilt.

Kurzfristig hat auch noch das Team Felbermayr Simplon Wels für die CHALLENGE prominent genannt, was auch Paul Resch, den Präsidenten des OÖ Landesradsportverbandes freut, der gleichzeitig auch Gesellschafter der Welser Mannschaft ist. Das Team wird mit dem Gewinner der Rad-Bundesliga 2019, Stephan Rabitsch und Manuel Bosch auf ÖM-Trikotjagd gehen. Das Team selbst war noch bis Sonntag bei der Czech Cycling Tour im Einsatz. Am Mittwoch warten harte 560 Kilometer auf die beiden Klassikerspezialisten, die sich die Strecke mit Berg- und Zeitfahrrad aufteilen werden. Vor allem Rabitsch könnte das Format der CHALLENGE gut liegen, ist er doch im Fahrerfeld für seine Kämpfernatur bekannt. Rabitschs Qualitäten für lange Fluchtversuche, die vor allem bei Etappenrennen immer wieder von Erfolg gekrönt waren, könnten auch über 560 Kilometer rund um das Heimatbundesland des Teams durchaus ein Erfolgsfaktor werden.
CREME DE LA CREME im Solo-Feld auf der Extremdistanz
Dass die erste Saisonhälfte völlig ins Wasser gefallen ist, merkt man auch auf der Extremdistanz. So steht Vorjahressieger Rainer Steinberger ebenso am Start wie RAA-Dreifachgewinner Christoph Strasser. Zum Favoritenkreis zählen weiters der Luxemburgische Zeitfahrmeister Ralph Diseviscourt, RAAM-Teilnehmer Thomas Mauerhofer und Robert Müller. Der deutsche Profi vom Veloclub Ratisbona gewann unter anderem 2017 die Bergwertung der Oberösterreich-Rundfahrt. Bei den Damen hat Nicole Reist genannt, sie konnte das Rennen u.a. 2019 in Rekordzeit gewinnen.
DIE CHALLENGE rund um Oberösterreich gibt es ab 2020 auch in einer UNSUPPORTED-Kategorie
Im Oktober 2019 wurde sie erstmals getestet: Die CHALLENGE UNSUPPORTED. Mit dem Ziel, das 560km lange Rennen auch für Abenteurer richtig attraktiv zu machen. Kein Support-Car, keine Betreuer und auf sich alleine gestellt so schnell wie möglich Oberösterreich umrunden.

Gleich bei der ersten Austragung haben sich nicht weniger als 35 Athleten registriert, die am Mittwoch, 12. August das Rennen ohne Teamsupport in Angriff nehmen werden. Die Karenzzeit beträgt bei der CHALLENGE UNSUPPORTED 29 Stunden, also lediglich eine Stunde länger als bei der begleiteten Version mit Pace-Car. Für viele wird die UNSUPPORTED CHALLENGE also vor allem eins: Ein Kampf gegen die Uhr.
Zahlreiche COVID-SICHERHEITSVORKEHRUNGEN beim Rennen
Das Race Around Austria 2020 ist eine der wenigen Großsportveranstaltungen, die heuer durchgeführt werden. Möglich macht dies ein ausgeklügeltes Präventionskonzept. Dabei geht es vorrangig darum, verschiedene Teams voneinander zu trennen, den Kontakt zwischen Offiziellen und Teams auf ein Minimum zu reduzieren und Zuseher und die Sportveranstaltung an sich räumlich zu trennen, um bei einem Verdachtsfall oder einem positiven Befund die Folgen (Quarantäne) so gering wie möglich zu halten. Die gesamte Rennvorbereitung wird im Freien durchgeführt. Unter anderem wird das Rennbüro nach draußen verlegt. Es muss bei der Abholung der Startunterlagen heuer erstmals kein Innenraum betreten werden. Auch bei den Pre Race Meetings ging man innovative Wege: Diese wurden nicht wie gewohnt im Vortragsstil, sondern online durchgeführt. „Wir vermeiden dadurch Menschenansammlungen In- und Outdoor“, so OK-Chef Michael Nußbaumer.

Aufgrund der COVID-Richtlinien findet heuer kein Marktfest entlang des letzten Kilometers des Zieleinlaufs statt. Allerdings wird die Straße (wie jedes Wochenende in St. Georgen) in eine Fußgängerzone umfunktioniert, bei den Gastronomiebetrieben gibt es bei Schönwetter einen Schanigartenbetrieb. Zudem wird das Veranstaltungsgelände des RAA (Bereich vor der Start- und Zielbühne) auf maximal 200 Personen begrenzt.

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