Corona-Krise: Eine Milliarde weniger im Geldbörsel der Beschäftigten

AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer.
AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer.

Durch den Corona-Shutdown ist die Arbeitslosigkeit massiv gestiegen. Viele Arbeitnehmer/-innen waren von Einkommensausfällen betroffen. Das Lohnminus summierte sich gesamtwirtschaftlich im ersten Halbjahr 2020 auf eine Milliarde Euro. Gleichzeitig betrug das geplante Gewinnausschüttungsvolumen von großen Börseunternehmen 3,1 Milliarden Euro per Ende April. „Weniger Kaufkraft bedeutet weniger Konsum und weniger Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen. Das erschwert eine rasche Konjunkturerholung. Deshalb sind gerade jetzt faire und nachhaltige Lohnerhöhungen angebracht“, so AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer.


Im ersten Quartal bis März gab es zwar noch ein Plus von rund einer Milliarde Euro auf den Lohnkonten, im zweiten Quartal aber dafür ein Minus von rund zwei Milliarden Euro – unterm Strich war die Lohn- und Gehaltssumme im ersten Halbjahr 2020 brutto um rund eine Milliarde oder 1,3 Prozent niedriger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.


Schon vor der Corona-Krise hat sich das mittlere (Median-)Einkommen nicht sehr rosig entwickelt, wie der Blick zurück zeigt: Zwischen 2008 und 2018 stieg es preisbereinigt und netto lediglich um 1,3 Prozent. Das heißt: Mit diesem Einkommen kann man sich gerade einmal etwa gleich viel leisten wie vor einem Jahrzehnt. Das am schlechtesten verdienende Viertel hatte 2018 real und netto sogar um 2,4 Prozent weniger Einkommen als 2008.


Dazu kommt, dass im letzten Jahrzehnt die Teuerung bei den Mieten geradezu explodiert ist. Auch für Güter des täglichen Bedarfs, wie Lebensmittel, sind die Preise in den letzten zehn Jahren weit über der allgemeinen Inflation angehoben worden. Diese Preissteigerungen treffen gerade untere Einkommensschichten, weil für sie der prozentuale Anteil der Mietkosten und der Güter des täglichen Bedarfs am Einkommen am höchsten ist.


Viele Arbeitnehmer/-innen kommen mit ihrem Einkommen kaum oder gar nicht aus. Laut Arbeitsklima Index konnten in der Zeit von März bis Mai 2020 nur 14 Prozent von ihrem Einkommen sehr gut leben. Für ein Drittel reichte es vollkommen aus. Aber für die Hälfte reichte das Einkommen gar nicht (acht Prozent) oder gerade noch (42 Prozent).


2019 erhielten Vorstandsmitglieder ausgewählter österreichischer Börseunternehmen im Schnitt 1,86 Millionen Euro im Jahr, das sind mehr als 132.000 Euro im Monat (14 Mal). Durchschnittliche Vollzeitbeschäftigte müssten 35 Jahre lang arbeiten, um diese Manager-Jahresgage zu bekommen.


Mittleres Monatseinkommen in Oberösterreich beträgt heuer 2530 Euro


Millioneneinkommen wie bei Managern/-innen sind für Arbeiter/-innen und Angestellte unerreichbar. So erhalten 2020 nur knapp sechs Prozent der etwa 605.000 oberösterreichischen Arbeitnehmer/-innen ein Monatsbruttoeinkommen über der Höchstbeitragsgrundlage von 5.370 Euro. Das mittlere (Median-)Einkommen in Oberösterreich beträgt im ersten Halbjahr 2020 nur rund 2.530 Euro brutto. Männer verdienten im Median 2.956 Euro, Frauen mit 1.896 Euro um etwa 36 Prozent weniger.


Im Bezirksvergleich erhalten die in Steyr-Stadt arbeitenden männlichen Angestellten mit rund 4.750 Euro die höchsten Arbeitsentgelte, gefolgt von denen in Perg und Vöcklabruck (rund 4.100 und 3.990 Euro). Am wenigsten verdienten Arbeiterinnen in Rohrbach, Freistadt und Eferding mit rund 1.270 bis 1.300 Euro.


Produktivität in den letzten 20 Jahren um 26 Prozent gestiegen,

die Löhne aber nur um 15 Prozent


In den letzten zwei Jahrzehnten ist laut OECD eine Arbeitsstunde in Österreich um 26 Prozent ergiebiger und produktiver geworden. Die von den Unternehmen bezahlten Arbeitskosten (Bruttolöhne und Sozialbeiträge) sind preisbereinigt aber nur um rund 15 Prozent gestiegen – also deutlich geringer. Die Differenz von fast der Hälfte des Produktivitätsanstiegs verblieb den Unternehme(r)n.

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In dieser Situation fordert die Arbeiterkammer faire und wirtschaftlich vernünftige Kollektivvertragsverhandlungen mit Joberhalt, nachhaltigen Lohnerhöhungen zur Kaufkraftsicherung und fairer Abgeltung der Corona-Belastungen. Zusätzlich verlangt die AK von der Regierung für die geschätzt eine Million Arbeitnehmer/-innen, die während der Krise das Land am Laufen gehalten haben, endlich den „Corona-Tausender“. Außerdem muss die volle Lohnsteuerreform rasch erfolgen und soll durch einen „Wohnbonus“ (Steuergutschrift) von bis zu 800 Euro als Absetzbetrag die Mietkosten und Ausgaben für die Anschaffung oder Sanierung selbst genutzter Eigenheime absetzbar sein.

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