LR Steinkellner: Unverständnis für Dezimierung von Railjet-Angebot

Archiv Foto Kurt Schmidsberger
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Neuer ÖBB Fahrplan schwächt ÖV-Qualität in Oberösterreich. Land OÖ und Pendlerinnen und Pendler haben trotz Mehrbestellung im Nahverkehr das Nachsehen. Dass einerseits Maßnahmen für den Klimaschutz propagiert werden und im selben Atemzug das Fernverkehrsangebot reduziert wird, widerspricht der Logik.

Am 13. Dezember 2020 findet heuer der alljährliche Fahrplanwechsel statt. Im Gepäck befinden sich für zahlreiche Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher verbesserte Zugverbindungen im Regionalverkehr. „Mit dem Bestreben, den öffentlichen Verkehr kontinuierlich attraktiver gestalten zu wollen, investiert das Land OÖ gemeinsam mit dem Bund in eine Ausweitung des regionalen Fahrplanangebots“, bestätigt Infrastruktur-Landesrat Mag. Günther Steinkellner mit Verweis auf die Zusatzbestellungen zum Verkehrsdienstevertrag.
Unverständnis herrscht allerdings aufgrund einer gleichzeitigen Reduktion des Railjet-Angebots, von der das Land erst jetzt Kenntnis erlangt hat. Im Fernverkehr, wo die ÖBB eigenwirtschaftlich unterwegs ist, haben die Fahrgäste somit das Nachsehen. Die Dezimierung des Railjet-Angebots hat darüber hinaus auch gravierend negative Auswirkungen auf den Regionalverkehr. „Es ist absolut unverständlich, dass von Landesseite in die Attraktivierung des Nahverkehrsangebots investiert wird und im selben Atemzug integrierte Taktfahrknoten aufgelöst werden. Mit der Einstellung bedeutsamer Fernverkehrsangebote werden auch Zusatzbestellungen im Nahverkehr geschwächt bzw. teils obsolet, weil grundlegende Anbindungen fehlen“, so Steinkellner verärgert.
Konkret werden sechs Railjet bzw. Railjet-Express Verbindungen aus dem Fahrplan genommen. Betroffen sind von Wien kommend der RJX 368 (Wien>Zürich) im Abschnitt Wien Hbf 05:30 – Salzburg Hbf 07:54, der RJ 820 Flughafen Wien 21:33 – Linz Hbf 23:30 und der RJX 764 Flughafen Wien 22:03 – Salzburg Hbf 00:56 sowie aus Westen kommend der RJ 825 Wels Hbf 03:55 – Flughafen Wien 05:57, der RJ 843 Salzburg Hbf 21:12 – Wien Hbf 00:05 sowie der RJX 367 (Zürich>Wien) im Abschnitt Salzburg Hbf 22:08 – Wien Hbf 00:33. Wenn die genannten Fernverkehrsverbindungen der ÖBB eingestellt werden, müssen oberösterreichische Pendlerinnen und Pendler dadurch mit teils massiven Fahrzeitverlängerungen, oder überhaupt fehlenden Anbindungen in den Tagesrandzeiten rechnen.
Neben einigen S-Bahn Anbindungen die von den Fahrgästen nicht mehr genutzt werden können, wird besonders der Fernverkehrshalt Wels von diesen Planungen hart getroffen. Für Landesrat Günther Steinkellner stellen die offiziell 2,3 Millionen Kilometer zusätzliche Fahrplanleistung pro Jahr aus OÖ-Sicht folglich eine Mogelpackung dar: „Dass die ÖBB versucht, Corona-bedingte Verluste zu minimieren, mag nachvollziehbar erscheinen. Die Art und Weise wie man hierbei vorgeht, ist dennoch kritikwürdig. Besonders enttäuschend ist, dass die Verschlechterungen nicht kommuniziert wurden. Nicht einmal im Rahmen der Verhandlungen zur Ausweitungen des Nahverkehrsangebots wurde eine Silbe über die Einstellung der Fernverkehrsverbindungen verloren. Erst nachdem die Angebotsausweitung im Nahverkehr festgelegt war, wurde man zufällig auf diese Umstände aufmerksam. Dass die heimischen Fahrgäste im Regen stehen gelassen werden, obwohl von Länderseite als auch von Bundesseite mehr investiert wird, ist deshalb nicht nachvollziehbar“, so Steinkellner.
Laut Klimaministerin Leonore Gewessler wird mit dem neuen Fahrplan ein großer Sprung gemacht. Der Zielsetzung mehr klimafreundliche Reisemöglichkeiten anzubieten, kam man mit Zusatzbestellungen im Nahverkehr zwar nach, doch die synchrone Angebotsreduzierungen im Fernverkehr ist aus Sicht des Umweltschutzes irreführend. Das Bundesministerium für Klimaschutz ist gefordert, gemeinsam mit der ÖBB eine Lösung zu erarbeiten, um diese Angebotsreduzierungen zu unterbinden. „Der Wunsch, den öffentlichen Verkehr attraktiver zu gestalten, genügt nicht. Um diesem Ziel tatsächlich Leben einzuhauchen, muss ein gutes Angebot präsentiert werden. Die Verschlechterung des Angebots wird keine Fahrgäste zum Umstieg verführen. Wer den Umweltschutz ernst nimmt, sollte konkrete Maßnahmen setzen“, so Steinkellner abschließend.

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