Seit Monaten Tag und Nacht im Einsatz gegen CoVid-19

Susanne Kruta demonstriert, was es mit der Schutzkleidung auf sich hat. OERK:/Credit: OOERK/ Frühwirth,
Susanne Kruta demonstriert, was es mit der Schutzkleidung auf sich hat. OERK:/Credit: OOERK/ Frühwirth,

Verschwitzt schält sich Elias Pühringer aus dem Schutzanzug. Bzw. er lässt sich schälen, denn das Ausziehen geht nicht leicht vonstatten, Hilfe ist notwendig. „Der Schutzanzug ist Fluch und Segen zugleich“, berichtet Elias Pühringer, Zivildiener beim seit November neu geschaffenen CoVid-19-Team. „Ohne ihn ließen sich die Transporte mit den hochinfektiösen Covid-19-Erkrankten nicht sicher durchführen, aber es ist langwierig und mühselig, ihn anzuziehen, es ist superheiß in ihm drin und der normale Gang zum WC muss warten bis man wieder draußen ist – was dauern kann.“

Schwierige Arbeitsbedingungen beim Kampf gegen CoVid-19
Ärztinnen und Ärzte, die sich für den hausärztlichen CoVid-19-Notdienst (C-HÄND) gemeldet haben, werden ebenso vom CoVid-19-Team gefahren wie an Sars-Cov2 erkrankte Personen. Angesichts der Einblicke in so manche schwierige gesundheitliche Situation von Corona-Betroffenen können das Team sowie die ÄrztInnen nur staunen, dass es immer noch Menschen gibt, die diese heimtückische Krankheit auf die leichte Schulter nehmen. Celina Frühwirth, Leiterin des CoVid-19-Teams, resümiert die Entwicklung der letzten Monate: „CoVid-19 belastet unsere Gesellschaft massiv. Auch wir stecken seit Monaten in einem langsam schon ewig scheinenden Kreislauf von erschwerten Arbeitsbedingungen, mit zeitweilig ziemlich dünner Personaldecke und zugleich gestiegenen Anforderungen. Das zehrt natürlich an unseren Reserven, aber obwohl es uns inzwischen echt stark ist, können wir uns aufeinander verlassen. Wir wissen, dass der sichere Transport der Erkrankten und unsere logistische Unterstützung für die Krankenhäuser wichtig sind für das Gesundheitssystem und für unsere Mitmenschen. Deswegen mag die Freude an der Arbeit sinken, unsere Einsatzbereitschaft jedoch bleibt hoch. Nur unser Verständnis für die Unvorsichtigen sinkt deutlich.“

CoVid-19-Transporte unterliegen strikten Hygienemaßnahmen Die Transporte von CoVid-19-Erkrankten sind ausgesprochen aufwändig. Zuerst muss die Schutzausrüstung übergestreift werden: Schutzanzug, zwei Paar Handschuhe, FFP2-Maske, Visier, Schutzbrille.
Die Person im Schutzanzug muss jeden Handgriff genau überlegen: ab dem ersten Kontakt mit einer infizierten Person darf nichts mehr unbedacht angefasst werden. Schutzanzug, Maske und Visier erschweren Hören und verständliches Sprechen – die Infizierten haben oft selbst ein schlechtes Gehör, und so ist keine Kommunikation möglich. „Die PatientInnen haben oft Angst, sie wissen nicht, was sie erwartet und/oder es geht ihnen wirklich schlecht, und dann kommen wir, ganz in weiß, kein Kontakt zu viel und Reden miteinander ist unmöglich … mir tun diese Menschen oft sehr leid, denn es ist nicht möglich, ihnen in dieser Schutzausrüstung irgendwie Trost zu spenden“, bedauert Frühwirth.

Zurück am CoVid-19-Stützpunkt in Schalchham muss der Sanitätseinsatzwagen 10 Minuten lang gelüftet werden, danach werden die Oberflächen und Berührungspunkte desinfiziert. So verlängert sich ein einzelner CoVid-19-Einsatz um die Dauer der Vor- und Nachbereitung, und das bei einem sehr hohen Fahrtaufkommen.
Das bringt eine längere Wartezeit für die Patientinnen und Patienten mit sich, eine größere Belastung für das CoVid-19-Team sowie eine Verschiebung der Fahrten bis in die Nacht hinein – zusätzlich zu den ungeplant anfallenden Nachtfahrten des Teams.

Personell fast am Limit
Corona machte auch nicht Halt vor Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen beim Roten Kreuz: „Im Dienst hat sich bisher niemand angesteckt, da greifen unsere Hygienemaßnahmen vorbildlich. Dennoch sind immer wieder Kollegen oder Kolleginnen in Quarantäne, entweder als Kontaktperson oder als Infizierte(r). Das dünnt unsere Personaldecke in einer Zeit aus, in der wir alle mehr denn je gebraucht werden. Da müssen dann auch Freiwillige einspringen, die zusätzlich zu ihrem Job plötzlich deutlich mehr Einsätze leisten müssen“, erläutert Kersten Merzweil, Rettungssanitäter im CoVid-19-Team, die personelle Situation. Seine Kollegin Marlena Moosleitner ergänzt: „Das gemütliche Beisammensein, bei dem sich manch intensiver Einsatz besser verarbeiten lässt, fehlt uns allen. Außerdem wurden wir alle von verschiedenen Ortsstellen zusammengezogen. Wir können natürlich nicht alle von einer Ortsstelle kommen, da diese sonst massiv unterbesetzt wäre für die ‚normalen‘ Rettungsfahrten. Es war anfangs zusätzlich herausfordernd in einer Extremsituation, in der man so aufeinander angewiesen ist mit neuen Kolleginnen und Kollegen zusammenzuarbeiten.“ Alle hoffen auf ein baldiges Ende dieser Kräfte zehrenden Umstände.

Hohes Arbeitsethos beim Roten Kreuz
Ein Ende der Pandemie wird von der ganzen Bevölkerung herbeigesehnt. Vermutlich jedoch nirgends so sehr wie bei denjenigen, die wirtschaftlich massiv leiden und bei denen, die seit Monaten im Stillen ihre ganze Kraft in den Dienst der Seuchenbekämpfung stellen. Ein Lichtblick ist das Arbeitsethos dieser Menschen. Obwohl sie alle schon seit Monaten auf ihre meisten sozialen Kontakte verzichten müssen und ihr Leben enorm vom Kampf gegen CoVid-19 geprägt ist, ist es doch selbstverständlich für sie, dass es nur einen Weg gibt: Maßnahmen beachten und Durchhalten. Irgendwann ist auch diese Pandemie vorbei. Bis dahin wird gearbeitet, im Schutzanzug geschwitzt, desinfiziert und zusammengestanden.

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