„Think Tank“ bleibt auf Kunstkraftplatz Gmunden

„Think Tank. An European Initiative for the Applied Arts“ nennt sich eine Elite von internationalen Kunst-TheoretikerInnen, die seit sieben Jahren in Gmunden zusammen kommt und über angewandte Kunst nachdenkt, also über die Herstellung von nützlichen Kunstgegenständen, bei denen Design und Fertigung in einer Hand liegen. Ende der Vorwoche tagte Think Tank wieder drei Tage lang in Gmunden.

„Obwohl wir schon mehrfach Angebote aus Paris, Oslo oder London hatten, wollen wir hier in der Mitte Europas bleiben“, sagt die Vorsitzende der Runde, Gabi Dewald aus Deutschland. Das sei wegen der Ruhe und Schönheit des Ortes so, weil man hier sofort „herunter komme“, sich konzentrieren könne, aber auch deshalb, weil Gmunden mit seiner gelebten Keramik-Tradition so etwas wie ein Kunst-Kraftplatz sei, weil angewandte Kunst hier wachse und eine bedeutende Tradition habe.

Die Treue zum Traunsee hält an, obwohl das ExpertInnen-Forum heuer große Abstriche machen muss. Die jährliche, bislang in Gmunden konzipierte und auf Europatournee geschickte Ausstellung mit beispielhaften Kunstobjekten muss wegen der Kürzung von Förderungen erstmals entfallen, die alljährliche Publikation muss schmäler werden, es fehlen rund 8000 Euro. Doch Think Tank arbeitet anders weiter. Ausstellungen werden künftig dann gemacht, wenn ein Museum oder eine Galerie sie „bestellen“, also in Auftrag geben und demzufolge finanzieren. Das trifft beispielsweise für die gerade in der Linzer Landesgalerie laufende Schau „Metadomestic“ zu.


Heuer trafen sich in Gmunden TeilnehmerInnen aus Österreich - Peter Assmann, Direktor der oö. Landesmuseen -, Deutschland, Spanien, Frankreich, Dänemark und Australien. Ihr Thema hieß „Show“. Konkret brachte jeder und jede interessante Objekte mit, die dann im Plenum vorgestellt und besprochen wurden.

In Zeiten, da selbst die einfachsten Vorgänge, wie etwa eine gemeinsame Mahlzeit mit saisonalen Produkten an einem aufmerksam gedeckten Tisch ohne Medienpräsenz (Handy, PC, Radio, TV, i-Pad etc.) eine Seltenheit geworden sind, macht sich Think Tank Gedanken über die Dinge und um die Rituale des Alltags. Um deren Bedeutung und Berechtigung, um deren Aufgaben, deren Einflussnahme, deren Sinn in der Gesellschaft des 21. Jahrhundert. Insbesondere, wenn diese alltäglichen Dinge künstlerisch aufgeladen sind – um die „angewandte“ Kunst also. Deren neueste Trends, Entwicklungen und schließlich ihre Chancen spüren die Think Tank-Leute jährlich einmal in Gmunden zusammen auf. Und die Chancen stehen – laut Think Tank – in einer zunehmend virtueller werdenden Welt – nicht schlecht.

Weitere Meldungen