EIN HERZENSWUNSCH VON BISCHOF RUDOLPH HITTMAIR



Ein Herzenswunsch von Bischof Rudolph Hittmair war die Errichtung einer Messkapelle auf dem schönsten Berg Oberösterreichs, „am Rande des Karls-Eisfeldes“. So schreibt der „Chronist Oberösterreichs“ Prof. Rudolf Lehr in der noch nicht veröffentlichten Festschrift zum Weihejubiläum der Dachsteinkapelle am 1. September 2014. So ist es verständlich, dass es sich Bischof Rudolph nicht nehmen ließ, die vorgesehen kirchlichen Segnungen anlässlich eines Kirchenbaues auf dem Dachstein selbst vorzunehmen. Auch die Weihe des Grundsteines nicht, welche am 21. September 1913 bei Schneegestöber auf 2203 Meter gefeiert wurde.

Mit dem Hubschrauber, mit dem sich heute viele Ehrengäste zu feierlichen Anlässen auf die Berge bringen lassen, konnte Bischof Rudolph Hittmair nicht auf den Dachstein gebracht werden. Auch Seilbahnen, die den Weg zur Simonyhütte und zur Dachsteinkapelle inzwischen erheblich verkürzen, gab es noch nicht. Der Bischof musste wandern, auf dem klassischen Weg von Hallstatt aus, sechs Stunden lang.

Eine historische Quelle zur Wanderung des Bischofs zur Simonyhütte hinterließ Dombaumeister Matthäus Schlager (+1959) in einem Bericht über die „Dachsteinbesteigungen des Bischofes Rudolph“ in der „Illustrierten Kriegsbeilage“.


„Ich habe mit dem Hochwürdigsten Herrn Bischof zwei Dachsteinbesteigungen gemacht“, schreibt er. Die erste „galt der Grundsteinlegung der Dachsteinkapelle, welche die Weihe des Grundsteines der Hochwürdigste am 21. September 1913 um ½ 6 Uhr früh unter starkem Schneegestöber vorgenommen hatte. Der Aufstieg begann am Samstag den 20. September von Hallstatt aus um 10 Uhr vormittags unter strömenden Regen. (...) Bei der Tiergartenalpe wurde die erste Rast gemacht, wo es auch zu Regen aufgehört hatte. Nach dieser einstimmigen Rast ging es wieder weiter, der Simony-Hütte immer näher kommend, fort. Der Hochwürdigste Herr Bischof war fast immer als erster und bestieg die Höhe mit Leichtigkeit. Als wir um zirka 3 Uhr nachmittags auf der Simony-Hütte angekommen waren, wurde gleich der Bau der Kapelle besichtigt, alle Vorbereitungen zur Grundsteinlegung getroffen und dann partienweise noch kleinere und größere Touren über das Gletscherfeld und auf das Schöberl unternommen. Der Hochwürdigste Herr Bischof blieb in der Nähe des Baues und betete das Brevier und sah sich diese geteilten Ausflüge von dort aus an. Nach dem Abendessen wurde die Grundsteinurkunde vom Hochwürdigsten Bischof verfasst und vom Touristen Georg Hammerl auf Pergament niedergeschrieben und von sämtlichen Anwesenden unterfertigt; dann in eine vom Spengler Weichselbaumer eigens mitgebrachte Blechhülse gesteckt {welche am anderen Tag} vom Hochwürdigsten selbst, rückwärts des Grundsteines versenkt {wurde}. Als die Urkunde verfasst war, zog sich der Bischof in sein Zimmer zurück. Unter den Anwesenden aber herrschte eine sehr fröhliche Stimmung, auch fand die Namenstagfeier mit einer Ansprache des k. k. Bergrates statt. Es wurden mehrere Toaste und Hochrufe ausgebracht, so dass der Hochwürdigste, trotzdem er sich sobald zurückgezogen hatte, nicht schlafen konnte. Aber in der Frühe, als die abends länger Aufgebliebenen noch schlafen wollten, war der Hochwürdigste schon um 4 Uhr tätig, um den Altar für den Gottesdienst bereit zustellen. Um ½ 6 Uhr nahm dann der Hochwürdigste Herr Bischof in Gegenwart zahlreicher Anwesender unter heftigem Schneegestöber die Grundsteinlegung der Kapelle vor. Nach derselben wurden, in dem zur Kapelle umgeänderten Hüttenzimmer, vom Hochwürdigsten Herrn Bischof und nachher vom hochw. Herrn Konsistorialrat Stadler heilige Messen gelesen. Nachher wurde das Frühstück eingenommen, welches aus Brennsuppe bestand, weil der Hüttenwirt sonst nichts mehr hatte. Nach dem Frühstück wurde bald der Rückweg nach Hallstatt angetreten. Eine photographische Aufnahme während der Grundsteinweihe wurde gemacht, ist aber nicht besonders ausgefallen, da das Wetter sehr schlecht war. Ebenso wurde eine Aufnahme noch bei der Tiergartenhütte gemacht (Linzer Volksblatt, Illustrierte Kriegsbeilage. Nr. 11, 1915.).“

Bischof Rudolph weihte, wie oben schon erwähnt, ein Jahr später am 1. September die Dachsteinkapelle dem Allerheiligsten Altarsakrament. Die Inngestaltung der Kapelle wurde jedoch wegen der Kriegsereignisse des Ersten Weltkrieges und durch den frühen Tod von Bischof Rudolph nie vollständig abgeschlossen. Erst 1994 konnte unter Hallstatts „Dachsteinpfarrer“ August Stögner die Innengestaltung der Kapelle abgeschlossen werden. Erzbischof Dr. Alois Wagner, der sich wie Bischof Rudolph, eng mit dem Dachstein verbunden wusste, segnete anlässlich des 80-jährigen Weihejubiläums im September 1994 das Altarrelief und einen neuen Zelebrationstisch.

Aus Anlass der 100-jährigen Grundsteinlegung wird genau 100 Jahre danach, am Samstag den 21. September 2013 um 11 Uhr, ein Gottesdienst gefeiert. Aufgestiegen auf die Simonyhütte wird bereits am Vortag. Wie damals Bischof Rudolph mit seinen Begleitern, bei jeder Witterung. Besonders gedacht wird bei diesem Gottesdienst an Bischof Rudolph, an Erzbischof Alois und an die beiden hallstätter Dachsteinpfarrer Pilz und Prälat Johann Weidinger, die sich wie ihr Nachfolger, sehr um die Kapelle gesorgt haben.

Der offizielle Festgottesdienst der Diözese zum 100-jährigen Weihejubiläum wird am Samstag den 30. August 2014 gefeiert.


Text: Mag. Josef Peter Zauner

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