Jubiläum: 15 Jahre Servicestelle für pflegende Angehörige

1998 war die Veranstaltung „Wir sind drei Geschwister, aber im Grunde bin ich ganz allein mit der Pflege“ im Bildungshaus Schloss Puchberg die Initialzündung. Sie zeigte auf, dass die Pflege von Angehörigen zu oft mit großem Leidensdruck an einer einzigen Person in der Familie hängen bleibt. Dennoch werden mehr als 80 Prozent der pflegebedürftigen Menschen zuhause von ihren Angehörigen gepflegt. Seit 15 Jahren erhalten sie nun in OÖ. dabei Hilfe von der Caritas-Servicestelle für pflegende Angehörige, die mit wesentlicher Unterstützung des Landes OÖ aufgebaut wurde. Mit Betroffenen und WegbegleiterInnen feierte die Stelle am 20. September im Veranstaltungssaal der Pfarre Christkönig in Linz ihr Jubiläum.

„Was ich damals dringend gebraucht hätte, war Information“, berichtete Bärbel Danneberg, Journalistin und Buchautorin aus Wien, die einige Jahre ihre an Demenz erkrankte Mutter gepflegt hat und bei der Jubiläumsfeier aus ihrem Buch „Alter Vogel, flieg!“ las. Diese notwendige Information zu geben, sowie Unterstützung und Entlastung, das ist das Anliegen der Caritas-Servicestelle für pflegende Angehörige. Mit dem Blog und der Onlineberatung unter www.netzwerkpflege.at beschreitet sie dabei auch virtuelle Wege – denn eines der Probleme von pflegenden Angehörigen ist, dass sie kaum das Haus und den/die Gepflegte/n allein lassen können. Information und wertvolle Anleitungen zum Umgang mit an Demenz erkrankten Menschen gibt auch die Kursreihe PAULA der Servicestelle. „Seit Projektstart im Frühjahr 2010 wurden insgesamt 51 Kursreihen an fünf Standorten durchgeführt. In dreiteiligen Kursreihen vermittelten dabei neun erfahrene und ausgebildete Demenz-Fachkräfte an 329 TeilnehmerInnen Hintergrundinformationen zur Erkrankung“, erklärt Marlene Mayr, Leiterin der Caritas-Servicestelle für pflegende Angehörige. Eine Kursteilnehmerin berichtete bei der Feier, wie ihr PAULA geholfen hat: „Es ist schwierig mit jemandem umzugehen, der 30 Mal das selbe fragt. Beim Kurs habe ich Geduld gelernt und weiß jetzt, dass meine Mutter mehr zulässt, je ruhiger ich mit ihr rede. So kann ich sie z.B. dazu bringen, dass sie auch einmal wieder etwas anderes anzieht.“
Die Finanzierung der Kursreihe durch den Fonds Gesundes Österreich ist zwar nun ausgelaufen, mit privaten Sponsoren und einer erhofften Unterstützung durch das Land OÖ. soll sie aber weitergehen.

„Ein weiteres Herzstück unserer Arbeit sind Angebote für die Seele und die Ermutigung, auch für sich selbst zu sorgen“, erklärt Marlene Mayr. „Wir bieten dazu derzeit rund 33 Treffpunkte in OÖ. an, die von ehrenamtlichen GesprächsgruppenleiterInnen geleitet werden und wo sich Betroffene untereinander austauschen können. In Linz und Grieskirchen gibt es darüber hinaus das Angebot der psychosozialen Beratung für pflegende Angehörige und zwei Mal im Jahr laden wir zu Erholungstagen ein.“
Neben den PAULA-Kursen veranstaltet die Servicestelle auch laufend Vorträge, um mit Wissensvermittlung zu unterstützen.

Um dem größten „Pflegedienst“ des Landes noch mehr zur Seite zu stehen und ihn angemessen zu fördern, wäre nach wie vor eine Reihe von politischen Maßnahmen erforderlich: „Sehr wichtig wäre die Valorisierung des Pflegegeldes, weiters der verstärkte Ausbau von Tagesbetreuungs- und Kurzzeitpflegeangeboten und die Möglichkeit, flexiblere und leistbare mobile Betreuungsdienste auch für längere Zeit in Anspruch nehmen zu können“, so Franz Kehrer, MAS, Direktor der Caritas in Oberösterreich.


An der Jubiläumsfeier nahm eine Reihe von Ehrengästen teil, die die Arbeit der Servicestelle unterstützen – darunter Anneliese Ratzenböck, Obfrau des Forums „Freunde der Caritas“. Auch der Humor kam nicht zu kurz – mit der Vorstellung der Kunsttherapeutin und Puppenspielerin Sabine Falk, die das Märchen vom Wolf und dem Rotkäppchen neu interpretierte. Mit viel Fingerspitzengefühl und Engagement hat sie das Thema Demenz und Vergessen dargestellt.

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