AK-Bildungsmonitor zeigt: Ungleiche Chancen, frühe Selektion

Die Zukunft unserer Kinder und Jugendlichen hängt davon ab, wie sehr unser Bildungssystem in der Lage ist, Talente zu fördern, Schwächen auszugleichen, individuell auf jedes Kind einzugehen und soziale Ungleichheiten zu kompensieren. Kindergarten, Schulen und die berufliche Erstausbildung schaffen das derzeit nicht: Bildung wird vererbt und Ungleichheit verfestigt. Zu diesem Schluss kommt der neue und brandaktuelle Bildungsmonitor der AK Oberösterreich. Präsident Kalliauer nimmt die Ergebnisse zum Anlass, um erneut eine grundlegende Reform des Bildungssystems zu fordern.

Mit dem Bildungsmonitor zeigt die AK Oberösterreich auf, was im österreichischen Bildungssystem funktioniert und was nicht. Diese umfassende Sammlung von Zahlen, Daten und Fakten schafft einen Überblick, den es bisher nicht gab. Besonders auffallend: die dramatisch hohe Zahl an Jugendlichen, die Schule oder Lehre abbrechen, die Problematik der frühen Trennung in Gymnasium und Pflichtschule sowie die daraus resultierende ungerechte Verteilung von Bildungs- und Lebenschancen.

Knapp 4000 Jugendliche zwischen 15 und 20 Jahren, davon rund 2200 Schüler/-innen und 1800 Lehrlinge, fallen in Oberösterreich jährlich ohne Abschluss aus dem Ausbildungssystem: Zum Teil verlassen sie das Bildungssystem bereits nach Erfüllung der Schulpflicht, zum Teil beginnen sie eine weiterführende Schule oder Lehre, die sie im Verlauf der Ausbildung vorzeitig abbrechen.

„Wer heute die Schule oder Lehre abbricht, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit morgen arbeitslos“, erklärt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer. Er forderte vorbeugende Maßnahmen gegen den Drop-Out in Schule und Lehre, wie den Ausbau der Elementarbildung und die Einführung einer qualitätsvollen, ganztägigen gemeinsamen Schule für alle 6- bis 15-Jährigen.

Das Bildungsniveau wird in Österreich in hohem Maß vererbt: Je höher die Schulbildung der Eltern, umso wahrscheinlicher ist auch ein hoher Bildungsabschluss des Kindes. Nur 26 Prozent der 25- bis 34-Jährigen in Österreich haben einen höheren Bildungsabschluss als ihre Eltern (OECD-Schnitt: 37 Prozent).

Im Gegensatz zu anderen Ländern müssen Schulkinder in Österreich bereits nach der 4. Schulstufe durch die Sortiermaschine: Ob ein Kind in ein Gymnasium oder eine Pflichtschule kommt, hängt aber nicht nur von Kompetenzen oder Noten ab, sondern zu einem großen Teil vom Bildungsniveau und Einkommen der Eltern, vom Wohnort und vom regionalen Schulangebot. „Das ist nicht nur sozial ungerecht, sondern auch bildungspolitisch falsch“, klagt der AK-Präsident. Denn die Aufspaltung der 10- bis 14-Jährigen in Gymnasium und Pflichtschule bringt relativ wenig Spitzenleistungen und viele Leistungsschwächen.

„Was wir daher brauchen, ist ein modernes und sozial gerechtes Bildungssystem, das unsere Kinder fördert, unterstützt und ihnen Perspektiven gibt. Davon profitieren nicht nur die Kinder selbst, sondern wir alle“, erklärt Kalliauer. Er fordert ein umfassende Schulreform, die nicht mehr früh selektiert, Ungleichheit abbaut und mehr Chancengerechtigkeit für alle garantiert.

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