Start der Handaufzucht im Tierpark Rosegg in Kärnten

17 Waldrapp-Küken im Alter von 2 bis 8 Tagen wurden aus den Nestern der Waldrapp-Brutkolonie im Tierpark Rosegg in Kärnten entnommen. Nach einem Veterinärcheck kamen die Küken in die Obhut der beiden erfahrenen Ziehmütter Corinna Esterer und Anne-Gabriela Schmalstieg. Innerhalb von einer Woche werden weitere Küken aus den Kolonien des Tierpark Rosegg und der Kolonie der Konrad-Lorenz Forschungsstelle in Grünau dazukommen. Insgesamt sollen 32 Küken von den menschlichen Ziehmüttern aufgezogen werden. Diese Vögel werden Gründer einer neuen Brutkolonie in Überlingen am Bodensee in Baden-Württemberg.

Acht Partner aus Österreich, Deutschland und Italien versuchen, den Waldrapp im Rahmen eines LIFE+ Projektes in seinem ehemaligen Europäischen Verbreitungsgebiet wieder anzusiedeln. Das Projekt wird von der Europäischen Gemeinschaft im Rahmen des LIFE+ Programmes gefördert. Bis Ende 2019 sollen die wildlebenden Populationen mindestens 120 Individuen umfassen, aufgeteilt auf die bereits bestehenden Brutkolonien Burghausen in Bayern und Kuchl in Salzburg, und eben die in diesem Jahr gegründete dritte Kolonie in Überlingen am Bodensee.

In den vergangenen Jahren haben anfangs je zwei Zieheltern die Küken in zwei getrennten Gruppen aufgezogen. Die Gruppen wurden später fusioniert und im Herbst gemeinsam in das Wintergebiet geführt. In diesem Jahr werden alle Küken von Anfang an in einer Gruppe gehalten und von Corinna und Anne betreut. Johannes Fritz, Leiter des LIFE+ Wiederansiedlungsprojektes: „Für die Ziehmütter ist das eine sehr große Herausforderung und Verantwortung. Nur derart hochqualifizierte Mitarbeiterinnen wie Anne und Corinna können diese Aufgabe aufgrund ihrer umfassenden Vorerfahrung und hoher Professionalität bewältigen.“

Die Küken werden gleich vor Ort, im Tierpark Rosegg in Kärnten, aufgezogen. Besucher des Tierparks können die Handaufzucht live miterleben. Der Aufzuchtcontainer steht im Eingangsbereich des Tierparks. Die Ziehmütter sind durch zwei Fenster bei ihrer Arbeit zu beobachten. In einem angrenzenden Infozelt wird über das Europäische LIFE+ Wiederansiedlungsprojekt informiert. Der Tierpark Rosegg hält seit 2004 eine saisonal freifliegende Waldrapp-Kolonie, die rund 60 Vögel umfasst. Bislang hat der Tierpark rund 160 Küken an das Projekt übergeben. Tierparkleiter Emanuel Liechtenstein: „Unser Tierpark hat die weltweit größte Freiflughaltung von Waldrappen und zudem einen weit überdurchschnittlichen Bruterfolg. Wir können somit sehr substantiell zur Wiederansiedlung dieser hochbedrohten Vogelart beitragen.“

In einem Monat werden die Ziehmütter mit den 32 Küken nach Überlingen am Bodensee, Baden Württemberg, übersiedeln. Dort soll eine neue Brutkolonie entstehen, die dritte nach Burghausen in Bayern und Kuchl in Salzburg. Ab Juni werden die flüggen Jungvögel in einem Trainingscamp in Hödingen darauf trainiert, einem Fluggerät zu folgen. Bis Anfang August werden dann Trainingsflüge in der Region durchgeführt. Mitte August sollen die Vögel dann über die Alpen in das Wintergebiet in der südlichen Toskana geführt werden. J Fritz: „In den Sandsteinfelsen am Bodensee nördlich der Stadt in Überlingen haben bis ins 16. Jahrhundert Waldrappe gebrütet. Nun sollen sie im Rahmen des LIFE+ Projektes und in Zusammenarbeit mit der Stadt Überlingen und weiteren lokalen Partnern wieder dorthin zurückkehren.“
Derzeit umfasst die wildlebende Kolonie rund 70 Waldrappe. Die erwachsenen Vögel sind derzeit unterwegs aus dem Wintergebiet in der Toskana in die Brutgebiete nördlich der Alpen. Einige von ihnen sind schon angekommen und in Burghausen in Bayern wurden bereits die ersten Eier gelegt. Die wildlebenden Vögel müssen erst in das Brutgebiet migrieren bevor sie mit der Brut beginnen. Sie sind deshalb deutlich später dran als ihre Artgenossen im Tierpark Rosegg.

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