100.000 seltene Bäume: Bundesforste bringen Schneebirne und Flaumeiche zurück in Österreichs Wälder

Schneebirne, Flaumeiche oder Blasenstrauch – klingende Namen von heimischen Bäumen und Sträuchern, die in Österreichs Wäldern jedoch schon selten geworden sind. Sie alle stehen auf der Roten Liste für gefährdete Arten Österreichs oder sind regional vom Aussterben bedroht. Die Österreichischen Bundesforste (ÖBf) haben daher ein außergewöhnliches Naturschutzprojekt ins Leben gerufen: Bis 2020 werden insgesamt rund 100.000 seltene Bäume und Sträucher in allen 121 Bundesforste-Revieren in ganz Österreich gepflanzt. „Nachhaltige Waldbewirtschaftung und Naturschutz gehen für uns Hand in Hand“, erklärt Rudolf Freidhager, Vorstand der Bundesforste, die rund 15 % der heimischen Wälder betreuen. „Mit dem Pflanzen seltener Bäume und Sträucher fördern wir gezielt die Artenvielfalt in unseren Wäldern – sowohl jene von Pflanzen, aber indirekt auch von gefährdeten Tieren, die durch den artenreichen Wald wieder mehr Lebensraum finden.“ Insgesamt 35 verschiedene Pflanzenarten – Nadel-, Laub- und Wildobstbäume sowie Blühsträucher – bringen die Bundesforste wieder in die heimischen Wäldern zurück. Die ersten 20.000 Setzlinge wurden bereits 2016 ausgepflanzt. Tausende weitere werden in den nächsten Wochen folgen. Beste Pflanzzeiten sind Frühling und Herbst, wenn Luft- und Bodentemperatur sowie die Niederschlagsintensität den Jungpflanzen optimale Wachstumsbedingungen bieten.

Wildapfel, Zwergbirke und Weißtanne werden rar

Trotzdem Österreich als waldreiches Land gilt, sind zahlreiche Baumarten in den letzten Jahrzehnten rar geworden und nur mehr sehr selten anzutreffen. Als „stark gefährdet“ gelten etwa die Zwergbirke (Betula nana), der Europäische Wildapfel (Malus sylvestris), die Schneebirne (Pyrus nivalis), der Speierling (Sorbus domestica) oder die Weißtanne (Abies alba), von letzterer die Bundesforste allein in der Steiermark und Kärnten bereits mehrere tausend Exemplare gesetzt haben. Weit mehr Baumarten gelten als „regional gefährdet“ wie etwa der Feld-Ahorn (Acer campestre), die Trauben-Eiche (Quercus petraea), die Eberesche (Sorbus aucuparia) oder Bergulme (Ulmus glabra). „Wir setzen ausschließlich Bäume und Sträucher, die in der Region bzw. am jeweiligen Waldort von Natur aus vorkommen – ganz im Sinne einer naturnahen und nachhaltigen Waldbewirtschaftung“, so Freidhager. „Durch gezielte jagdliche Maßnahmen sorgen wir auch dafür, dass sich die ausgesetzten Bäumchen gut entwickeln können.“ Ein bunter Baumarten-Mix macht den Wald zudem klimafit: „Wetterextreme wie Stürme, Hitzeperioden oder Waldschädlinge wie der Borkenkäfer setzen unseren Wäldern als Folge des Klimawandels mancherorts bereits stark zu“, berichtet Freidhager. „Ein artenreicher Mischwald mit verschiedenen Laub- und Nadelbäumen ist die beste Vorsorge, um den Herausforderungen des Klimawandels in den kommenden Jahrzehnten standzuhalten.“ So werden im alpinen Bereich ab 1.500 Meter Seehöhe verstärkt junge Zirben (Pinus cembra) gesetzt – auch sie sind in manchen Regionen bereits selten geworden. Wie die Zirbe gilt auch die Eberesche bzw. Vogelbeere (Sorbus aucuparia), eine seltene Laubaumart, als äußerst frosthart und erfüllt in alpinen Schutzwäldern eine wichtige Funktion. Den Baumarten-Mix ergänzen weitere Laubholzarten wie die ebenfalls gefährdete Sommer- und Winterlinde (Tilia platyphyllos bzw. cordata), Schwarzpappeln (Populus nigra) oder die Flaumeiche (Quercus pubescens).

Wildes Obst für Wildtiere

Besonderes Augenmerk legen die Bundesforste auf die Förderung heimischer und bereits stark gefährdeter Wildobstarten wie den Holzapfel (Malus sylvestris), die Wildbirne (Pyrus pyraster), die Schneebirne (Pyrus nivalis) oder den Speierling (Sorbus domestica). Deren Früchte dienen Wildtieren wie Rehen, Hirschen aber auch dem Igel als reiche Nahrungsquelle. Den knapp 700 Wildbienenarten bieten die Baumblüten in heimischen Wäldern im Frühjahr üppigen Nektar- und Pollengenuss.

Blühende Sträucher für bunte Vögel

Ein weiterer Schwerpunkt des Projektes liegt auf Waldsträuchern, die bevorzugt an Waldesrändern wachsen und für viele Waldvögel einen unersetzlichen Lebensraum darstellen. Als „stark gefährdet“ gelten etwa die Hechtrose (Rosa rubrifolia), die Lorbeer-Weide (Salix pentantra) und andere Weidenarten, als „regional gefährdet“ der Dirndlstrauch (Cornus mas, auch Gelber Hartriegel oder Kornellkirsche genannt), der Zweigriffelige Weißdorn, die Manna-Esche oder der Sanddorn (Hyppophae rhamnoides). Verstärkt gepflanzt werden darüber hinaus auch Schlehen (Prunus spinosa), Berberitzen (Berberis vulgaris), Schneeball (Viburnum opulus) oder auch der äußerst seltene, wärmeliebende Blasenstrauch (Colutea arborescens). Letzterer verdankt seinen Namen den wie aufgeblasen wirkenden Hülsenfrüchten. Vor Fressfeinden geschützt nutzen zahlreiche Waldvogelarten wie Baumpieper, Haselhuhn oder Schlagschwirl das dichte Unterholz am Waldesrand als stillen Rückzugsort und lebensnotwendigen Nistplatz.

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