20 Jahre Österreichischer Arbeitsklima Index

AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer - Foto Arbeiterkammer OÖ
AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer - Foto Arbeiterkammer OÖ

Bei einer großen Enquete zum Thema „Arbeitsleben im Fokus“ blickte die Arbeiterkammer Oberösterreich gestern gemeinsam mit Partnern/-innen und Experten/-innen auf 20 Jahre Österreichischer Arbeitsklima Index zurück – und warf gleichzeitig einen Blick in die Zukunft der Arbeitswelt. Unter den Gästen: Sozialminister Alois Stöger und der britische Politikwissenschafter und Soziologe Professor Colin Crouch.

Als Festredner konnte der renommierte Politikwissenschafter und Soziologe Professor Colin Crouch gewonnen werden. Er skizzierte in seinem Referat die Veränderungen in der Gesellschaft und deren Auswirkungen auf das Arbeitsleben. „Die neuen Technologien vernichten viele Arbeitsplätze. Gleichzeitig gibt es immer mehr prekäre Arbeitsverhältnisse, von denen die Menschen kaum leben können“, skizziert Crouch in seinem Referat. Die Folge: „Junge Menschen müssen sich verschulden, um sich ein Leben aufbauen zu können, aber auch um Kleidung oder Nahrung zu kaufen.“

Einige dieser Entwicklungen lassen sich auch aus den Daten des Österreichischen Arbeitsklima Index ableiten. Diesen lässt die Arbeiterkammer Oberösterreich seit 20 Jahren regelmäßig erheben. Die dabei gewonnenen Daten sind einzigartig: Im Gegensatz zu den üblichen Kennzahlen des Wirtschaftslebens stehen hier die arbeitenden Menschen im Mittelpunkt des Interesses. „Mit dem Arbeitsklima Index können wir verlässliche Aussagen zur Befindlichkeit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Österreich treffen. Das wiederum lässt aussagekräftige Analysen des sozialen Wandels und der Veränderungen in der Arbeitswelt zu“, sagt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer.

Der Arbeitsklima Index berücksichtigt verschiedene Einflussfaktoren, wie etwa die Zufriedenheit mit dem Einkommen und der Arbeitszeit, die Einschätzung der eigenen Chancen auf dem Arbeitsmarkt und auf beruflichen Aufstieg, den Optimismus bezüglich der wirtschaftlichen Entwicklung oder die körperlichen und psychischen Belastungen.

Zu Beginn wurde der Index auf einen Wert von 100 Punkten festgesetzt. Sein Rekordhoch erreichte er im Jahr 2007, also zur Zeit der Hochkonjunktur, mit einem Wert von 112 Punkten. 2016 stürzte der Index auf ein Rekordtief von 105 Punkten ab. „Vor allem der Optimismus für die Zukunft des Betriebes und der Wirtschaft ist in dieser Zeit dramatisch eingebrochen“, sagt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer. In den vergangenen Monaten hat sich der Arbeitsklima Index erholt und bei 109 Punkten eingependelt.

Erhoben wird der Index von den Sozialforschungsinstituten IFES und SORA. IFES befragt jährlich rund 4000 Personen, wobei die Stichprobe repräsentativ für alle unselbständig Beschäftigten in Österreich ist. Anschließend werden die Daten von SORA berechnet und von der AK vierteljährlich präsentiert. In den vergangenen 20 Jahren wurden etwa 100.000 Datensätze gesammelt und ausgewertet. Die Interviewer sind dafür fast zwei Millionen Kilometer direkt zu den Beschäftigten nach Hause gefahren - das entspricht 50 Mal dem Erdumfang. Die Interviews dauerten insgesamt drei Millionen Minuten – das sind rund 5,7 Jahre.

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