Befragung unter jungen Technikerinnen: „Exotinnen“ mit hoher Jobzufriedenheit

Jährlich entscheiden sich 200 Frauen in Oberösterreich für einen technischen Lehrberuf. Neun von zehn würden es wieder tun. Am meisten gefallen den jungen Frauen die Abwechslung, das Arbeitsklima und der gute Kontakt zu den Arbeitskollegen. Die größten Unannehmlichkeiten, mit denen junge Technikerinnen am häufigsten konfrontiert sind, sind „blöde Sager“ und ein „rauer Ton“. All das ergab eine Befragung der Arbeiterkammer Oberösterreich. AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer fordert eine Anpassung der Berufsorientierung in den Schulen, um den Frauenanteil in der Technik – seit Jahren stagnierend unter zehn Prozent – endlich zu erhöhen.

Befragt wurden weibliche AK-Mitglieder in Oberösterreich in insgesamt neun technischen Lehrberufen – u.a. Metalltechnik, Mechatronik und Elektrotechnik. Von all jenen jungen Menschen, die jährlich in Oberösterreich eine technische Lehrausbildung beginnen, sind gerade einmal sieben Prozent weiblich.

AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer: „Es fehlt ganz eindeutig an ausreichenden Initiativen während der Schulzeit.“ Nur für 17 Prozent der befragten Frauen war die Berufsorientierung in der Schule bei der Berufsentscheidung hilfreich. Viele wünschen sich mehr Informationen bis hin zur mehr Praxis- und Schnupperangeboten in technischen Berufen sowie Exkursionen in Betriebe und zu Informationsveranstaltungen.

Die Mehrheit der Befragten findet die Zusammenarbeit mit den Männern toll. 85 Prozent sagten, ihre männlichen Kollegen würden ihre Leistungen gleichberechtigt anerkennen. 80 Prozent erhalten vom Vorgesetzten faire Rückmeldungen über geleistete Arbeit. Die übrigen 20 Prozent bekommen weder faire Rückmeldungen, noch haben sie eine vertrauenswürdige Ansprechperson in der Firma. „Das ist sehr schade, denn die Befragung zeigt auch, dass eine vertrauenswürdige Person im Betrieb das Risiko, Vorurteilen ausgesetzt zu sein, bedeutend senkt“, berichtet Kalliauer.

Obwohl für die meisten das Verhältnis zu den männlichen Kollegen passt, ist dieses durchaus noch ausbaufähig: Die Unannehmlichkeiten, von denen junge Technikerinnen am häufigsten berichten, sind „blöde Sager“ (28 Prozent) und der „raue Ton“ in den Betrieben (24 Prozent). 17 Prozent fühlen sich gegenüber ihren männlichen Kollegen benachteiligt, 13 Prozent fühlen sich sogar von ihnen sozial ausgeschlossen. Je häufiger sich junge Frauen einen rauen Ton und „blöde Sager“ anhören müssen und je mehr sie mit Vorurteilen konfrontiert sind, desto seltener würden sie den Lehrberuf wiederwählen, umso unzufriedener sind sie mit der Ausbildung im Betrieb und umso eher wechseln sie in einen anderen Beruf. In der Berufsschule werden junge Technikerinnen übrigens seltener von den Männern sozial ausgegrenzt als im Betrieb.

Insgesamt 80 Prozent der Befragten sind mit ihrer technischen Ausbildung zufrieden – sowohl im Betrieb als auch in der Berufsschule. Neun von zehn Befragungsteilnehmerinnen würden sich wieder für einen technischen Beruf entscheiden. Das Vorurteil, Mädchen würden technische Ausbildungen eher abbrechen als Burschen, ist übrigens falsch: „In acht von neun Lehrberufsgruppen finden sich bei jungen Männern höhere Abbruchs- bzw. Wechselraten als bei jungen Frauen“, so der AK-Präsiden

Umso mehr geht es jetzt darum, mehr Frauen in technische Berufe zu bringen. Die Arbeiterkammer fordert daher unter anderem mehr Berufsprogramme, die Mädchen für Technik begeistern und ihnen die Scheu nehmen. Weiters fordert die AK eine Neuaufstellung der Berufsorientierung in den Schulen mit mehr und anschaulicheren Angeboten für die Jugendlichen sowie eine stärkere Förderung der Mädchen in den technischen und mathematischen Schulfächern. In den Betrieben braucht es den Erhalt der Jugendvertrauensräte als wichtige Ansprechpartner für junge Technikerinnen, eine Verbesserung der Ausstattung in den Betrieben (Toiletten, Umkleidekabinen) und eine bessere Abstimmung zwischen Berufsschulen und Ausbildungsbetrieben.

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