AK-Analyse zur Kinderbetreuung

AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer - Foto Arbeiterkammer OÖ
AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer - Foto Arbeiterkammer OÖ

Während die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer immer flexibler werden sollen, bleiben die Kinderbetreuungsangebote in Oberösterreich starr und unzureichend. Vor allem bei der Betreuung der Unter-Dreijährigen, bei der Ganztagesbetreuung von Schulkindern oder bei den Betreuungseinrichtungen mit Öffnungszeiten von mindestens neun Stunden hat unser Industriebundesland enormen Aufholbedarf. Der Zwölf-Stunden-Arbeitstag wird das Problem der Vereinbarkeit von Beruf und Familie noch weiter verschärfen, denn Betreuungseinrichtungen, die mindestens zwölf Stunden geöffnet haben, gibt es kaum. „Viele Eltern fühlen sich in Sachen Kinderbetreuung von der Politik im Stich gelassen“, kritisiert AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer.

Die AK hat analysiert, wie die Betreuungssituation in Oberösterreich für Kinder bis 14 Jahre aussieht. Basis sind die Zahlen der Kinderheimstatistik 2017/2018 der Statistik Austria. Die Ergebnisse zeigen sehr deutlich, dass Oberösterreich hier nach wie vor massiven Aufholbedarf hat.

Nur rund 27 Prozent der Betreuungseinrichtungen in Oberösterreich haben derzeit mehr als neun Stunden täglich geöffnet. Hier ist unser Bundesland mit deutlichem Abstand Schlusslicht – österreichweit sind es 58 Prozent. Mehr als die Hälfte der Kindertagesheime bei uns haben sogar weniger als acht Stunden geöffnet, bundesweit sind dies 30 Prozent. Weniger als sechs Stunden am Tag haben in Oberösterreich 16 Prozent aller Einrichtungen geöffnet, bundesweit sind es nur sieben Prozent. 60 (!) Prozent der Kinderbetreuungseinrichtungen in Oberösterreich schließen vor 16 Uhr. Nur ganze sieben Einrichtungen halten mindestens zwölf Stunden oder mehr offen. Das sind 0,6 Prozent aller Betreuungsstätten, der österreichische Durchschnitt beträgt hier rund zehn Prozent.

Viel zu wenige Angebote für Kinder unter sechs Jahren sind „VIF-konform“ (Vereinbarkeitsindikator für Familie und Beruf), also vollzeit-tauglich. Dafür müssten einige Standards erfüllt sein: wöchentliche Öffnungszeiten von mindestens 45 Stunden von Montag bis Freitag, tägliche Öffnungszeit von 9,5 Stunden an mindestens vier Tagen pro Woche, Mittagessen und maximal fünf Wochen geschlossen pro Jahr. „Von diesen Standards sind wir in vielen Gemeinden weit entfernt“, so Kalliauer. Bei den Unter-Dreijährigen liegt Oberösterreich hier im Bundesländervergleich überhaupt an letzter Stelle, bei den Drei- bis Fünfjährigen an siebenter Stelle. Es gibt nur für 4,1 Prozent der Unter-Dreijährigen und für 23,6 Prozent der Drei-bis Fünfjährigen einen Betreuungsplatz, der den VIF-Kriterien entspricht und beiden Elternteilen eine Vollzeitarbeit ermöglicht. Der Bundesschnitt liegt deutlich darüber: bei den Unter-Dreijährigen mit rund 16 Prozent und bei den Drei- bis Fünfjährigen mit 41 Prozent.

Bei den Kindern im Alter zwischen sechs und 14 Jahren liegt Oberösterreich nach Wien bei der Betreuungsquote in Einrichtungen wie Hort, Kindergarten und altersgemischte Gruppen an zweiter Stelle. Jedes zehnte Kind hat dort einen Betreuungsplatz. Berücksichtigt man noch das Angebot an schulischer Nachmittagsbetreuung und ganztägigen Schulformen, dann haben rund 27 Prozent der Sechs- bis 14-Jährigen einen Platz.

Ferienzeiten und Schließtage machen den oberösterreichischen Familien viel Kopfzerbrechen – die meisten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben schließlich nur fünf Wochen Urlaub pro Jahr. Während Kinderbetreuungseinrichtungen bundesweit im Schnitt ca. 21 Tage pro Jahr schließen, sind es hierzulande rund 28 Tage – also fast eineinhalb Arbeitswochen mehr! Oberösterreichs Horte haben an beinahe 32 Tagen pro Jahr geschlossen, österreichweit sind es nur etwas mehr als 24. Hinzu kommt, dass an schulfreien Tagen an ganztägigen Schulen wenig bis gar keine Betreuung angeboten wird.

Präsident Kalliauer: „Die Menschen sollen zwölf Stunden am Tag und 60 Stunden in der Woche arbeiten können, wer in dieser Zeit ihre Kinder betreut, das kümmert die Regierung wenig. Die Politik muss endlich dafür sorgen, dass Beruf und Familie für Eltern besser vereinbar sind.“ Die AK fordert unter anderem einen Rechtsanspruch auf Betreuungsplätze ab dem 2. Lebensjahr, mehr Kinderbetreuungsstätten, die mindestens zwölf Stunden und mehr geöffnet haben, den raschen Ausbau der Kinderbetreuungsangebote vor allem bei den Unter-Dreijährigen, den Ausbau der verschränkten Ganztagesschule, eine Ausweitung der Öffnungszeiten und die Rücknahme der Elternbeiträge für die Nachmittagsbetreuung im Kindergarten.

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