So kommt der Genuss wieder – keine Chance der Mangelernährung im Alter

Prim. Dr. Peter Dovjak, Leiter der Abteilung für Akutgeriatrie und Remobilisation am Salzkammergut-Klinikum Gmunden. ---- 
Bildquelle: gespag
Prim. Dr. Peter Dovjak, Leiter der Abteilung für Akutgeriatrie und Remobilisation am Salzkammergut-Klinikum Gmunden. ---- Bildquelle: gespag

Die Zahnprothese drückt, Medikamente schlagen auf den Magen oder das Essen schmeckt einfach nicht mehr so wie früher – die Gründe für Mangelernährung im Alter und damit einhergehendes Abnehmen sind vielfältig. Jeder dritte ältere Mensch, der ins Krankenhaus kommt, ist entweder untergewichtig oder nicht ausreichend mit Nährstoffen versorgt. Dabei können schon kleine Veränderungen im Alltag dazu führen, dass der Genuss wiederkommt.

„Wir erleben häufig, dass weniger Appetit als normale Begleiterscheinung des Alters abgetan wird, obwohl die Unterversorgung mit Nährstoffen schwerwiegende Folgen haben kann“, erklärt Prim. Dr. Peter Dovjak, Leiter der Abteilung für Akutgeriatrie und Remobilisation am Salzkammergut-Klinikum Gmunden. Die Diagnose „Malnutrition“, also Mangelernährung, wird meist erst im Rahmen eines Krankenhausaufenthaltes gestellt und muss rasch behandelt werden. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Pflege haben die herausfordernde Aufgabe, dass sie hier im Zuge der Pflegeanamnese die Gefährdung erheben und daraus abgeleitete Maßnahmen planen und durchführen müssen“, erklären die Stationsleitungen DGKP Gabriele Breitschuh und DGKP Leonhard Ziegler von der Gmundner Akutgeriatrie. „Denn auch wenn die Betroffenen die Mangelernährung nicht wahrnehmen, sind sie körperlich geschwächt. Das erhöht Infektionsanfälligkeit, Sturzrisiko und auch die Gefahr des Wundliegens“, sind sich die Expertin und der Experte einig.

Schon kleine Veränderungen bewirken viel
Oft sind es nur kleine Veränderungen, die ein großes Stück Lebensqualität zurückbringen. Ein Training wenn Kau- oder Schluckbeschwerden bestehen, das Anpassen einer schlecht sitzenden und schmerzenden Zahnprothese oder ein Blick auf die verordneten Medikamente, die Appetitlosigkeit verursachen können, sind die ersten Maßnahmen. Wurden diese medizinischen Probleme behoben, gibt es bewährte Tricks und Tipps, um den Genuss am Essen wieder zu fördern.

„Zu diesen wirkungsvollen und einfachen Maßnahmen zählen viele kleine und bewusst nährstoffreiche Mahlzeiten am Tag. Puddings, Topfencreme, Bananenmilch oder Nüsse sind wertvolle Energielieferanten für zwischendurch. Butter, Streichfette und Sauerrahm sowie Schlagobers dürfen bei drohender Untergewichtigkeit ebenfalls reichlich genossen werden, zumal sie für die ausgewogenen Hauptgerichte auch Geschmacksträger sind. Wertvolle Eiweißlieferanten wie Fleisch, Fisch, Eier oder Milchprodukte sollten bei jeder Mahlzeit eingeplant werden. Speisen sollten zudem herzhaft gewürzt und appetitlich angerichtet sein, denn das Auge isst bekanntlich mit. Mindestens 1,5 Liter Wasser, Tee oder verdünnte Fruchtsäfte – das deckt den Flüssigkeitsbedarf. Getränke sollten aber nicht unmittelbar vor dem Essen konsumiert werden, das mindert wiederum den Appetit. Zusätzlich machen Bewegung in der frischen Luft und eine kleine Menge an Lebensmitteln mit Bitterstoffen ebenfalls Lust aufs Essen“, erklärt Diätologin Verena Steinkogler.

Angehörige helfen im Kampf gegen die Mangelernährung
Eine besondere Rolle im Kampf gegen die Mangelernährung spielen die Angehörigen: „Uns ist sehr wichtig, dass wir die Angehörigen aktiv einbeziehen und umfassend informieren. Sie sind die ersten, die eine Mangelernährung bemerken und Maßnahmen setzen können. Gemeinsam mit ihnen und den Betroffenen arbeiten wir daran, dass das Essen bis ins hohe Alter ein Genuss bleibt“, schließt Steinkogler.

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