AK-Präsident Kalliauer: „Österreich nimmt viel zu wenig Geld für die Pflege und Betreuung älterer Menschen in die Hand“

Österreich hat nach wie vor kein öffentlich gesteuertes und solidarisch finanziertes Pflegesystem. Pflegebedarf und Pflegegeld-Einstufung werden zwar nach ärztlicher Begutachtung festgelegt, doch die Angehörigen werden im Pflegealltag oft alleine gelassen. „Ich begrüße die im Sommer vom Nationalrat beschlossenen Verbesserungen wie die jährliche Valorisierung des Pflegegeldes und den Rechtsanspruch auf Pflegekarenz und -teilzeit. Diese Maßnahmen reichen aber nicht aus, um die Angehörigen von ihren täglichen Betreuungsaufgaben wirklich zu entlasten“, sagt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer.

Die aktuellen Ergebnisse der im Auftrag des Sozialministeriums durchgeführten 19.000 Hausbesuche bei Pflegegeldbeziehern/-innen sind alarmierend. 77 Prozent der Befragten haben angegeben, noch nie mobile Dienste in Anspruch genommen zu haben. 40 Prozent der Befragten leben alleine. Von diesen Alleinlebenden beziehen 60 Prozent Pflegegeld der Stufen 1 und 2. „Bei diesen beiden Pflegegeldstufen hat man es sehr schwer. Weil es in diesen Pflegestufen grundsätzlich keine Möglichkeit gibt, in ein Altenheim aufgenommen zu werden. Die Betroffenen erhalten auch keine Förderung für eine 24-Stunden-Betreuung. Wenn manche in der Politik stets mit dem Grundsatz mobil vor stationär argumentieren, dann muss das derzeit mangelhafte öffentliche Pflegeangebot massiv ausgebaut werden“, fordert Kalliauer.

Tatsache ist: Der Staat gibt viel zu wenig Geld für Pflege und Betreuung älterer Menschen aus. Das zeigt auch der internationale Vergleich. Während in den Niederlanden der Anteil der Ausgaben für die Langzeitpflege an der Wirtschaftsleistung 2,7 Prozent beträgt, kommt Österreich nur auf 1,5 Prozent und liegt damit unter den europäischen Ländern im unrühmlichen letzten Viertel.

Für Kalliauer ist die stationäre Versorgung – auch für jene, die zu Hause betreut werden wollen – von großer Bedeutung, da in den Altenheimen stets auch Tageszentren und die Kurzzeitpflege untergebracht sind. Bei den stationären Angeboten gibt es allerdings österreichweit dringenden Aufholbedarf. Ein Beispiel: Während Österreich auf 47 Langzeitpflegebetten kommt (bezogen auf 1.000 Einwohner/-innen im Alter von 65 und älter), erreichen die Niederlande einen Wert von 75 Betten.

„Es muss in der Pflege endlich der große Wurf gelingen“, so Kalliauer, der sich von der nächsten Bundesregierung die Einführung eines Rechtsanspruchs auf sämtliche öffentliche Pflegeangebote (darunter auch die mobilen Dienste) erwartet. Außerdem fordert er eine Millionärssteuer, damit die Pflege solidarisch finanziert werden kann. Der AK-Präsident verweist dabei auf Christoph Badelt, dem Leiter des Wirtschaftsforschungsinstituts WIFO, der die gesamte Gesellschaft in der Verantwortung sieht. Nur so bleibe die Pflege nicht mehr länger ein persönliches Risiko.

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