Star-Journalistin Milborn bei AK-Vollversammlung:
„Wir sind auf dem besten Weg zu einer Überwachungsgesellschaft“

Medien unter Druck – warum Demokratie guten Journalismus braucht! Darüber sprach Corinna Milborn – sie war als Gastreferentin eingeladen – gestern Vormittag bei der Vollversammlung der Arbeiterkammer Oberösterreich. Die Journalistin, Politikwissenschafterin und „Medienlöwin“-Preisträgerin 2019 kritisierte vor allem Facebook und Google. „Diese beiden Konzerne wollen nichts mit dem Staat zu tun haben und umgehen alle Regeln und Gesetze“, so die Infochefin von Puls4. AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer begrüßte den Stargast der Vollversammlung als Vorbild für den österreichischen Journalismus. „Schön, dass so eine profunde Kennerin der Medienszene den Weg zu uns gefunden hat. Corinna Milborn steht für Seriosität, Ausgewogenheit und Top-Recherche.“

Demokratie funktioniere laut Milborn ohne Medien nicht. Es gebe derzeit bedenkliche Tendenzen. Gefährlich sei etwa der Einfluss der Konzern-Riesen Facebook und Google auf unsere Demokratie. „Diese Silicon-Valley-Giganten halten sich an nichts. Sie zerstören das Internet, indem sie es privatisieren. Masseninformation – allein Facebook hat 2,8 Milliarden aktive Nutzer/-innen – bedeutet auch, eine gewaltige Waffe in der Hand zu haben“, sagte Milborn. Youtube, eine Tochtergesellschaft von Google, gebe Hass, Lügen und Propaganda den Vorrang. „So radikalisieren sich Menschen vor allem mit rechtsextremem Gedankengut. Auch Wahlmanipulationen gehören zum täglichen Geschäft. Unser Vertrauen in die Demokratie wird dadurch geschwächt“, so Milborn, die warnte: „Google und Facebook kennen dich besser, als du dich jemals selbst kennenlernen wirst.“

Wir seien auf dem besten Weg zu einer Überwachungsgesellschaft, so wie es etwa China bereits vormacht. Milborn plädierte deshalb für ein neues europäisches Selbstbewusstsein. „Unsere Werte müssen gefestigt werden, nicht die chinesischen oder amerikanischen.“ Die Infochefin von Puls4 forderte auch noch einen neuen öffentlich-rechtlichen Medienauftrag. „Der aktuelle stammt aus einer Zeit, als die Öffentlich-Rechtlichen noch ein Monopol hatten. Man muss diesen Auftrag unbedingt aufs Internet ausweiten.“ Zum Schluss hatte Milborn noch einen Ratschlag parat: „Achten Sie ganz genau darauf, wem Sie im Cyberspace Ihre Aufmerksamkeit schenken.“

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