Goldi’s Liebesgeschichte am Kulm – 20 ganz besondere Jahre

Dennoch war es noch nicht der letzte Sprung am Kulm, es folgten zahlreiche Flüge mit der Kamera für den ORF. . FOTO salzkammergut-rundblick.at
Dennoch war es noch nicht der letzte Sprung am Kulm, es folgten zahlreiche Flüge mit der Kamera für den ORF. . FOTO salzkammergut-rundblick.at

Österreichs Paradeskispringer Andreas Goldberger verbindet mit dem Kulm eine ganz besondere Beziehung. Während der Oberösterreicher mit 13 Jahren als Zuschauer in Bad Mitterndorf 1986noch davon träumte, krönte er sich exakt zehn Jahre (1996) später zum Skiflug-Weltmeister. Auch seinen letzten Sprung als aktiver Springer absolvierte „Goldi“ weitere zehn Jahre nach dem Titel (2006) auf der Flugschanze am Kulm.
Skifliegen ist zweifelsohne die Königsklasse des Skispringens. Das bestätigt auch Andreas Goldberger:

„Skifliegen hat einen ganz besonderen Reiz: der Nervenkitzel, die Gefahr und die Anspannung sind beim Skifliegen viel höher. Es ist einfach ein tolles Gefühl ohne künstlichen Antrieb durch die Luft zu schweben!“ Jeder Skispringer träumt davon, möglichst weit zu fliegen und im besten Fall sogar für einen neuen Weltrekord zu sorgen. Daran erinnert sich auch der Oberösterreicher gerne zurück:
„Mein Kindheitstraum war es, der Mensch zu sein, der am weitesten mit Skiern fliegt und somit Weltrekordhalter ist. Du hast natürlich auch Ziele wie Vierschanzentournee-Sieger oder OlympiaGold, aber die Jagd nach der größten Weite ist immer etwas ganz Besonderes!“

Der Traum vom Weltrekord
Ein Kindheitstraum, der bereits 1994 fast in Erfüllung ging. Beim Skifliegen in Planica segelte
Goldberger als erster Mensch über 200 Meter, er konnte den Sprung aufgrund der schwierigen Verhältnisse aber leider nicht stehen. „Daran kann ich mich noch sehr genau erinnern. Ich habe unmittelbar vor dem Sprung nicht wirklich damit gerechnet, dass es so weit gehen wird. Doch beim Flug merkte ich, dass es ordentlich dahin geht und plötzlich waren die Bodenmarkierungen unter mir weg. Der Aufsprung war bei dieser Weite leider sehr schlecht präpariert und ich streifte mit dem Hintern und einer Hand den Schnee. Das Gefühl war dennoch einzigartig“, so Goldberger. Einen Tag später konnte „Goldi“ den Sprung über 200 Meter problemlos stehen, doch da kam ihm der Finne Toni Nieminen zuvor, der sich mit 203 Metern den Weltrekord sicherte.

Nachdem er 1994 noch knapp vorbeischrammte, musste Andreas Goldberger sechs Jahre warten, bis sein Kindheitstraum Realität wurde. In Planica segelte er im März 2000 auf die großartige Weite von 225 Metern. Damit war „Goldi“ exakt drei Jahre lang Weltrekordhalter.

Alles auf eine Karte - „Pokal oder Spital“
Als 13-jähriger Bub verfolgte Andreas Goldberger die Skiflug-Weltmeiterschaft 1986 am Kulm ganz genau vor Ort. Dabei konnte er gemeinsam mit 30.000 Zuschauern über den Sieg von Andreas Felder jubeln. „Das war echt faszinierend und ich hab mir nur gedacht, da will ich auch mal runterfliegen und im besten Falle dann auch noch die österreichische Bundeshymne bei der Siegerehrung für mich hören“, erinnert sich Goldbeger zurück. Zehn Jahre später wurde dieser Wunsch dann Realität und der Oberösterreicher durfte sich in der Steiermark als Skiflug-Weltmeister feiern lassen. „Ich war bestens in Form und die vielen Zuschauer haben sich viel von mir erwartet. Ich hatte schon ein paar Medaillen bei Weltmeisterschaften gewonnen und ich wollte keinesfalls wieder Zweiter werden.
Deshalb bin ich im entscheidenden Durchgang unter dem Motto ‚Pokal oder Spital‘
voll auf Angriff gegangen“, so Goldberger. Und der Plan ging auf, denn der 23-Jährige setzte sich knapp vor seinem finnischen Rivalen Janne Ahonen durch.

Meilenstein in der Heimat
„Mit dem WM-Titel ist ein großer Traum in Erfüllung gegangen, denn auf dieser tollen Schanze gut zu springen und noch dazu Weltmeister zu werden, das gelingt nicht vielen. Nach meinem ersten Weltcupsieg am Bergisel und dem Vierschanzentournee-Sieg in Bischofshofen war es der dritte Meilenstein in meiner Karriere. Diese durfte ich allesamt in Österreich feiern und das ist einfach etwas ganz Besonderes“, schwärmt „Goldi“ noch heute von diesen Erfolgen. Natürlich gab es für den Oberösterreicher auch schlechte Tage am Kulm. So scheiterte er mal an der Qualifikation für den zweiten Durchgang oder fiel bei einer Schanzenrekord-Weite von 209 Metern voll auf die Nase.

Perfekter Abschluss einer tollen Karriere am Kulm
Der Kreis mit der ganz besonderen Beziehung zum Kulm schloss sich weitere zehn Jahre nach seinem WM-Titel. Nachdem er bereits 2005 seine Karriere offiziell beendete, absolvierte er im Rahmen des Skifliegens am Kulm 2006 seinen letzten Flug als aktiver Springer. „Ich wollte nicht einfach so aufhören und so habe ich die Gelegenheit genutzt, um mich vor den vielen Fans am Kulm zu verabschieden“, erzählt Andreas Goldberger über ein perfektes Ende.

Dennoch war es noch nicht der letzte Sprung am Kulm, es folgten zahlreiche Flüge mit der Kamera für den ORF. Doch auch damit soll jetzt endgültig Schluss sein. „Beim Skifliegen musst du voll vorbereitet und fit sein, es ist ein enormer Aufwand. Ich weiß, wie anstrengend es körperlich und mental ist - und ein kleiner Fehler kann bereits fatal enden. Ich habe mich 2018 nochmals voll überwunden und bin mit insgesamt vier Kameras über 200 Meter geflogen. Es war so am Limit mit dem ganzen Ballast.
Jetzt sollen aber die Jüngeren ran“, schmunzelt Andreas Goldberger, der das Skifliegen am Kulm von 14. bis 16. Februar 2020 nun aus einem anderen Blickwinkel erleben will.

Weitere Meldungen