Gmunden setzt einen Pflegebeauftragten ein

Foto: Stadtgemeinde Gmunden,
Foto: Stadtgemeinde Gmunden,

Wir werden immer älter und die Alten werden immer mehr. Die einstige Bevölkerungspyramide der Statistiker ist zu einem Baum mit breiter Krone geworden. Derzeit gehen gerade die „Babyboomer“-Jahrgänge in Pension, ein Masseneintritt. Politik und Medien diskutieren das Thema mit wachsender Sorge. Und auch die Stadt bekommt durch vermehrte Anfragen zu spüren, dass für immer mehr Menschen Pflege zur Notlage wird.

„Wir führen zwar keine Heime oder Pflegedienste und wir sind keine Versicherung, aber auch auf uns als Stadtgemeinde kommen große Herausforderungen zu: Wir sind im Notfall meist die erste Anlaufstelle, müssen solide und umfassend informieren und vernetzen. Das wollen wir tun, indem wir Thomas Bergthaler als Pflegebeauftragten einsetzen und es ihm übertragen, sich tagtäglich um die Rat- und Hilfesuchenden zu kümmern“, erklärt Bürgermeister Mag. Stefan Krapf.

Bundesweit Vorreiterrolle
Gmunden ist bundesweit eine der ersten Gemeinden, die einen Mitarbeiter mit dieser Job-Beschreibung installiert. Diese hat Bergthaler – aus längjähriger Erfahrung heraus – selber definiert.
Thomas Bergthaler leitet das Sozialamt der Stadt seit 2009. Und er ist ehrenamtlich seit 24 Jahren beim Roten Kreuz aktiv, seit drei Jahren sogar als Leiter der Gmundner Ortsstelle.

Wenn Hilfesuchende zu ihm kommen, stehen sie sehr oft unter gewaltigem Stress. Sie müssen für einen Elternteil nach einem Schlaganfall ganz rasch einen Heimplatz oder eine 24-Stunden-Betreuung finden. Oder sie sind nach jahrlanger häuslicher Pflege ausgebrannt. Oder sie wissen nicht, wie sie Pflege finanzieren sollen. (…)

Nicht länger von Pontius zu Pilatus
„Es darf nicht länger so sein, dass sie in dieser Notlage von Pontius zu Pilatus geschickt werden. Sie sollen so viel wie möglich hier im Sozialamt in der Bürgerservicestelle erfahren. Manchen Weg werde ich ihnen nicht abnehmen können, aber zumindest Formulare und Ratschläge kann ich ihnen schon mitgeben“, sagt Thomas Bergthaler, der sein Fachwissen weiterhin laufend ausweiten will.

Broschüren aufzulegen oder online zu stellen, reicht nicht. Es braucht eine 40-Stunden-Präsenz und das persönliche Gespräch, um Menschen zu erklären, dass sie sich als pflegende Angehörige versichern lassen können, dass auch sie sich Urlaube und Auszeiten verschaffen können, dass es hier Selbsthilfegruppen gibt, u.v.m. Das Sozialamt in der Bürgerservicestelle am Graben ist im Übrigen durchgehend geöffnet, sodass Menschen mit wenig Zeit auch in ihrer Mittagspause hinkommen können.


Leistungen des Pflegebeaufragten:
• Hilfe und Beratung im Einzelfall, in schwierigen Lebenssituationen
• Kooperation mit Sozialberatungsstellen und allen Leistungserbringern im Sozialbereich
• Informationen zur politischen Meinungsbildung in den Ausschüssen der Gemeinde. Er ist sozusagen ein Mentor für pflegebedürftige Menschen und pflegende Angehörige, forciert, dass sie gesellschaftlich wahrgenommen und wertgeschätzt werden.
• Er wirkt bei der regionalen Sozialplanung mit.

Der Pflegebeauftragte vernetzt:
Finanzamt, Krankenhaus, Sozialberatungstellen, Rotes Kreuz, Hilfswerk, Samariterbund, Pflegezentren, Krankenkassen, Selbsthilfegruppen, Sozialhilfeverband, Bundessozialamt, Fortbildungseinrichtungen

Stefan Krapf: „Zum Schwerpunkt, den Gmunden hier setzt, gehört es auch, dass wir einen Teil der Mittel aus dem Sozialtopf für Pflege-Hilfe reservieren und uns vermehrt um Barrierefreiheit bemühen werden. Heuer wird im Strandbad der lang ersehnte Badelift montiert.“

Bildtext:
Thomas Bergthaler (Mitte und Foto rechts), flankiert von Sozialstadtrat Mag. Martin Apfler (links) und Bürgermeister Mag. Stefan Krapf. Die Grafik, die sie erläutern, ist der Gmundner „Altersbaum“. Er zeigt, dass die altersstärksten Jahrgänge, die Babyboomer-Generation, jetzt in Pension gehen und seine solide Beratung und Pflege-Infrastruktur brauchen werden. Die durchschnittliche Lebenserwartung in Gmunden liegt bei 81 Jahren.

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