Aufbruch zur Frühjahrsmigration: Botschafter der Hoffnung kommen aus Italien

Waldrappe am Flug über der Toskana. _copyright Waldrappteam
Waldrappe am Flug über der Toskana. _copyright Waldrappteam

Die ersten beiden Waldrappe sind in ihrem Brutgebiet im bayerischen Burghausen angekommen. Sie sind vor einigen Tagen in ihrem Wintergebiet, der WWF Oasi Laguna di Orbetello in der südlichen Toskana, abgeflogen und haben die Strecke von rund 1.000 km in wenigen Tagen zurückgelegt. Inzwischen sind weitere Vögel unterwegs. Dennoch beeinträchtigt die COVID-19-Pandemie das europäische Wiederansiedlungsprojekt in diesem Jahr erheblich. Das Projektteam bleibt jedoch optimistisch. Mit der regulären Fortsetzung des Projektes ab 2021 können diese Effekte kompensiert werden.

Der Waldrapp ist seit dem Spätmittelalter in Europa ausgerottet und ist weltweit eine der bedrohtesten Arten überhaupt. Im Rahmen eines europäischen LIFE+ Projekts von 2014 bis 2019 konnte eine Population von 140 Vögeln angesiedelt werden. Diese Vögel überwintern in der südlichen Toskana. Jedes Frühjahr verlassen erwachsene Tiere das Überwinterungsgebiet und migrieren zu ihren Brutgebieten nördlich der Alpen.

Im Jahr 2019 kehrten etwa 30 erwachsene Vögel selbständig zurück in die Brutgebiete Burghausen in Bayern und Kuchl im Land Salzburg, wo sie 37 Küken aufzogen. Aber trotz steigender Reproduktionszahlen ist die Europäische Population noch nicht selbständig überlebensfähig. Weitere menschengeleitete Migrationen und entsprechendes Management ist nötig, bis die Population auf zumindest 350 Tieren angewachsen ist, laut Berechnungen die minimale lebensfähige Populationsgröße. Um die Fortsetzung des Projekts und das Erreichen dieses Ziels zu gewährleisten, läuft derzeit ein Antrag für eine zweite Förderperiode als LIFE-Projekt.

Für 2020 war die weitere Handaufzucht von Jungvögeln für die dritte Brutkolonie bei Überlingen am Bodensee geplant. Anfang April sollten 32 Küken aus dem Tierpark Rosegg in Kärnten abgeholt werden. Die Vögel sollten von ihren menschlichen Ziehmüttern darauf trainiert werden, ihnen in einem Ultraleichtflugzeug zu folgen, das sie ab August in das Überwinterungsgebiet in der Toskana führt. Diese Pläne mussten jedoch aufgrund der COVID-19-Pandemie vollständig aufgegeben werden. Johannes Fritz, Projektleiter und Pilot: Unter den gegebenen Bedingungen ist es unmöglich, die Vögel von Hand aufzuziehen und zu trainieren. Das Risiko für das Team wäre zu hoch. Das ist ein erheblicher Rückschlag für unser Projekt.

Aber auch das grundlegende Management der Wildpopulation ist stark beeinträchtigt. Die meisten Vögel befinden sich derzeit in Italien, außerhalb des Einflussbereichs für das Projektteam. Allerdings tragen die meisten Vögel GPS-Geräte, die zumindest eine Fernüberwachung ermöglichen. Und diese Daten geben Anlass zur Hoffnung, denn immer mehr Vögel verlassen die Toskana in Richtung ihrer Brutstätten. Johannes Fritz: Für uns sind die aus Italien zurückkehrenden Vögel Botschafter der Hoffnung aus diesem Land, das gegenwärtig von der Pandemie so stark betroffen ist.

Trotz der erheblichen Einschränkungen aufgrund der COVID-19-Pandemie erwartet das Team keine nachhaltige Beeinträchtigung für die europäische, migrierende Waldrapp-Population. Das Bevölkerungswachstum wird sich in diesem Jahr zwar erheblich verlangsamen. Mit einer regulären Fortsetzung des Projekts ab 2021 kann das Hauptziel des Projekts erreicht werden, der Aufbau einer selbständig migrierende europäische Waldrapp-Population.

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