Depressive Symptome stiegen auf das Fünffache!

AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer
AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer

Die Coronakrise ist nicht nur eine wirtschaftliche Herausforderung für die Arbeitnehmer/-innen, sondern auch eine für die Gesundheit der Beschäftigten. Und hier vor allem für das psychische Wohlbefinden. Die ersten nun bekanntgewordenen Zahlen sind alarmierend: Der Anteil von Menschen mit depressiven Symptomen ist in Österreich in der Zeit der Krise von vier Prozent auf etwa 20 Prozent gestiegen. Das zeigt eine Studie der Donau-Universität Krems. „Bei allen wirtschaftlichen Problemen darf die psychische Gesundheit der Arbeitnehmer nicht aus den Augen verloren werden“, erinnert AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer die Arbeitgeber an ihre Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern/-innen.


Die Krankenstände aufgrund psychischer Erkrankungen sind die in den letzten Jahren massiv gestiegen. Fast zehn Prozent aller Krankenstandstage resultieren bereits aus psychischen Erkrankungen und Verhaltensstörungen. Auch bei den Invaliditätspensionen gibt es den gleichen negativen Trend: Neben Muskel-Skelett-Krankheiten sind psychische Krankheiten mittlerweile die zweite Hauptursache für eine frühzeitige Pensionierung.


Trotzdem scheinen psychische Erkrankungen nicht in der Berufskrankheiten-Liste auf. Daher können die Leistungen der Unfallversicherung nicht genutzt werden. Für die Betroffenen, aber auch für die Arbeitgeber, ist das tragisch. Denn durch Rehabilitationsmaßnahmen könnten viele Folgen psychischer Erkrankungen abgemildert oder überhaupt kuriert werden. Und damit könnten auch (höhere) Folgekosten durch Arbeitsausfall, vermehrte und längere Krankenstände und früher eintretende Arbeitsunfähigkeit vermieden werden.


„Der Trend der steigenden psychischen Erkrankungen wird sich weiter fortsetzen. Denn gerade jetzt kommen noch die Ängste vor dem Arbeitsplatzverlust, vor wirtschaftlichem Abstieg und vor finanziellem Notstand dazu“, sagt AK-Präsident Kalliauer. „Um dieser Entwicklung vernünftig gegenzusteuern, müssen Arbeitgeber ihre Verantwortung ernst nehmen und gezielte Maßnahmen ergreifen, um die psychische Gesundheit der Beschäftigten zu schützen.“


Ein wichtiges Instrument dafür ist die gesetzlich vorgesehene Evaluierung psychischer Belastungen, die viele Betriebe bereits durchgeführt haben. Durch die Covid-19-Pandemie hat sich aber viel verändert. Darum ist es sinnvoll und wichtig, die geänderten oder neuen Arbeitsbedingungen und -tätigkeiten (neuerlich) zu evaluieren und entsprechende Konsequenzen daraus zu ziehen.


Außerdem braucht es nach Ansicht der Arbeiterkammer mehr Mittel bei der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) für Psychotherapien – lange Wartezeiten und hohe Kosten durch private Therapieleistungen sind einfach unzumutbar.


„Ein Kündigungsschutz im Krankenstand, um den Stress nicht noch mehr zu erhöhen, und die Aufnahme psychischer Erkrankungen (etwa Burnout) in die Berufskrankheiten-Liste sind ebenso rasch anzugehen“, so Kalliauer.

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