Kalliauer: Vorfälle in Fleischindustrie und Postverteilzentren zeigen, wie wichtig Kündigungsschutz im Krankenstand ist
Fast ein Drittel der Beschäftigten schleppt sich laut Arbeitsgesundheitsmonitor krank zur Arbeit, fast ein Fünftel aus Angst vor Kündigung. „Das kann fatale Auswirkungen haben, wie die jüngsten Beispiele in Postverteilzentren und in der deutschen Fleischindustrie zeigen. Dieser Druck muss endlich beseitigt werden“, fordert AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer erneut einen Kündigungsschutz im Krankenstand und eine bessere Personalbemessung in den Unternehmen.
Besonders betroffen vom Phänomen des „Präsentismus“ (= wegen Drucks krank zur Arbeit gehen) sind Arbeitnehmer/-innen in prekären Beschäftigungsverhältnissen. Hier wird nicht nur massiv Druck ausgeübt, sondern die Beschäftigten müssen auch häufig unter menschenunwürdigen Bedingungen in Sammelunterkünften leben.
„Gerade in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit ist die Angst vor Jobverlust ein nachvollziehbares Motiv, sich nicht auszukurieren und krank an den Arbeitsplatz zu schleppen. Den Beschäftigten muss diese Angst genommen werden. Dazu braucht es einen wirkungsvollen Kündigungsschutz und eine deutlich bessere Absicherung für Beschäftigte in prekären Arbeitsverhältnissen“, so Kalliauer. „Wir haben gerade sehr bitter erfahren müssen, dass manche Arbeitgeber zugunsten ihrer Profitinteressen mit der Gesundheit ihrer Beschäftigten spielen.“
Der Kündigungsschutz hätte auch für die Arbeitgeber große Vorteile: Wenn sich Beschäftigte angstfrei auskurieren können, steigt deren Leistungsfähigkeit und minimiert sich die Ansteckungsgefahr gegenüber anderen Mitarbeitern/-innen. „Nutzen wir Corona als Anstoß für einen bewussteren Umgang mit der Gesundheit der Beschäftigten. Weil langfristig alle, sowohl Beschäftigte als auch Unternehmen, davon profitieren“, appelliert Kalliauer.
Mit dem Kündigungsschutz einhergehen muss auch eine bessere Personalbemessung, weil damit auch der Druck auf die Arbeitnehmer/-innen reduziert wird.