Kein Kinderbetreuungsplatz, kein Job: Arbeitsuchenden Eltern droht Streichung des Arbeitslosengeldes

ooe.arbeiterkammer.at
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Immer mehr Eltern wenden sich an die AK, weil die Öffnungszeiten der Kinderbetreuungseinrichtungen nicht ausreichen oder sie keinen passenden Platz für ihre Kinder bekommen. Die Folgen sind in Zeiten steigender Arbeitslosigkeit für junge Eltern dramatisch: Sie können Jobangebote nicht annehmen und laufen so Gefahr, dass ihnen das AMS aufgrund „mangelnder Verfügbarkeit“ das Arbeitslosengeld streicht. Besonders betroffen sind Frauen und Alleinerziehende. AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer fordert die Politik daher auf, die die Öffnungszeiten von Kindergärten, Krabbelstuben und Horten den Erfordernissen des Arbeitsmarktes anzupassen.


Eltern sind zwar insgesamt mit der Qualität der institutionellen Betreuungseinrichtungen und mit der Arbeit der Pädagogen/-innen zufrieden, Schwierigkeiten bereiten ihnen jedoch die Rahmenbedingungen – insbesondere die mangelhaften Öffnungszeiten. Vor allem im ländlichen Raum sperren Kindergärten zu spät auf oder zu früh wieder zu, manche haben auch nur vormittags geöffnet. Damit beginnt sich für arbeitssuchende Eltern in Zeiten der Corona-Krise eine Negativspirale zu drehen – vor allem für Frauen, weil diese in den meisten Familien die Kinderbetreuung übernehmen oder diese als Alleinerziehende überhaupt ohne Unterstützung bewältigen müssen. Sie können diese aufgrund ihrer Kinderbetreuungspflichten und eines fehlenden bzw. passenden Betreuungsplatzes die nötige Mindestverfügbarkeit oft nicht gewährleisten. Der angestrebte Arbeitsplatz rückt somit in weite Ferne. Zudem vermehren sich Hinweise, dass in manchen Gemeinden Betreuungsplätze zuerst an Kinder von berufstätigen Eltern vergeben werden. Deren Denklogik: Es gibt kaum freie Plätze und arbeitslose Frauen sind ohnehin zuhause und können sich dort um den Nachwuchs kümmern. Die Folge: Arbeitsuchende Eltern kommen unter Druck und die Streichung des Arbeitslosengeldes wird angedroht. Bis zur Armutsfalle ist es dann nicht mehr weit.


Oberösterreich Schlusslicht bei Betreuungsplätzen für Unter-Dreijährige

Eine Entlastung ist kaum in Sicht, denn die Kinderbetreuung in Oberösterreich ist schlecht ausgebaut und trotz Anschubfinanzierungen in Millionenhöhe durch den Bund kommt es kaum zu Verbesserungen. Laut Kinderheimstatistik 2019/20 taugen in Oberösterreich gerade mal 4,4 Prozent der Plätze für Kinder unter drei Jahren, um Vollzeit-Jobs annehmen zu können. Eine Steigerung ist allerdings nicht absehbar: Ihr Anteil ist gegenüber 2018/19 sogar um 0,2 Prozentpunkte zurückgegangen. Damit liegt Oberösterreich im Bundesländervergleich an letzter Stelle. Auch bei den Plätzen für die Drei- bis Sechsjährigen schaut es düster aus. Nur rund 24 Prozent sind mit einer Vollzeitarbeit vereinbar. Hier platziert sich Oberösterreich österreichweit an vorletzter Stelle. „Es darf also stark angezweifelt werden, ob die Mittel sinnhaft angewendet werden. Die Politik lässt arbeitslos gewordene Frauen und Alleinerziehende jedenfalls im Regen stehen und redet groß von Wahlfreiheit und bedarfsgerechtem Ausbau der Kinderbetreuung“, sagt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer.


AK fordert zügige Ausweitung der Öffnungszeiten

Er fordert die politischen Entscheidungsträger/-innen auf, die Öffnungszeiten der Kinderbetreuungseinrichtungen so zu gestalten, dass Eltern Beruf und Familie gut vereinbaren und sie eigenständig ihre Existenz sichern können. „Sie dürfen nicht zu Bittstellern degradiert werden und von Almosen abhängig sein. Daher muss es für jedes Kind einen Betreuungsplatz geben, wenn die Eltern einen brauchen“, so Kalliauer. Es darf keinen Unterschied machen, ob jemand berufstätig, in Ausbildung oder arbeitsuchend ist.

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