Stabilität in unsicheren Zeiten

PRO-GE Vorsitzender Rainer Wimmer
PRO-GE Vorsitzender Rainer Wimmer

Dabei begann das Lohnrundenjahr 2020 durchaus erfolgreich. Im Jänner erreichte die PRO-GE für die Beschäftigten der Mineralölindustrie der Elektrizitätsversorgungsunternehmen jeweils Lohnerhöhungen von 2,6 Prozent. Bei einer Inflationsrate von 1,5 Prozent im Jahresdurchschnitt konnten also ordentliche Reallohnzuwächse erzielt werden. Das Konjunkturtal ist durchschritten, zitierte PRO-GE Vorsitzender Rainer Wimmer zum Start der Frühjahrslohnrunde am 25. Februar eine Prognose der Nationalbank aus derselben Woche.

Verhandlungen mit Babyelefant

Kurz darauf nahm die Entwicklung bekanntlich eine gänzlich andere Richtung. Bis Mai blieben alle Verhandlungen ausgesetzt, um danach unter in jeder Hinsicht geänderten Rahmenbedingungen wieder aufgenommen zu werden. Organisatorisch mussten die Verhandlungen den Pandemiebestimmungen angepasst werden: Verhandlungsrunden und BetriebsrätInnenkonferenzen mit Abstandhalten und Maskentragen, verkleinerte Verhandlungskomitee in großen Branchen, Verhandlungen per Videokonferenz in manch kleineren Branchen.

Geänderte Rahmenbedingungen

Noch dramatischer waren jedoch die wirtschaftlichen Auswirkungen. Viele Betriebe waren in Kurzarbeit oder hatten die Produktion vorübergehend ganz stillgelegt, die Arbeitslosigkeit war auf über 500.000 Arbeitssuchende explodiert. Hatte die PRO-GE zuvor mit einer großen Umfrage mit den Beschäftigten die Prioritäten zwischen mehr Geld und mehr Freizeit für die einzelnen KV-Verhandlungen gewichten wollen, drängten sich jetzt andere Ziele in den Vordergrund: der Erhalt der Kaufkraft und die Sicherung von Arbeitsplätzen.

Steuerfreie Prämie

Der erste Abschluss der industriellen Frühjahrslohnrunde 2020 erfolgte dann am 19. Mai für die rund 50.000 Beschäftigten der Elektro- und Elektronikindustrie. Mit dem Krisenabschluss wurden KV- und Ist-Löhne rückwirkend mit 1. Mai um 1,6 Prozent erhöht. Zusätzlich wurde für den besonderen Einsatz und die besondere Arbeitsbelastung während der COVID-19-Pandemie eine steuerfreie Corona-Prämie in Höhe von mindestens 150 Euro vereinbart. Diese Werte bildeten dann auch die Eckpfeiler für die weiteren Verhandlungen im Frühjahr, wie etwa in der Textilindustrie und der Chemischen Industrie, in der Papier- und Pappenerzeugenden Industrie betrug die Corona-Prämie sogar 450 Euro. Insgesamt konnte seither in 22 Kollektivverträgen eine Corona-Prämie vereinbart werden (Stand Anfang Jänner 2021).

Herbstlohnrunde: Abschluss mit Augenmaß

Ungewöhnlich verliefen auch die diesjährige Herbstlohnrunde der Metallindustrie: Schon in der ersten Verhandlungsrunde mit dem Fachverband der Metalltechnischen Industrie, direkt nach der Übergabe des Forderungsprogramms wurde am 24. September eine Einigung erzielt. Im weiteren Verlauf des Tages schlossen sich die anderen Arbeitgeberverbände der Metallindustrie dem Abschluss an. Ist- und KV-Löhne stiegen mit 1. November um 1,45 Prozent und auch für die Beschäftigten der Metallindustrie war eine Corona-Prämie von 150 Euro vereinbart. Damit konnten Forderungen von Arbeitgeberseite nach einer Verschiebung der Lohnrunde wurde oder nach einer reinen Einmalzahlung anstelle von Lohnerhöhungen abgewehrt werden.

Stabilität in unsicheren Zeiten

Ebenfalls 1,45 Prozent betrug die Lohnerhöhung für die ArbeiterInnen im Metallgewerbe (ab 1. Jänner), anstelle einer Prämie wurde allerding vor allem auf die niedrigen Einkommen geschaut und der Lohn in der untersten Kategorie auf 2.000 Euro angehoben, was einem Plus von 3,03 Prozent entspricht. „Mit diesen Abschlüssen werden die Menschen in diesen schwierigen Zeiten nicht im Stich gelassen“, zieht PRO-GE Vorsitzender Rainer Wimmer Bilanz. „Die Sozialpartner haben verantwortungsvoll gehandelt und auf Sicherheit, Stabilität und Verlässlichkeit geachtet.“

Weitere Meldungen