Corona lässt Beratungszahlen explodieren:
AK-Rechtsschützer halfen im Vorjahr bei fast 375.000 Anfragen

AK Beratung © E. Wimmer, Arbeiterkammer Oberösterreich
AK Beratung © E. Wimmer, Arbeiterkammer Oberösterreich

Noch nie suchten so viele Menschen Hilfe bei den Servicestellen der AK Oberösterreich wie im Jahr 2020. Die Zahl der Anfragen erreichte eine Rekordhöhe: Rund 375.000 Anfragen bearbeiteten die AK-Experten/-innen. Um 15 Prozent mehr als im Jahr davor. Im Mittelpunkt standen vor allem die Auswirkungen der zahlreichen Gesetze und kurzfristig erlassenen Verordnungen zur Bekämpfung der Covid-19-Verbreitung. Ausnahmezustand und umfangreiche staatliche Unterstützungen hielten leider manche Unternehmen nicht davon ab, ihren Beschäftigten Zahlungen vorzuenthalten. Daher mussten die AK-Rechtsschützer/-innen immer wieder intervenieren und retteten so den AK-Mitgliedern 119,7 Millionen Euro. „Diese eindrucksvollen Zahlen zeigen, wie wichtig unser kostenloser Rechtsschutz für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist“, so AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer.


Ob rechtliche Unklarheiten bei Verordnungen, neue Kurzarbeitsregelungen, Corona-Schutzbestimmungen in den Betrieben oder Home-Office – die Palette der Rechtsfragen war riesengroß. Die politischen und juristischen Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie und ihrer Folgen, wie zum Beispiel Kurzarbeit und Personalabbau, verunsicherten viele Arbeitnehmer/-innen. Zudem stellte die Betreuungssituation infolge der Schulschließungen die Eltern vor fast unlösbare Probleme. Entsprechend groß war im Vorjahr der Beratungsbedarf der AK-Mitglieder. Die Zahl der Hilfesuchenden stieg stark an.


Vor allem zu Beginn des ersten „Lockdowns“ am 16. März, als ein Großteil der Handels-, Gastronomie- und Dienstleistungsbetriebe schließen musste, gab es einen bis dahin nicht gekannten Ansturm auf die Servicedienste der AK Oberösterreich. An diesem Tag registrierte man 5.011 Telefonanrufe sowie 756 Mail-Anfragen. Insgesamt halfen die AK-Experten/-innen im Vorjahr 374.812 mal mit Rat und Tat.


Durch Lockdown und Corona-Schutzmaßnahmen am Arbeitsplatz waren persönliche Beratungen monatelang nur mehr eingeschränkt möglich. Ihr Anteil sank übers Jahr gerechnet um 28 Prozent auf rund 45.000. Das tat der Beratungsqualität jedoch keinen Abbruch. Denn umso mehr wurden Telefon und Internet für die Fragebeantwortung genutzt. So stieg die Zahl der Mail-Anfragen um 71 Prozent auf mehr als 50.000. Die meisten Anfragen erfolgten aber per Telefon. Fast 280.000 mal griffen die AK-Mitglieder zum Hörer, um sich Rat zu holen. Das entspricht einem Anteil von 74,6 Prozent und einem Anstieg von 20 Prozent.


Auch AK OÖ-Homepage stark nachgefragt

Die vorübergehende Einstellung der persönlichen Beratungen wirkte sich im Vorjahr auch auf die Nutzung der AK Oberösterreich-Website – ooe.arbeiterkammer.at – enorm aus. Sie wurde um 50 Prozent mehr aufgerufen als im Jahr davor. Der größte Teil des Zuwachses betraf Corona-relevante Arbeitsrechtsthemen. Der Online-Besuch des Bereichs „Arbeit & Recht“ verdreifachte sich nahezu von 521.000 auf 1.371.660 Seitenaufrufe (+165 Prozent). „Beruf & Familie“ stieg von 106.000 auf 267.000 Seitenaufrufe (+150 Prozent) an.


Nachgefragtester Online-Artikel war jener zum Thema „Kurzarbeit wegen Corona“, der ab Mitte März ziemlich genau 500.000 mal aufgerufen wurde. Alleine am 19. März 2020 wurde er 46.000 mal angeklickt. An diesem Tag zählte die AK OÖ-Homepage fast 80.000 Seitenaufrufe, fast sechsmal so viele wie an einem normalen Wochentag. Hohe Klickzahlen erreichten auch die Themen „Home-Office“ (45.000) sowie „Schwangere und Corona“ (40.000).


Fast 120 Millionen Euro an vorenthaltenen Zahlungen erkämpft

Trotz der Ausnahmesituation kam die „klassische“ Rechtsberatung nicht zu kurz. Insgesamt konnte die AK Oberösterreich 2020 für ihre Mitglieder 119,7 Millionen Euro erkämpfen. Geld, das den Betroffenen eigentlich zugestanden wäre, das sie aber erst mit AK-Hilfe bekommen haben: darunter vorenthaltene Löhne, unbezahlte Überstunden, fehlende Kündigungsentschädigungen oder höheres Pflegegeld.


Der Großteil – rund 56,2 Millionen Euro – entfiel auf das Sozialrecht (Pension, Pflegegeld etc.). Ein weiterer großer Anteil – nämlich 46,4 Millionen Euro – wurde in Insolvenzverfahren für die von Firmenpleiten betroffenen Beschäftigten erkämpft. Hier sorgten die Insolvenzen großer Betriebe wie Kremsmüller und Wick für ein enorme Steigerung von rund 50 Prozent. Und in Arbeitsrechtsangelegenheiten holte die AK 13,8 Millionen Euro herein, rund zwei Millionen mehr als im Jahr 2019. Dabei reichten die erkämpften Einzelbeträge von 12,87 bis zu 86.151 Euro. Der Rest des Gesamtbetrags entfällt auf Interventionen in Konsumentenschutzangelegenheiten und auf die Lohnsteuerberatung.

„Diese Zahlen und Daten zeigen einmal mehr, wie wichtig unser kostenloser Rechtsschutz für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist. Die Corona-Pandemie wird auch in den nächsten Monaten die wirtschafts- und arbeitsmarktpolitische Entwicklung dominieren. Schwierige politische Entscheidungen sind zu erwarten. Wir werden alles dafür tun, damit das alles nicht auf Kosten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer geht“, so AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer.

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