BEI LETZTER WELTMEISTERSCHAFT UM OLYMPIA-TICKET

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BARGEHR/M?"HR © (c) Dominik Matesa / Candidate Sailing

Pandemie-bedingt wurde die Entscheidung um den letzten europäischen Olympia-Startplatz in der Klasse 470er zweimal (Genua/Italien und Palma de Mallorca/Spanien) verschoben. Ab Montag wird das verbleibende Tokyo-Ticket im Rahmen der 470er-Weltmeisterschaft vor Vilamoura, Portugal ausgetragen. Bei den kontinentalen Titelkämpfe wird es ein letztes Mal eine Herren- und Damen-Wertung geben, die olympische Klasse wird dann im Mixed-Format fortgesetzt. Für David Bargehr und Lukas Mähr ist es somit die letzte Weltmeisterschaft. „Für uns ist dieser Event etwas ganz Besonderes. Seit 2007 segeln wir gemeinsam, zählen zu den arrivierten Athleten im 470er – und wollen bei der letzten Herren-Weltmeisterschaft noch einmal alles geben“, erzählt Lukas Mähr. Bei ihm und auch bei David Bargehr schwingt aber auch eine Portion Wehmut mit: „Man spürt es sehr gut, dass es so ein Event-Format nicht mehr geben wird. Umso mehr brennt jeder darauf und will es auskosten.“ Die Weltmeisterschaft ist zugleich auch der erste große Wettkampf seit dem Weltcup vor Miami im Februar 2020 und damit seit knapp 14 Monaten.

Kampf um das Nationenticket ausblenden
Den Kampf um das letzte europäische Nationenticket für die Olympischen Spiele in Tokio wollen die beiden Athleten vom Yacht Club Bregenz bestmöglich ausblenden – wie das gehen soll, verrät Lukas Mähr: „Primär segeln wir am Wasser immer gegen uns selbst. Wir sind ausschließlich auf unsere Leistung fokussiert und schauen, dass wir das Boot so schnell wie möglich um den Kurs schicken. Wenn uns das gelingt, dann sind uns die anderen egal – dann wissen wir, dass wir gut dabei sind.“ Die beiden Bregenzer haben zumindest sechs starke Nationen um das verbleibende Ticket ausgemacht. „Die Portugiesen haben hier Heimvorteil und in diesem Revier schon unglaublich viele Wasserstunden gesammelt. Deutschland und Israel zählen sowieso zu Segelnationen – vor allem in der 470er-Klasse. Die Schweizer und Ungarn haben vor allem bei wenig Wind ihre Möglichkeiten, ganz vorne mitfahren zu können“, analysiert David Bargehr, der auch noch das ukrainische Boot nennt: „Das war vor den Spielen in Rio in der exakt selben Position, nämlich Außenseiter um das letzte europäische Ticket – und dann hat es sich am letzten Drücker, völlig unerwartet qualifiziert.“

Vilamoura ein vielseitiges Revier
Die WM-Dritten von 2017 sind Anfang Jänner vor Vilamoura erstmals aufs Wasser gegangen und haben das Revier dann in den letzten zwei Monaten intensiv studiert. „Wir haben festgestellt, dass es hier sehr vielseitige Bedingungen geben kann. Von brutal viel Wind mit Wellen, die über die Hafenmauer gedonnert sind, bis zu ganz wenig Wind war alles dabei. Die Seabreeze war bislang noch kein großer Faktor, kann sie aber mit den steigenden Temperaturen noch werden. Einstellen werden wir uns auch auf eine Dünungswelle“, berichtet Steuermann Bargehr, der dann vor allem aus der Welle viel Energie mitnehmen will.

Testregatta offenbart starke Konkurrenz
Von Montag bis Mittwoch haben die beiden 470er-Asse mit dem „Portugal Grand Prix - Round 2“ noch eine Testregatta absolviert, die ihnen letzte Aufschlüsse gab. „Unsere Gegner sind sehr stark, darauf waren und sind wir auch eingestellt. Wir kämpfen gegen starke Boote um das Ticket“, ordnet Vorschoter Mähr die gewonnen Erkenntnisse ein. Er weiß aber auch: „Wir fahren ganz vorne mit, wenn wir unsere Leistung bringen und müssen nicht überhöhtes Risiko gehen, um dabei zu sein. Das gibt uns Selbstvertrauen.“ Die kommenden Tage vor dem Showdown will das Duo nochmals zu Ruhe kommen. Am 6. März steht die Vermessung auf dem Programm, dann wird das Boot wieder perfekt adjustiert, die letzten präzisen Vorkehrungen getroffen, um für den Start der Weltmeisterschaft am Montag bestens vorbereitet zu sein.

Erfahrung für Sportdirektor Matthias Schmid großes Plus
OeSV-Sportdirektor Matthias Schmid hofft im Kampf um den letzten europäischen Olympia-Startplatz auf faire Bedingungen: „Dass es bei einer Regatta um ein Ticket geht, macht diesen Wettkampf so extrem schwierig und spannend. Sechs Nationen kommen wohl für den offenen Startplatz in Tokio in Frage – alle bis auf Ungarn treten mit mehreren Booten an. Man muss sich also auf über zehn konkurrierende Boote einstellen und fokussieren. Je mehr Teams hier mitkämpfen, umso größer ist die Gefahr, dass ein Gespann überrascht. Es braucht also eine richtig gute Leistung, um hier dabei zu sein – und es kann bei der Dichte auch passieren, dass man die Weltmeisterschaft auf dem hervorragenden vierten oder fünften Rang abschließt und im Kampf um die Spiele trotzdem das Nachsehen hat. Deswegen hoffe ich auf faire Bedingungen und es braucht definitiv auch gute Nerven, das Quäntchen Glück – und eine gute Leistung. David und Lukas haben sich auf diese Regatta akribisch vorbereitet und sind als eines der erfahrensten Teams in der Lage, die Olympia-Qualifikation zu schaffen.“

OeSV-Aufgebot bei der 470er-Weltmeisterschaft vor Vilamoura, Portugal, 8. - 13. März 2021:

David Bargehr/Lukas Mähr
Nikolaus Kampelmühler/Thomas Czajka
Niclas Lehmann/Niklas Haberl
Donner/Sebastian Slivon

Programm
8. März: Day 1 / Qualifying Series
9. März:Day 2 / Qualifying Series
10. März: Day 3 / Qualifying / Final Series
11. März: Day 4 / Qualifying / Final Series
12. März: Day 5 / Qualifying / Final Series
13. März: Day 6 / Qualifying / Final Series + Medalrace

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