„Abgefahrene Botschaften“

kudella longboards©Josef Aigner
kudella longboards©Josef Aigner

Klaus Kudella wuchs in Karlsruhe auf. Weil er sich dort in einer sehr lebendigen Gemeinde rundum geborgen fühlte, fasste er den Entschluss Pfarrer zu werden. Er studierte Theologie und weitete seinen Horizont mit einer Sonderpfarrstelle für vorwiegend afrikanische Studenten.

Aber: Damals gab es so viele Bewerber, dass er als regulärer Pfarrer einfach nicht reinkam. Dreimal bewarb er sich vergeblich, aber es wurde nichts, wobei er beim dritten Mal zu hören bekam, dass seine Ausbildung nun doch schon zu lange her sei. Er musste eine Nachprüfung machen, aber es wurde immer noch nichts. „Das war ein Schock“, erzählt er heute.

Klaus Kudella schlug einen anderen Weg ein, bildete sich als Sozialmanager weiter, büffelte Recht, BWL und wurde Experte für Altenpflege und Finanzfragen rund um die 1995 in Deutschland neu eingeführte Pflegeversicherung. Heime mit kirchlicher Trägerschaft engagierten gerne einen Leiter, der noch dazu, aber nebenbei auch ein wenig seelsorgerisch tätig war.

„Der Mann Gottes in mir war lange Zeit fast verschwunden“, sagt Kudella nachdenklich. In seiner Wohnortgemeinde habe er bloß als Prädikant mitgeholfen.

Weshalb sind sie ausgestiegen? Wie ist es zum Quereinstieg in Gmunden gekommen?

„Mit der Zeit hat sich aber die Frage, ‚wie lange willst du noch so weitermachen?‘ aber immer drängender gestellt. Der Fachkräftemangel in der Altenpflege war über die Jahre bedrückend groß geworden und eine qualitätsvolle Arbeit immer schwieriger.
Ich bin vom Naturell her ein Teamplayer und auch davon überzeugt, dass ein Heimleiter ein Teamplayer sein muss. Allerdings musste ich lernen, mich als Führungsperson zu behaupten und durchzusetzen. Ich habe da schöne Erfolge gehabt, auch einiges an Lehrgeld bezahlt.
Nach dem Entschluss, noch mal den Job zu wechseln, hab ich mich auf eine kirchliche Stellenbörse
geschrieben, nicht einmal mit dem Pfarrerwunsch, sondern als ,Leiter für ein Freizeitheim‘. Dort haben die Gmundner mich entdeckt und eingeladen.“

Klaus Kudella und seine Frau Dagmar, von Beruf eine kaufmännische Angestellte, werden voraussichtlich Ende April nach Pinsdorf übersiedeln. Mitkommen werden nur ihre zwei Hunde. Ihre drei erwachsenen Kinder leben und bleiben in Deutschland.


„Jesus meint immer mich persönlich“

Was seine Freizeitbeschäftigungen angeht, ist Klaus Kudella ein bunter Hund. Er liebt Joggen und Radfahren, spielt gern Disc Golf, hat sich fürs Bogenschießen selber einen Bogen gebaut und folgt als Kunsthandwerker und Hobbytischler vermutlich einer genetischen Veranlagung, die von seiner Mutter – sie studierte Malerei – stammen dürfte.

Die ersten Dinge, die Kudella ins Gmundner Pfarrhaus gebracht hat, sind mehr als ein Dutzend kunstvoll umgebaute und bemalte alte Longboards. Aus den üblichen Skater-Graphics und coolen Sprüchen auf der Unterseite hat er spirituelle Denkanstöße, zeitgemäße Hinweise auf Jesus Christus gemacht. Mit den Boards stellt er gerade eine Wanderausstellung zusammen. Sinniger Titel: „Abgefahrene Botschaften“.

Da fragt man sich natürlich: Was sind für den neuen Pfarrer die abgefahrensten, die heißesten Botschaften?
Klaus Kudella: „Dein Leben kann noch so verrückt sein, aber Gott kann etwas daraus machen.“ Und „Jesus meint immer mich persönlich.“

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