ServusTV – Dr. Inter Net unter die Lupe genommen

Online Arzttermin 
© Getty Images
Online Arzttermin © Getty Images

Die Digitalisierung im Gesundheitsbereich verspricht vieles: mehr Kosten-Effizienz bei Therapien, bessere Reha und mehr Komfort für die Patienten. Immer mehr Menschen konsultieren ihren Arzt über eine App am Handy oder am PC. Doch ist die Behandlung am Bildschirm genauso gut wie der persönliche Patienten-Arzt-Kontakt?

Das medizinische www im Test
Die Vorteile liegen auf der Hand: keine Anreise in die Praxis, keine Wartezeiten. Doch kommen Überweisungen und Rezepte prompt und fehlerfrei auf dem elektronischen Weg? Und ist die Behandlung am Bildschirm genauso gut wie der persönliche Patienten-Arzt-Kontakt? Selina (36) und Gerald (65) testen mehrere Online-Arztpraxen und bewerten die Benutzerfreundlichkeit, die Qualität der Behandlung und ob sie sich gut aufgehoben fühlen. Bei manchen Anwendungen übernimmt ein Gesprächsroboter, ein sogenannter Chat-Bot, das ärztliche Erstgespräch. Ist das eine Erleichterung oder bloßer Nervenraub? Und kommen auch weniger Geübte am Computer mit der Behandlung beim Online-Arzt zurecht? Kann die Maschine gleich gut oder besser sein als der Arzt und wenn ja, können wir ihr vertrauen?

Neuer First-Responder heißt Datenübertragung
Telemedizin rüstet sich aber auch für den Notfall. In Niederösterreich kommt der Notarzt bereits virtuell, zumindest in einem Pilot-Projekt des Roten Kreuzes. Der ärztliche Leiter des Rettungsdienstes schaltet sich bei einem Einsatz per Telefon und am PC seinen Sanitäter-Kollegen vor Ort hinzu. Der Handlungsspielraum der Sanitäter soll sich dadurch erweitern, sie übernehmen ärztliche Kompetenzen bei der Behandlung. Und der Arzt kann von seinem Computer aus mehrere Einsätze betreuen. Welche Vorteile, aber auch Gefahren, kann diese Form des Multi-Taskings mit sich bringen? Und wie sicher fühlen sich Patienten dabei? Auch gängige Behandlungen werden künftig häufiger digital ablaufen. So gibt es in Deutschland bereits Therapie-Apps, die vom Arzt verschrieben werden. In Österreich ist man noch nicht ganz so weit. Aber auch hierzulande verwenden immer mehr Menschen digitale Medizinprodukte, um sich zu untersuchen oder zu kontrollieren. Etwa bei Diabetes, Epilepsie oder Hautkrebs.

Vier-Augen-Gespräch vs. Binärcode
Viele Patienten stellen sich die Frage, ob in Zukunft nur mehr Computer Diagnosen stellen und über unsere Therapien bestimmen werden. Für Dr. Gregor Kienbacher sind wir davon noch meilenweit entfernt, zumindest wenn es um die bestmögliche Behandlung geht. Der Orthopäde arbeitet an der orthopädischen Klinik in Frohnleiten (Steiermark) und weiß aus 20 Jahren Praxis: Befund und Befinden stimmen häufig nicht überein. Deswegen ist das menschliche Einfühlungsvermögen noch immer der Schlüssel für die beste Medizin. Für Gregor Kienbacher müssen Ärzte jetzt lernen, die Technik zu nutzen, um nicht zu viel Zeit für Studien, Zahlen und Daten aufwenden zu müssen. Im Fokus sollten die praktischen Komponenten des Mediziner-Seins stehen, die Patienten-Arzt-Beziehungen muss verbessert werden, um Menschen zu behandeln, physisch wie psychisch. Und um menschliche Entscheidungen treffen zu können, die Computer wohl noch lange nicht treffen können.

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