Tag der Indigenen: Amazonas-Gebiet bedroht

Überschwemmte Straße in der Stadt Barcelos mit über 25.000 Einwohnern bei Rekordpegelstand des Rio Negro 
Foto: © Aima Barcelos, Institut für Umwelt und Soziales
Überschwemmte Straße in der Stadt Barcelos mit über 25.000 Einwohnern bei Rekordpegelstand des Rio Negro Foto: © Aima Barcelos, Institut für Umwelt und Soziales

Der 9. August ist der internationale „Tag der indigenen Völker“. Seit 1994 widmen die Vereinten Nationen diesen Tag jenen Menschen, die seit Menschengedenken im selben räumlichen Gebiet wohnen wie ihre Vorfahren, und die eine starke soziale, kulturelle und spirituelle Bindung an ihre Umgebung knüpft. Die rund 370 Millionen Menschen, die sich als Indigene verstehen, sind weltweit unter Druck: Der Raubbau von Ressourcen, die Folgen der Klimakatastrophe und politische Repressionen bedrohen ihre Lebensgrundlage. Im Amazonas-Gebiet stehen illegale Rodungen an der Tagesordnung, die Politik sieht zu. Das Klimabündnis setzt sich im Rahmen einer langjährigen Partnerschaft für den Erhalt des Regenwaldes ein, nicht zuletzt, weil er eine entscheidende Rolle im Kampf gegen die Klimakatastrohe spielt.

Amazonas in der Krise
Die Rodungsraten im brasilianischen Amazonas erreichten kürzlich einen Rekordwert: In den vergangenen 11 Monaten haben sie im Vergleich zum Vorjahr um über 50 Prozent zugenommen. Im ersten Halbjahr 2021 wurde eine Fläche in der Größe des Burgenlands zerstört. „94 Prozent dieser Rodungen sind illegal und Versprechungen, diese zu begrenzen, blieben bisher nur Lippenbekenntnisse von Präsident Jair Bolsonaro“, berichtet Amazonas-Experte Johann Kandler vom Klimabündnis. Das sei vor allem für die indigene Bevölkerung katastrophal, die in jenen Gebieten lebe. „Dabei sind diese für die Klimastabilität besonders wichtig, denn fast die Hälfte der intakten Wälder im Amazonasbecken liegen in indigenen Territorien.“

Ein Verbündeter im Klimaschutz
Der Amazonas, das weltweit größte Regenwaldgebiet, ist ein wichtiger Verbündeter im Klimaschutz. Ein Viertel des weltweiten Kohlenstoff-Austausches zwischen Atmosphäre und Biosphäre findet hier statt. Seit Kurzem belegen Studien allerdings, dass ein großer Teil des Amazonasbeckens mehr CO2 abgibt, als er aufnimmt. Damit verliert der Regenwald seine Funktion als Kohlenstoffsenke. Ursachen hierfür sind laut brasilianischen WissenschaflerInnen vor allem die Abholzung und die Degradierung des Waldes durch den Menschen. 17 Prozent des Amazonas Regenwalds gelten als degradiert, 10 Prozent als entwaldet. Bei 25 Prozent zerstörter Fläche befürchtet die Wissenschaft das Eintreten eines Kipppunkts – der Punkt, an dem die Schäden irreversibel sind und sich stark auf das gesamte Weltklima auswirken.

Von Oberösterreich nach Brasilien
Das Klimabündnis verbindet seit rund 30 Jahren eine Partnerschaft mit der FOIRN, dem Dachverband der indigenen Organisationen am Rio Negro in Brasilien. So konnte bereits ein Gebiet, das 1,6 Mal so groß ist wie Österreich, als indigenes Siedlungsgebiet langfristig geschützt werden. In diesem Gebiet sei die CO2-Senkenfunktion laut Wissenschaft noch weitgehend intakt, so Johann Kandler. „Allerdings wurden im Juni Rekordhochwasser verzeichnet. 25 von 62 Gemeinden des Bundesstaates Amazonas hatten den Notstand ausgerufen“, berichtet der Amazonas-Experte. Die Partnerschaft mit dem Klimabündnis ist aktuell also wichtiger denn je. Allein in Oberösterreich leisten knapp 300 Klimabündnis-Gemeinden finanzielle und ideelle Unterstützung für den Erhalt des Regenwaldes und der indigenen Rechte und tragen so wesentlich zu einer klimagerechteren Welt bei.

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