Tierschutz-Landesrätin Birgit Gerstorfer: Tiere überzüchteter Rassen leiden ein Leben lang

Tierschutz-Landesrätin Birgit Gerstorfer - Foto Land OOE
Tierschutz-Landesrätin Birgit Gerstorfer - Foto Land OOE

„Nicht süß, sondern gequält“ – gemeint sind Hunde und Katzen mit deutlich verkürzten Nasen. Viele der derzeit so beliebten Hunde- und Katzenrassen wie Französische Bulldogge, Mops oder Perserkatze mit sehr kurzen Nasen und extrem kurzen Gesichtsschädel haben gemeinsam, dass sie durch die Zucht auf diese Extreme teils mit stark körperlichen Beeinträchtigungen leben müssen.

Laute Atemgeräusche und schnelle Erschöpfung bei körperlicher Bewegung sind keinesfalls normal. Genauso wenig wie Röcheln, vermehrter Tränenfluss sowie Atemnot bis hin zu Erstickungsanfällen. Dies ist unter anderem den viel zu engen Nasenöffnungen und/oder überlangen Gaumensegeln geschuldet. Das für viele Menschen so sympathisch erscheinende Aussehen mit extrem kurzer Nase – sogenanntes „Kindchenschema“ - bedeutet für die Tiere ein lebenslanges Leiden. Nur bei gut ausgebildeter Nase und Gesichtsschädel und unauffälliger Atmung kann man sichergehen, dass die Tiere ein gesundes, unbeschwertes Leben führen können.

Aber auch viele andere Hunde- und Katzenrassen sind betroffen, bei fast allen sind Erbkrankheiten bekannt. Deshalb ist es wichtig, dass nur mit gesunden Tieren gezüchtet wird.

„Bereits vor dem Kauf eines Tieres ist es wichtig, sich gut über die Gesundheit und allfällige Probleme einer Rasse zu informieren. Von Züchterinnen und Züchtern, die keine Auskünfte zu den Elterntieren geben und keine Untersuchungen auf mögliche Erbkrankheiten vorlegen können, sollte man kein Tier kaufen“, sagt Tierschutzombudsfrau Dr.in Cornelia Rouha-Mülleder.

„Tiere extrem überzüchteter Rassen leiden ein Leben lang. Vielen Menschen ist das bei der Anschaffung nicht bewusst. Ständige Sorge um die Gesundheit und hohe Tierarztkosten belasten am Ende auch die Besitzerinnen und Besitzer. Eine bessere Aufklärung kann viel Kummer ersparen“, sagt Tierschutz-Landesrätin Birgit Gerstorfer.

Die Züchtung mit Tieren, bei denen absehbar ist, dass die Nachkommen Qualzuchtmerkmale vererbt bekommen und diese mit Schmerzen, Leiden oder Schäden verbunden sind, ist in Österreich verboten. In der Praxis finden solche „Qualzüchtungen“ noch immer statt. Daher wurde Bundesminister Wolfgang Mückstein von den Vertreter/innen der Landestierschutzreferenten-Konferenz 2021 ersucht, Maßnahmen für ein konsequentes Qualzuchtverbot zu setzen und neue Leitlinien zu einem bundesweiten einheitlichen Vollzug zu erstellen.

„Denken Sie bitte auch daran, in unseren Tierheimen warten viele Tiere auf einen guten Platz und würden sich freuen, in eine tierfreundliche Familie aufgenommen zu werden“, appelliert Birgit Gerstorfer.

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