AK-Frauenmonitor zeigt: Dazuverdienen und schlecht bezahlte Dienstleistungsjobs dominieren Berufstätigkeit von Frauen

AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer - Foto Arbeiterkammer OÖ
AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer - Foto Arbeiterkammer OÖ

Teilzeitjob und trotzdem jede Menge Mehrarbeitsstunden. Selbst bei Vollzeit eine Einkommenslücke, um die sich die Männer jedes Jahr einen schnittigen Kleinwagen kaufen könnten. Woche für Woche 68 Stunden mit Hausarbeit und Kinderbetreuung eingedeckt. So schaut der Alltag berufstätiger Frauen in Oberösterreich aus – dokumentiert im AK-Frauenmonitor. Für AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer und AK-Vizepräsidentin Elfriede Schober Grund genug, sich weiter beharrlich für 1700 Euro Mindestlohn, einen Ausbau der Kinderbetreuung und eine gerechtere Aufteilung der Hausarbeit einzusetzen und zentrale Forderungen des Frauen*Volksbegehrens 2.0 zu unterstützen

Zum elften Mal hat die Arbeiterkammer mit dem Frauenmonitor eine umfangreiche Sammlung von Daten und Fakten zur Lage der Oberösterreicherinnen herausgebracht. Die Zahlen belegen, dass Verbesserungen für Frauen nur schleppend vorangehen.

Rein zahlenmäßig gibt es unter den unselbständig Beschäftigten nur mehr fünf Prozent weniger Frauen als Männer. Aber: Nicht einmal die Hälfte der unselbständig beschäftigten Oberösterreicherinnen hat einen Vollzeitjob. Unser Bundesland weist gemeinsam mit Vorarlberg die drittniedrigste Frauen-Vollzeitquote auf, lediglich in der Steiermark und in Tirol ist sie noch geringer.

Die größte Hürde für Vollzeit ist die Kinderbetreuung. Österreichs Frauen wenden dafür wöchentlich 52 Stunden auf, mit Kochen und Putzen kommen sie auf 68 Stunden – neben dem Job! Männer auf 37 Stunden. Dazu kommen Mankos bei der institutionellen Betreuung. Und die sind in Oberösterreich am eklatantesten: Nur 4,1 Prozent der Unter-Dreijährigen und 23,6 Prozent der Drei- bis Sechsjährigen befinden sich in Kinderbetreuungseinrichtungen, die mit einer Vollzeitarbeit vereinbar sind. Die zu Jahresbeginn eingeführten Elternbeiträge für die Nachmittagsbetreuung sind eine weitere Barriere im Vereinbarkeitsdilemma. Zusätzlich ist es in vielen Betrieben nach wie vor verpönt, wenn Männer die Arbeitszeit für Betreuungspflichten reduzieren. Und verständlicherweise setzt in den allermeisten Fällen der Elternteil die Arbeitszeit herab, der weniger verdient. Und das sind unverändert die Frauen.

Um rund 12.000 Euro brutto oder einen schnittigen Kleinwagen pro Jahr verdient eine Oberösterreicherin weniger als ihr männliches Pendant – beide in Vollzeit. Das ist umso erstaunlicher, da Frauen bei den Bildungsabschlüssen die Männer längst überholt haben. Trotzdem haben sie – auf einem Arbeitsmarkt, der in Frauen- und Männerarbeit gespalten ist – noch immer die schlechter bezahlten Jobs, vor allem in Dienstleistungsbranchen.

Arbeitnehmerinnen bekommen überdies ein Viertel ihrer Über- und Mehrarbeitsstunden nicht entlohnt und somit noch mehr als ihre Kollegen. „Im Schnitt macht jede mehrarbeitsleistende Beschäftigte sechs Überstunden pro Woche. Eineinhalb davon verlangt ihr der Chef gratis ab. Das ist respektlos“, empört sich Präsident Kalliauer. „Und man kann sich ausmalen, was Unternehmer meinen, wenn sie im Zusammenhang mit dem 12-Stunden-Tag betonen, bei der Überstundenabgeltung bleibe alles wie bisher.“ Das unbezahlte Stundenvolumen der Frauen entspricht österreichweit einem Wert von rund 400 Millionen Euro oder umgerechnet 10.800 Vollzeitarbeitsplätzen, in Oberösterreich mehr als 40 Millionen Euro oder 1100 Jobs.

Im Alter führen niedrige Einkommen, Teilzeitarbeit oder Lücken im Versicherungsverlauf aufgrund von Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen dann zu minimalen Pensionen. In Oberösterreich betrug im Jahr 2017 die durchschnittliche Höhe der Direktpensionen (ohne Hinterbliebenenpensionen) bei Frauen 1011 Euro. Sie lag damit um 862 Euro oder 46 Prozent unter jener der Männer, die 1873 Euro betrug.

„Frauen vollbringen Enormes und tragen unendlich viel zum gesellschaftlichen Wohlstand bei. Dass viele von ihnen neben der Berufstätigkeit wie selbstverständlich mehr als 15 Jahre ihres Lebens für unbezahlte Betreuungsarbeit aufbringen, ist nur ein Beispiel von vielen“, sagt Vizepräsidentin Schober. Die Arbeiterkammer unterstützt daher auch zentrale Forderungen des Frauen*Volksbegehrens 2.0. Allen voran „Einkommensunterschiede beseitigen“, „Arbeit verteilen“, „Armut bekämpfen“, und „Gewalt verhindern“.

Den „Frauenmonitor 2018“ mit weiteren Details
und Themen finden Sie unter ooe.arbeiterkammer.at.

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