BASSLAUTENCISTER

Sie sind es, die in Hallstatts HTL für die bunten Farbtupfer sorgen: die Künstler, also die Schülerinnen und Schüler der Fachschulen für Instrumentenbau, Bildhauerei undDrechslerei. Manchmal fallen sie durch eigenwillige modische Kreationen aus dem Second-Hand-Shop oder Ethno-Frisuren auf, viel öfter aber erregen sie in- und außerhalb der Schule Aufmerksamkeit mit außergewöhnlichen Projekten. Zur Zeit sorgt Daniel Furian aus Wolfsberg in Kärnten für Gesprächsstoff mit seiner Abschlussarbeit, einer so genannten Basslautencister. Dieses allein in Form und Größe schon auffällige Instrument gibt es in weltweit nur zwei Mal: im Ambraser Schlossmuseum und im Kunsthistorischen Museum in Wien. Seine Herkunft ist nicht eindeutig geklärt, es dürfte aber aus Oberitalien stammen, wo es der Herzog von Bologna gegen Ende des 16. Jahrhunderts in Auftrag gegeben haben soll.
Um dem Geheimnis dieses Instruments auf die Spur zu kommen, begab sich Daniel Furian, Schüler der 4. Klasse Instrumentenbau, ins Kunsthistorische Museum nach Wien, wo er die Genehmigung erhielt, die Original-Cister eigenhändig zu vermessen. Auf diese Weise erhielt er Auskunft über die Materialstärken von Boden, Zargen und Decken. Ein Röntgenbild machte die innere Struktur sichtbar, sodass auch die Balkenhöhen messbar wurden. Diese praktische Arbeit sowie das Studium einer Dissertation aus Italien ermöglichten erst die Rekonstruktion.
Im zweiten Schritt musste sich Daniel Furian entscheiden, wie er diese riesige Cister bauen wollte. Aufgrund der außergewöhnlichen Größe des Instruments beschloss der Schüler, zunächst Formen anzufertigen, denn ein freier Aufbau in der Weise des Aufschachtelns schien wegen der Gefahr des Verziehens zu riskant, in den Formen hingegen werden die Bauteile mit Holzwinkeln fixiert. Spannend war auch, ob die Statik funktionieren würde, schließlich liegt ein Zug von 150k auf einer Decke von 2 - 3,5 cm.
Doch mittlerweile ist alles Bauchweh, das den Fertigungsprozess begleitete, vergessen, nach 160 Stunden Bauzeit ist die Basslautencister in all ihrer Pracht in der neuen Werkstätte der HTL Hallstatt zu bewundern. Seither probieren sich dann und wann Schüler auf dem Instrument aus, um seinen einzigartigen Klang zu entdecken. Die tiefen Töne muten tatsächlich manchmal an den Sound einer E-Gitarre an. Wer sich selbst davon überzeugen möchte, findet auf youtube unter dem Suchbegriff „Basslautencister“ einen ersten Soundcheck.
Daniel Furians Werdegang ist übrigens typisch für einen Kunst-Schüler der HTL Hallstatt, nämlich insofern, dass er untypisch ist. Der Kärntner maturierte an der HTL Wolfsberg im Fachbereich Maschinenbau und arbeitete nach Ableistung seines Präsenzdienstes 13 Jahre für den Magna Steyr Konzern in Graz, wo er für das digitale Mock-up von Fahrzeugen zuständig war. In diesem Verfahren wird der Bau eines neues Vehikels virtuell simuliert, um den Montageprozess zu definieren und Bauteilkollisionen zu vermeiden. In seiner Freizeit war Daniel Furian jedoch schon immer ein leidenschaftlicher Bastler und baute quasi als Autodidakt eigene E-Gitarren. Als dieses Hobby mehr und mehr zur Leidenschaft wurde, entschloss er sich, eine zweite Ausbildung an der HTL Hallstatt zu machen.
Am Ausbildungszweig Saiten- und Streichinstrumentenbau schätzt der Kärntner besonders, dass eine so große Bandbreite von Instrumenten abgedeckt und jedem
Schüler ein Höchstmaß an Freiraum zugestanden wird. Auch die kleine Gruppengröße im Werkstättenunterricht verleiht dieser Ausbildungsstätte etwas ganz Familiäres und lässt viel Raum fürs „Menscheln“. Daniel Furian ist so überzeugt vom Hallstätter Weg, dass er noch ein Jahr in der Meisterklasse anschließen möchte.





Text und Fotos: HTL Hallstatt Brigitte Scheutz

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