AK gegen Zerstörung der überbetrieblichen Lehrausbildung

AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer - Foto Arbeiterkammer OÖ
AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer - Foto Arbeiterkammer OÖ

Unter dem Deckmantel der „Fachkräftesicherung“ regionalisiert die Regierung die Mangelberufsliste und senkt die Mindest-Entlohnung für Schlüsselkräfte aus Drittstaaten. Gleichzeitig werden die Ausbildungsbeihilfen und das AMS-Budget für die überbetriebliche Lehre massiv gekürzt. „Statt Billigstarbeitskräfte aus dem Ausland zu holen, sollte in Ausbildung und Perspektiven von jungen Menschen investiert werden“, fordert AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer.

Das knappe AMS-Budget für das Jahr 2019 bedeutet vor allem Kürzungen bei den Angeboten für junge Menschen. Es wird das Budget im Rahmen der Ausbildungsgarantie bis zum Alter von 25 Jahren gekürzt, und es stehen auch weniger Mittel für das Erfolgsmodell der überbetrieblichen Lehrausbildung zur Verfügung. Wenn das Bundesbudget für die überbetriebliche Lehrausbildung gekürzt wird, dann bedeutet das automatisch einen Verteilungskampf zwischen den Bundesländern. In Oberösterreich stehen deswegen sogar Kürzungen von 25 auf nur mehr rund 15 Millionen Euro im Raum!

Diese radikale Kürzung um bis zu 40 Prozent hat fatale Folgen: Erstens werden viele Jugendliche trotz Ausbildungspflicht und der damit verbundenen drohenden Strafen kein ausreichendes Ausbildungsangebot mehr finden. Sie werden daher entweder arbeitslos sein, Hilfstätigkeiten annehmen müssen oder Lehrausbildungen machen, die nicht ihren Eignungen entsprechen oder inakzeptable Arbeitsbedingungen mit sich bringen. Denn sie haben keine Alternativen. Zweitens werden Trägereinrichtungen um ihre Existenz kämpfen und Personal entlassen.

„Durch diese Politik, die auch von den Unternehmervertretern im AMS unterstützt wird, wird ein etabliertes und europaweit nachgeahmtes Erfolgsmodell bewusst zerstört. Diese Zerstörungswut fußt auf einem völlig falschen Konkurrenzverständnis“, ärgert sich AK-Präsident Kalliauer. Die überbetriebliche Lehrausbildung ist keine Konkurrenz zur betrieblichen Lehre, sondern eine notwendige Ergänzung. Die Betriebe nehmen ihr Engagement in der Lehrausbildung schon seit den 1990er-Jahren zurück und selektieren bei den Lehranfängern/-innen stark aus. Die überbetriebliche Lehrausbildung eröffnet angesichts des betrieblichen Lehrstellenmangels auch für benachteiligte Jugendliche Ausbildungsperspektiven. Das rechnet sich volkswirtschaftlich, wie auch eine kürzlich veröffentlichte Studie von SYNTHESIS wieder gezeigt hat.

„Besonders problematisch ist die gekürzte Existenzsicherung von jungen Erwachsenen in der überbetrieblichen Lehrausbildung. Hier vergaloppiert sich die Regierung völlig. Denn damit sind keine nennenswerten Einsparungen zu erzielen, aber die Betroffenen kommen in eine unzumutbare Lage,“ kritisiert AK-Präsident Kalliauer. Seit 1. September 2018 bekommen junge Erwachsene über 18 Jahre während einer überbetrieblichen Lehrausbildung statt 753 Euro nur mehr 326 Euro monatliche Ausbildungsbeihilfe. Für die einzelnen Betroffenen bedeutet dies, dass keine Ausbildung mehr leistbar ist und ihre Arbeitsmarktlage sich dadurch langfristig verschlechtert. Und die Anzahl der potenziellen Fachkräfte wird dadurch sinken!

All diese Maßnahmen der Regierung zeigen, dass sie nicht an einer Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit und an einer Höherqualifizierung der Jugendlichen interessiert ist. Denn dann müsste sie das arbeitsmarktpolitische Budget für diese Zielgruppen erhöhen, Deutschkurse und Integrationsmaßnahmen anbieten, Asylwerbern/-innen den Zugang zur Lehre gewähren und die Lehrstellenförderung treffsicherer gestalten. Stattdessen etabliert die Regierung immer neue Modelle, um Arbeitskräfte aus dem Ausland anzuwerben. „Die Regierung muss der Ausbildung von Jugendlichen endlich höchste Priorität einräumen, das Erfolgsmodell der überbetrieblichen Lehrausbildung ausreichend finanzieren und die Kürzung der Ausbildungsbeihilfe wieder rückgängig machen“, fordert Kalliauer.

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