Nachhilfe kostet in Oberösterreich 14,5 Millionen Euro

AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer - Foto Arbeiterkammer OÖ
AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer - Foto Arbeiterkammer OÖ

Laut einer neuen IFES-Studie im Auftrag der Arbeiterkammer müssen Eltern bundesweit 101 Millionen Euro pro Jahr für private Nachhilfe ausgeben. In Oberösterreich sind es 14,5 Millionen Euro – ein enormer Betrag! „Das ist teuer und unsozial“, sagt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer. Er verlangt eine wirksame Entlastung der Eltern u.a. durch kostenlosen Förderunterricht und individuelle Förderung an den Schulen.

Sommerzeit heißt nicht für alle Schüler/-innen Abschalten und Spaß. Wiederholen, Üben und Lernen stehen auch während der Ferien in immer mehr Familien auf dem Programm. Private Nachhilfe hat in Österreich Hochkonjunktur. Die Eltern müssen dafür tief ins Geldbörsel greifen. Viele können sich das allerdings nur schwer oder gar nicht leisten.

Die jährlichen Nachhilfekosten von 14,5 Millionen Euro in Oberösterreich bedeuten einen dramatischen Anstieg: Das sind um 1,5 Millionen mehr als im Vorjahr. Im Schnitt wenden betroffene Eltern 630 Euro pro Kind und Jahr für private Nachhilfe auf.

Private Nachhilfe ist teuer und unsozial
Knapp die Hälfte der Eltern, deren Kinder bezahlte Nachhilfe in Anspruch nehmen, gibt in der Umfrage an, dadurch sehr oder spürbar belastet zu sein. Bei Familien mit einem Haushaltseinkommen von maximal 2.000 Euro sind es sogar 67 Prozent. Von den Alleinerzieher/-innen mit einem Nachhilfekind tun sich rund zwei Drittel mit der Finanzierung der Nachhilfe schwer. „Unsere Kinder müssen unabhängig vom Geldbörsel ihrer Eltern bestmöglich gefördert werden“, drängt AK-Präsident Kalliauer auf politische Maßnahmen gegen die unsoziale Belastung vieler Familien.

Eltern stehen unter großem Druck
Im österreichischen Schulsystem wird vorausgesetzt, dass Eltern als „Hilfslehrer/-innen“ arbeiten. Die von IFES befragten Eltern müssen mit dem Großteil ihrer Kinder (73 Prozent) nach der Schule lernen und üben. Das ist für viele nicht nur eine zeitliche Belastung, sondern führt auch zu innerfamiliärem Ärger und Stress. Rund 40 Prozent der Eltern fühlen sich in zumindest einem Fach mit dem Stoff überfordert. „Hier werden Aufgaben der Schule stillschweigend an die Eltern ausgelagert. Lernen und Üben muss aber in der Schule stattfinden“, betont Kalliauer.

Die Lösungen liegen auf dem Tisch
Unbedingt notwendig ist deshalb der rasche Ausbau des kostenlosen Förderunterrichts und der individuellen Förderung an den Schulen selbst. Laut IFES-Studie wird diese Maßnahme von den Eltern dringend gewünscht. Zur Unterstützung hat die AK ein Modell für eine gerechte Schulfinanzierung entwickelt: den Chancen-Index. Er bringt zusätzliche Ressourcen für Schulen, die größere Herausforderungen bewältigen müssen. Die Arbeiterkammer Oberösterreich verlangt außerdem den zügigen Ausbau des Angebots an echten, gebührenfreien Ganztagschulen mit einer verschränkten Abfolge von Lernen, Üben und Freizeit. „Die Lösungen liegen auf dem Tisch. Jetzt ist die Politik gefordert, sie auch umzusetzen“, stellt der AK-Präsident fest.

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