AK-Umfrage: Junge Eltern dokumentieren Corona-Erfahrungen und wünschen sich vollzeittaugliche Kinderbetreuungsangebote

AK Beratung © E. Wimmer, Arbeiterkammer Oberösterreich
AK Beratung © E. Wimmer, Arbeiterkammer Oberösterreich

Nach fast einem Jahr verursacht die Corona-Krise immer noch große Unsicherheit. Die „Lockdown“-Phasen haben von den Eltern große Nervenstärke gefordert, und eine Menge Herausforderungen steht ihnen noch bevor. Viele Arbeitnehmer/-innen wandten und wenden sich immer noch mit ihren Problemen bei der Kinderbetreuung an die AK Oberösterreich. Diese machte sich daher mittels Elternbefragung ein umfassendes Bild. „Die Antworten der Eltern bestätigen unsere jahrelangen Forderungen für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie“, so AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer.


Geschlossene Kinderbetreuungseinrichtungen, der Aufruf, den Kontakt zu Großeltern, Verwandten oder Freunden/-innen zu meiden, Home-Schooling, verpflichtender Abbau von Urlaubs- und Zeitguthaben, fehlendes Einkommen durch Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit hatten und haben große psychische, aber auch körperliche Belastungen zur Folge. Im Mittelpunkt der AK-Umfrage standen daher die Herausforderungen beim Besuch von Krabbelstuben, Kindergärten und Horten während der Corona-Pandemie, die Sommerbetreuung nach dem ersten Lockdown und die Zufriedenheit im neuen Kindergartenjahr mit Finanzierung, Organisation, Information/Kommunikation und Öffnungszeiten.


1.368 Eltern mit mindestens einem Kind zwischen zwei und fünf Jahren füllten den Online-Fragebogen aus. Die Auswertung ergab neben umfangreichem Zahlenmaterial 161 (!) Seiten an persönlichen Wünschen und Verbesserungsvorschlägen, die zum Teil sehr umfassend ausgefallen sind und einen guten Einblick in die aktuellen Probleme berufstätiger Eltern – allen voran von Alleinerziehern/-innen – geben.


Den ersten „Lockdown“ von Mitte März bis Anfang Mai 2020 beschreiben die Befragten für die Betreuungssituation am schwierigsten. Die plötzliche Vervielfachung der ohnehin schon vorhandenen Mehrfachbelastungen brachte die Eltern an die Grenze des Machbaren. Für 64 Prozent (!) war die Betreuung ihrer Kinder in diesem Zeitraum nur schlecht oder sehr schlecht zu organisieren. Mit den Lockerungen ab Mai entspannte sich die Situation zunächst, ehe sie im Sommer noch einmal spürbar schlechter wurde. 36 Prozent stuften die Organisation der institutionellen Kinderbetreuung in dieser Phase als sehr schlecht bzw. eher schlecht ein.


Als „besonders erschwert“ erwies sich die Situation für jene Eltern, die trotz Lockdowns am Arbeitsort weiterarbeiteten (64 Prozent) und jene, die teilweise ins Home-Office ausweichen konnten (71 Prozent). Rund 61 Prozent aller Personen, die im Normalfall bei der Kinderbetreuung von Familienmitgliedern unterstützt werden, mussten in der Zeit des Lockdowns ohne Unterstützung auskommen. Bei rund der Hälfte der Befragten halfen der Partner/die Partnerin mit und bei immerhin 36 Prozent die Großeltern – trotz des Aufrufes, Kinder aufgrund der Ansteckungsgefahr nicht zu den Großeltern zu bringen.


Die Zufriedenheit mit den Öffnungszeiten und der Nachmittagsbetreuung hängt signifikant mit der Anzahl der geöffneten Nachmittage zusammen. Fazit: Je mehr Nachmittagsangebot, desto zufriedener die Befragten. Falls dieses fünf Mal pro Woche zur Verfügung steht, geben 87 Prozent an, sehr oder eher zufrieden zu sein. Fehlt das Nachmittagsangebot, sind es hingegen nur 19 Prozent. Die größte Unzufriedenheit mit der Nachmittagsbetreuung gibt es im Innviertel (39 Prozent) und in der Region Steyr-Kirchdorf (38 Prozent).


38 Prozent der Umfrageteilnehmer/-innen gaben an, dass für die Sommerferien kein Betreuungsangebot geschaffen worden sei. Für 42 Prozent war das Angebot nicht bedarfsgerecht. Es zeigt sich, dass es hinsichtlich Sommerbetreuung in Oberösterreich große regionale Unterschiede gab, besonders in den kleinen Gemeinden. Das Sommer-Angebot bekam im Innviertel sowohl bezüglich Leistbarkeit, als auch hinsichtlich Bedarfsgerechtigkeit und Verfügbarkeit die geringste Zustimmung.


„Die Erfahrungen in den Lockdowns verdeutlichen, warum eine moderne Gesellschaft flächendeckende, qualitätsvolle und vor allem vollzeittaugliche Kinderbetreuungsangebote braucht“, resümiert AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer. Die Ergebnisse der Elternbefragung und die O-Töne der Eltern auf 161 Seiten bestätigen recht eindrucksvoll die seit Jahren von der AK geforderten Maßnahmen:


Nachhaltige, finanzielle Sicherstellung für Kinderbetreuungseinrichtungen


Eine verpflichtende Bedarfserhebung in allen oberösterreichischen Gemeinden und Bezirken


Schaffung eines bundeseinheitlichen Qualitätsrahmenplanes für Krabbelstuben, Kindergärten und eine umfassende Sprachförderung bereits für die Kleinen


Rücknahme der Elternbeiträge für Nachmittagsbetreuung zur finanziellen Entlastung


Einführung eines zweiten verpflichtenden und kostenlosen Kindergartenjahres für alle Kinder


Rechtsanspruch auf einen qualitätsvollen Betreuungsplatz ab dem zweiten Lebensjahr bis zum Ende der Sekundarstufe I.

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