AK-Kalliauer: „Alle, die in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen arbeiten, müssen die Covid-Prämie auch bekommen“

Die Covid-Prämie, deren überfällige Auszahlung jetzt ab Dezember geplant ist, kann nur der Auftakt für eine Reihe spürbarer Verbesserungen für die Beschäftigten im Gesundheits- und Pflegebereich sein. „Gut, dass es endlich eine klare Ansage gibt, wann die Betroffenen das Geld bekommen. Es sind allerdings noch viele Details offen. Daher braucht es rasch Regelungen auf Landesebene. Alle, die Gesundheits- und Pflegeleistungen erbringen, müssen davon profitieren – nicht nur wenige“, sagt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer. Die viel und lang diskutierte Pflegereform muss endlich in die Gänge kommen.


Fast 160.000 Menschen arbeiten österreichweit im Pflegebereich. Hinzu kommen rund 36.000 in medizinisch-technischen Diensten sowie viele weitere Beschäftigte direkt in der Patientenversorgung, aber auch in der Reinigung und Haustechnik. Rund zwei Drittel von ihnen halten es für unwahrscheinlich, den Beruf bis zur Pension ausüben zu können. Mehr als 80 Prozent der in den drei Bereichen Kranken-, Alten- und Behindertenpflege Arbeitenden sind emotional belastet, rund die Hälfte sogar stark – zum Beispiel durch immer mehr Demenzpatienten/-innen, fehlende Pflegezeit oder steigende Aggression und Gewalt im Zuge der Corona-Situation. Die Folge: Sie können nicht mehr „abschalten“, haben Ein- und Durchschlafstörungen oder psychische Störungen.


Durch Zeitdruck ist jeder/jede dritte Beschäftigte in der Kranken- und Altenpflege stark belastet, in der Behindertenbetreuung sind es 14 Prozent. Auch körperliche Anforderungen und die Unfall- und Verletzungsgefahr in der Arbeit sind für viele Pflegebeschäftigte ein Problem: 14 Prozent in der Krankenpflege und rund jede/jeder Zehnte in der Behindertenbetreuung und Altenpflege fühlen sich dadurch stark belastet.


Kein Wunder, dass viele schon nach wenigen Jahren den Job wechseln wollen: 45 Prozent der Gesundheits- und Krankenpflegekräfte im Akutbereich denken über einen Berufsausstieg nach. Sie haben bereits vor Covid-19 am Limit gearbeitet, in den letzten Monaten hat sich die Situation dramatisch verschärft.

Die politischen Verantwortlichen haben bessere Rahmenbedingungen und eine Pflegereform ebenso versprochen wie eine Covid-Prämie. Letztere wurde schon im Sommer beschlossen und soll jetzt endlich im Dezember ausgezahlt werden.


Allerdings sind noch immer viele Fragen offen. Zum Beispiel, wer konkret die Prämie bekommen soll oder wie die angekündigten 1,5-Meter-Regelungen überprüft werden sollen. Zudem fehlen für viele Bereiche wie Heime und Mobile Dienste die Richtlinien komplett. Viele Beschäftigte, die seit eineinhalb Jahren in Schutzausrüstung arbeiten, eine Mehrbelastung erleben oder bei Personalmangel einspringen, sind bisher ebenso von der Prämie ausgeschlossen wie Rettungssanitäter/-innen und viele weitere Berufsgruppen. Außerdem sind die kolportierten 500 Euro nur Durchschnittswerte. Wie die Berechnung tatsächlich erfolgen soll, ist bis dato ebenfalls völlig unklar.



„Wieder einmal wird über die Medien Ankündigungspolitik ohne ausreichende Klärungen gemacht. Wir fordern daher die Auszahlung der Covid-Prämie in der Höhe von mindestens 500 Euro für alle Beschäftigten, die in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen arbeiten“, sagt Präsident Kalliauer. Zudem müsse endlich eine ordentliche Pflegereform für sämtliche Bereiche, in denen Pflege und Gesundheitsleistungen stattfinden, in die Gänge kommen. Die hohe Belastung und Überstunden führen bei Pflegekräften immer öfter zu Burnout. „Die Landesregierung muss daher massiv und schnell in Ausbildung und bessere Arbeitsbedingungen investieren. Zudem muss die veraltete Personalberechnung endlich die Realität abbilden, sonst ist eine Versorgungskrise im Gesundheits- und Pflegesystem unausweichlich“, so Kalliauer. Wenn nicht rasch gehandelt werde, brauche man das Wort „Wertschätzung“ gar nicht mehr in den Mund zu nehmen.

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