180 Jahre Malerei Neureiter









Am 24. August 1838 kommt der k.k. Distrikskommissar der „unterthänigsten Bitte um Verleihung einer Anstreicherbefugnis in loco Ischl“ des Herrn Joseph Edlinger nach. Edlinger ist bereits als „Schänker“ von Trinkmolke zu Kurzwecken tätig, er hat sich auch in der „Anstreicherey wohl kündig gemacht“. Dies wird ihm auch in einem Zeugnis der „k.k. Academie der bildenden Künste“ in Wien, 1831 bescheinigt: „Joseph Edlinger... hat allhier studiert und sich fleißig und sittsam betragen“. Der rührige Unternehmer findet im aufstrebenden Kurort Ischl ein großes Betätigungsfeld, 1842 wird ihm auch noch die Bewilligung zur Ausübung des Sesselträgergewerbes bescheinigt.
1873 heiratet Nikolaus Neureiter Maria Edlinger, die Malerei hatte sich zu diesem Zeitpunkt als der tragfähigste Geschäftszweig etabliert. Neben Arbeiten in Kur- und Badeeinrichtungen, Villen und Privathäusern, neben Kutschen- und Wagenlackierungen und vielem mehr ist natürlich immer wieder am kaiserlichen Hof zu arbeiten, so wird zum Beispiel 1880 die „Veranda des allerhöchsten Hofes Seiner Majestät zu Ischl in tiefster Ehrfurcht“ renoviert.
„... und vergolden sie den Blitzableiter...“,
schreibt Alexander Girardi u.a. in einem langjährigen Briefwechsel mit Nikolaus Neureiter, der nicht nur die freundschaftliche Beziehung der beiden beschreibt sondern auch die Stellung Ischl´s in gesellschaftlich-künstlerischer Hinsicht als sommerliches Zentrum der Monarchie.
1906 übernimmt Josef Neureiter das Malergeschäft, als gesuchter und viel beschäftigter Dekorationsmaler ist er ein geschätzter Handwerksmeister. Glück in der Familie, erfolgreich in Arbeit und als Immobilienbesitzer; aber: es ziehen dunkle Wolken auf.
Die große Geschichte findet immer auch in den kleinen Geschichten statt, die Katastrophen des 1. und des 2. Weltkrieges sind natürlich auch Katastrophen für die Familie und den Malereibetrieb Neureiter. Josef Neureiter wird im 1. Weltkrieg schwer verwundet, die Wirtschaftskriese, der Nationalsozialismus und der 2. Weltkrieg bringen die Familie und den Betrieb mehrfach an den Rand der Existenz.
Ab 1954 führt Heinrich Neureiter die Malerei. Klug, umsichtig und seriös leitet er den Betrieb in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts, verantwortungs- und qualitätsbewusst lebt er das Malerhandwerk.
1989 übernimmt Martin Neureiter den Malereibetrieb. Der Umzug vom Eglmoos in ein neu errichtetes Betriebsgebäude in Mitterweissenbach 1994 ist ein wichtiger Schritt hin zu einem zeitgemäßen Arbeitsumfeld, mehrere OÖ. Handwerkspreise belegen die hohe Qualität und handwerkliche Erfahrung des gesamten Teams.
Dank an treue Mitarbeiter
Die lange Vergangenheit und die Zukunft der Malerei Neureiter sind ohne treue und gute Mitarbeiter und Auftraggeber undenkbar. Die Familie ist ihnen dankbar und verantwortungsbewusst verbunden!
Barbara Wiesauer ist bereits seit 1994 im Betrieb, Zoran Zsamardzic seit 1997. Beide sind nach wie vor mit Leidenschaft bei der Arbeit und gerne im Team der Malerei Neureiter. Martin Neureiter und Robert Oberfrank von der Wirtschaftskammer Gmunden dankten beiden für ihre Treue und den Einsatz für den Betrieb.
Gesellschaftliches und kulturelles Erbe
Neben der verantwortungsvollen und nachhaltigen Betriebsführung war die Familie Neureiter auch immer Träger von kulturellen und gesellschaftlichen Einrichtungen der Stadt Bad Ischl. Heinrich Neureiter war durch sein Wirken bei der Ischler Stubenmusi, aber auch als engagierter Bergretter allseits bekannt. Martin leitet heute die Ischler Volksspielgruppe, die neben eigenen Produktion das traditionelle Ischler Krippenspiel alle 4 Jahre zur Aufführung bringt. Kein Unbekannter ist Martin als „Zugspieler“ bei der „Hohtraxlecker Sprungschanzenmusi“.
Aus der Geschichte der Familie Neureiter wird deutlich, welchen Stellenwert für eine Region handwerkliche Familienbetriebe einnehmen. Diese Bedeutung sollten wir gerade bei Auftragsvergaben immer wieder in Erinnerung rufen und nicht nur den Preis als Entscheidungskriterium heranziehen, stellte Robert Oberfrank bei der Jubiläumsfeier fest.


Personen v.l.n.r.: Astrid Neureiter, Martin Neureiter, Barbara Wiesauer, Zoran Zsamardzic, Maria Neureiter, Robert Oberfrank


Bildrechte/Copyright: Malerei Neureiter

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