Dem Klimawandel auf der Spur

Quelle: Land O?-,
Quelle: Land O?-,

Laut Analysen der Weltwetterorganisation (WMO) wird das Jahr 2020 eines der
drei wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. In Europa werden die
ersten zehn Monate überhaupt die heißesten seit Messbeginn. Außerdem teilen
die Klimaexpertinnen und -experten mit, dass schon jetzt klar sei, dass die Jahre
seit 2015 die sechs wärmsten seit Messbeginn sind. „Seit Jahrzehnten warnt uns
die Wissenschaft, dass uns mit der Klimakrise die größte Herausforderung der
Menschheitsgeschichte bevorsteht. Auch diese aktuelle Analyse der
Weltwetterorganisation beweist leider wieder einmal, dass die Prognosen
stimmen und wir uns auf gewaltige Veränderungen einstellen müssen. Treffen
werden die Veränderungen aber vor allem unsere Kinder. Damit wir unseren
nachfolgenden Generationen eine intakte Umwelt und einen lebenswerten
Planeten hinterlassen können, müssen wir schleunigst in eine klimafreundliche
Zukunft gehen und Handlungen setzen“, so Klima-Landesrat Stefan Kaineder.
Global gesehen hat in den vergangenen 30 Jahren der Massenverlust der
Gletscher deutlich zugenommen: Derzeit verlieren die Gletscher weltweit 335
Mrd. Tonnen Eis pro Jahr. Diese Schmelze trägt jährlich zu einem Anstieg des
Meeresspiegels um knapp einen Millimeter bei. Damit macht das geschmolzene
Eis der Gletscher 25 bis 30 Prozent des aktuellen Anstiegs des globalen
Meeresspiegels aus.

Klima-Landesrat Stefan Kaineder: „Gletscher sind die Fieberthermometer
unseres Planeten und sie zeigen uns, dass der Planet an hohem Fieber leidet.
Sie haben aber auch andere wesentliche Funktionen, etwa im Tourismus sowie
in der Wasserkraftnutzung oder als Wasserspeicher für Trinkwasser. Aus diesem
Grund haben Energie AG und oö. Klimaschutzressort 2006 die gemeinsame
Forschungstätigkeit von BlueSky Wetteranalysen und der Uni Innsbruck am
Dachsteingletscher gestartet.“

„Was wir brauchen und was jetzt auch realisiert wird, sind Maßnahmen und
Investitionen in den Klimaschutz. Mit den aktuellen Förderungen, den in
Umsetzung befindlichen Gesetzesvorhaben und dem angekündigten
Österreichticket sind erste Meilensteine auf den Weg gebracht. So kann es
gelingen, die Einsparungen Österreichs im Sinne des Weltklimavertrages auch
realistisch zu erreichen. Denn klar ist: Es darf mit dem Klimaschutz in Österreich
nicht so erfolglos weitergehen wie in den vergangenen Jahren: Wurden
innerhalb der EU bei den CO2-Emissionen seit 1990 um über 24 Prozent
eingespart, hatte Österreich in dieser Zeit sogar einen leichten Zuwachs zu
verzeichnen. Bei der Klimakrise ist Scheitern keine Option“, betont KlimaLandesrat Stefan Kaineder.

Hallstätter Gletscher – Massenhaushalt und Klima 2019/2020
Die Gletscherschmelze am Dachstein setzt sich unvermindert fort
Nach Abschluss der Auswertung der Messungen reiht sich die Massenbilanz
2019/2020 in der 14-jährigen Messreihe an vierter Stelle der negativsten
Bilanzen ein.

Dies war zu Ende des letzten Winters nicht unbedingt zu erwarten. Anders als
in den Tälern und im Flachland war der Winter im Hochgebirge durchaus
ergiebig was die Schneefälle betrifft, die Schneehöhen sogar bis weit in den
Mai hinein durchschnittlich oder leicht überdurchschnittlich. Die bei den
Frühjahrmessungen durchführten Grabungen ergaben Schachttiefen von 6
Meter. Bei der Bergstation Hunerkogel hat sich insgesamt eine
Neuschneemenge von 9,5 Meter summiert.

Relative kühle und trockene Witterung im Mai und erneute Schneefälle im Juni
verzögerten das Ausapern und Schmelzen des Eises. Dann herrscht aber vor
allem im August und September über längerer Perioden überdurchschnittliche
Temperaturen und hohe Schmelzraten. Trotz Schneefall Ende August kam es
zur fast vollständigen Ausaperung des Gletschers. Die spezifische
Massenbilanz des Massenhaushaltsjahres 2019/20 beträgt -1440 mm Wasseräquivalent. Dies entspricht einem Wasservolumen von 3,8 Millionen m3
Wasser bzw. einem mittleren Eisdickenverlust von rund 1,3 Meter.

Die Größe des Hallstätter Gletschers beträgt derzeit 2,623 km2
, zu Beginn des
Projektes 2007 betrug die Fläche noch 3,04 km2
, das sind -15 Prozent
Flächenverlust in 14 Jahren.
Es gibt drei Parameter die für die Entwicklung des Gletschers, die von
Bedeutung sind:
1. Niederschlag während des Winters: Am Dachstein beinahe immer
erfüllt (genug Schnee).
2. Die Sommertemperaturen: Die Sommerwerte (Juni, Juli, August) seit
Jahren deutlich zu hoch.
3. Anzahl der Neuschneefälle während des Sommers: zu selten, kaum
relevant.

Die Temperaturen sind, mit wenigen Ausnahmen, seit 1981 zu hoch, seit 2000
deutlich zu hoch. Das Jahr 2020 war bisher an der Station Feuerkogel (1.650
Meter) um +1,5 Grad zu warm (Mittel 1981-2010).

Juni +0,3 °C; Juli +0,5 °C, August +2,0 °C, September +1,7), der November um
+3,4 °C. Am Sonnblick (3.150m) war der November 2020 um +3,9 °C zu warm.

Temperaturverlauf Simonyhütte (2.250 Meter): Der warme Sommer ist deutlich
an den Messwerten bei der Simonyhütte zu sehen, Temperaturen bis +20 °C

Bei der Längenmessung wurden heuer punktuell (bei einzelnen Messmarken)
Rekordwerte erreicht, am Hallstätter Gletscher sticht dabei die zerfallende
Mittelzunge heraus. Bei einer Messmarke wurde ein Rückgang von -65 Meter
gemessen. Details zur Längenmessung liegen noch nicht vor, diese erscheinen
im Gletscherbericht des Alpenvereins.
PD Dr.in Andrea Fischer, Institute for Interdisciplinary Mountain Research
(IGF), Austrian Academy of Sciences

Die Massenbilanzmessungen am Dachstein sind in vielerlei Hinsicht besonders
wichtig und interessant. Am Dachstein stehen durch die Forschungen des
Gletscherpioniers Friedrich Simony (aktiv von ca. 1840 bis 1870) besonders
lange Zeitreihen zur Verfügung. Simony hat nicht nur den Grundstein für die
Erkenntnis des veränderlichen Klimas gelegt, sondern auch nebenbei die Art
von Wissenschaftskommunikation erfunden, der heute mit Gletschern als
Symbolen des Klimawandels besonders hohe Bedeutung zur Transformation
der Gesellschaft beigemessen wird: Er erkannte die Überzeugungskraft von
Vergleichsbildern.

Quelle: https://www.albumverlag.at/von-wunderbarer-klarheit/

Selbstverständlich haben die Geowissenschaften in den letzten Jahrzehnten
noch deutlich dazugelernt, dazu zählen etwa Klimaforschungen aus Eisbohrkernen. Eisbohrkerne sind die einzigen Klimaarchive aus denen der
CO2-Gehalt der Atmosphäre UND Lufttemperatur/Niederschlag direkt ersichtlich
sind. Auch am Dachstein wurde das Eis selbst untersucht, das Basisalter des
Eises wurde mit 4.297 bis 3.715 Jahren BP bestimmt (BP: before
present=1950). Vergleicht man die Basisalter anderer Ostalpengletscher, liegt
nahe, dass die Gletscher des Dachsteins vor dieser Zeit bereits einmal
abgeschmolzen waren. Ob die Geschwindigkeit, mit der dieses Jahrtausende
alte Eis heute schmilzt, einzigartig ist oder nicht, werden weitere
Untersuchungen an Eisbohrkernen zeigen.

Erst durch das genaue Monitoring der derzeitigen menschgemachten
Klimaänderungen und die Analyse der natürlichen vergangenen
Klimaschwankungen ist es möglich, uns gut vorzubereiten: Auf eine erwartbar
turbulente Klimazukunft, in der sich anthropogene und natürliche
Schwankungen überlagern sind mittlerweile auch in dieser Höhe keine Seltenheit mehr.

Bildtext: Klima-Landesrat Stefan Kaineder und Umweltministerin Leonore Gewessler, BA, mit dem Generaldirektor der EnergieAG, Prof. Ing. DDr. Werner Steinecker MBA, am Dachstein vor dem schmelzenden Hallstätter Gletscher bei einem Lokalaugenschein im vergangenen Sommer

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