Konstellationen von Nick Payne

Foto : S. Riepl /M. Herzog
Foto : S. Riepl /M. Herzog

Premiere ist am 20. Februar im OFF Theater Salzburg.
Regie von Gerda Gratzer
Schauspiel Judith Brandstätter & Wolfgang Kandler
Eine Produktion des SalzburgerTourneeTheaters

KONSTELLATIONEN
Was wäre wenn...

Diese Frage hat sich sicherlich jede/r von uns schon einmal gestellt.
Was wäre, wenn ich eine andere Entscheidung getroffen, etwas anderes gesagt hätte, um eine andere Ecke gebogen wäre? Wäre alles anders, wenn ich früher bzw. später bzw. gar nicht...???

Leider kann man nie wissen, was sich verändert hätte, wenn... Schließlich hat man nur das eine Leben, den einen Moment. Aber als Gedankenspiel ist es schon reizvoll, wenn man alle Möglichkeiten durchspielt und die lineare Folge von Aktion und Reaktion aushebelt. Und genau das passiert auf äußerst witzige Weise in „Konstellationen“.

Eine Frau trifft einen Mann. Sie werden ein Paar – oder auch nicht. Nur ein anderes Wort, ein anderer Blick kann entscheidend dafür sein, wie und ob es überhaupt weiter geht. Hier befinden wir uns in einem Multiversum, in dem sämtliche vorstellbaren Ereignis-Varianten gleichzeitig nebeneinander existieren. Und diese parallelen Wirklichkeiten werden uns auf der Bühne hintereinander vorgeführt: Bei einer Grill-Party begegnet der bodenständige Imker Roland der intelligenten Quantenphysikerin Marianne. Das ist die Ausgangssituation, von der aus sich etwas entwickelt (oder eben nicht). Wir erleben Roland und Marianne in einer Reihe von verschiedenen Beziehungs-Situationen – erstes Treffen, erster gemeinsamer Abend, Heiratsantrag, Seitensprunggeständnis und Trennung, nach einer Krankheitsdiagnose, zufälliges Wiedersehen – und das in allen möglichen Variationen: Mal kommen die beiden beim allerersten Treffen nicht über ein, zwei Sätze hinaus, mal sind sie Feuer und Flamme; mal schickt sie ihn, nachdem sie ihn bereits zu sich in die Wohnung eingeladen hat, gleich wieder nach Hause, mal kommt es zum ersten Kuss und mehr; später hat er mal eine Rede vorbereitet, die in einen Heiratsantrag mündet, mal vergisst er den Zettel und muss improvisieren; mal gesteht sie eine Affäre, mal er...

„Konstellationen“ ist oft spielerisch-witzig, schlägt aber auch ernstere Töne an, beispielsweise wenn das Thema Tod bzw. Selbstmord ins Spiel kommt. Dann stellt sich natürlich auch gleich die Frage nach Schicksal oder Zufall, nach Gott – und nach der Zeit, die einem noch bleibt.

Oder ist Zeit nicht nur relativ, sondern im Grunde unerheblich? Marianne sagt gegen Ende des Stücks einen interessanten Satz:
„Die Grundgesetze der Physik kennen weder Vergangenheit noch Gegenwart. Zeit ist irrelevant auf der Ebene von Atomen und Molekülen. Wir haben alle Zeit, die wir jemals hatten. Du wirst immer noch all unsere Zeit haben. Wenn ich Wenn Wenn Es wird weder mehr noch weniger davon geben. Wenn ich weg bin.“

Premiere 20. Februar

Termine: 24.02.
08.03. / 15.03. / 24.03.
06.04. / 26.04.
17.05. / 18.05.

Beginn jeweils 19:30 Uhr

Im OFF Theater Salzburg, Eichstrasse 5, 5020 Salzburg

Infos zum Autor:

Der Autor NICK PAYNE
Der junge britische Shootingstar (Geburtsjahr 1984) studierte an der University of York und an der Central School of Speech and Drama in London, bevor er das Royal Court Young Writer’s Programme abschloss. Sein 2009 am Bush Theatre in London erfolgreich uraufgeführtes Stück „If There Is I Haven’t Found It Yet“ erhielt den renommierten George-Devine-Award 2009 und kam im November 2012 als Off-Broadway Produktion mit Hollywoodstar Jake Gyllenhaal in New York heraus. Paynes Bühnenwerk „Wanderlust“ hatte 2010 am Londoner bekannten Royal Court Theatre Premiere und heimste ebenfalls viel Kritikerlob ein. Payne war sogar Anwärter für den Evening Standard Award als Vielversprechendster Dramatiker des Jahres 2010, musste sich aber der jüngeren Britin Anya Reiss („Spur of the Moment“) geschlagen geben.

Nach einem Auftragswerk für das Bush-Theatre-Projekt „Sixty Six Books“ (2011) schrieb Payne das Stück, mit dem er auch international den Durchbruch schaffte: „Constellations“, das bisher in 14 Sprachen übersetzt wurde.

Für dieses Stück erhielt Payne 2012 den Evening Standard Best Play Award und eine Nominierung für den Olivier Award in der Kategorie Bestes Neues Stück. Diese Produktion war 2015 auch für den Drama League Award in der Kategorie Herausragende Produktion eines Broadway-Stücks nominiert.

Kritiken zum Stück:

Das Stück schwingt sich auf zu echter Ernsthaftigkeit – emotionaler und philosophischer gleichermaßen. (...) Was zunächst bloß ein cleverer theatraler Zaubertrick zu sein schien, wurde ein tief bewegendes Theatererlebnis.
Libby Purves, The Times, 20.01.2012.

„Constellations“ ist ein hinreißendes, faszinierendes Theaterjuwel.
Julie Carpenter, Daily Express, 20.01.2012.

„Constellations“ ist eine Liebesgeschichte, die Vorstellungen von Zeit erkundet. Oder das Stück ist ein Blick auf Theorien über Zeit, der in Form einer Liebesgeschichte daherkommt.
Susannah Clapp, The Observer, 22.01.2012.

Das Stück ist sehr komisch und zum Verzweifeln traurig, und seine intellektuelle und emotionale Dynamik wird Sie mitnehmen wie eine Welle beim Surfen. Selten war ein Stück so berauschend.
Georgina Brown, Mail on Sunday, 29.01.2012.



Das Gedankenexperiment, mehrere Möglichkeiten in seinem eigenen Leben zu haben, nur eine davon jedoch leben zu können, macht nicht nur Spaß, sondern hat sicherlich auch Langzeiteffekt. Eine sehenswerte Produktion, in der sich aktuelle wissenschaftliche Forschungsaufgaben perfektest mit einer künstlerischen Aufarbeitung dieses Wissens verschränken.
Elisabeth Ritonja, www.european-cultural-news.com, 02.01.2014.

Ein Hauch von Tragik umweht von Anfang an den geistreichen, unterhaltsamen Abend – eine Ahnung, die sich mehr und mehr verdichtet. (...) Dabei regt Payne (...) auf überraschende Art zum Nachdenken über den Sinn des Daseins und den freien Willen an.
dpa, 25.11.2014.

Die Deutsche Erstaufführung begeisterte das Publikum.
DEF, Hamburger Morgenpost, 26.11.2014.

Ein Stück zum Schwindligwerden
Nachdem der ‚letzte Schrei’ unter Autorinnen und Autoren im Theater lange die ‚Dekonstruktion’ war, also die radikale Auflösung von Rollen und Strukturen im Theater-Text, ist derzeit eine andere Entwicklung zu beobachten – verschärftes Augenmerk wird wieder auf die besonders intelligente, ja trickreiche Struktur von (...) Stücken gelegt. Die Französin Yasmina Reza etwa erregte viel Aufmerksamkeit mit „Drei Mal Leben“ – in drei verschiedenen Versionen erzählte sie in diesem viel gespielten Stück ein- und dieselbe Geschichte; mit immer neuem Schluss. Der Engländer Nick Payne geht noch weiter: „Constellations“ besteht fast ausschließlich aus immer wieder variierten Miniatur-Szenen; das Stück könnte in jedem Moment eine andere Richtung einschlagen.
Michael Laages, Deutschlandradio, 24.11.2014.

Wer hätte gedacht, dass höhere Physik so sexy sein könnte, so verständlich – und emotional aufreibend? „Constellations“, Nick Paynes großartiges Zwei-Personenstück (...), ist das wohl anspruchsvollste Rendezvous-Drama, das es am Broadway jemals gab. Die 70-minütige, wie eine Fuge gebaute Produktion nimmt die elementarste dramatische Situation – Mann trifft Frau – und wirbelt sie in die scheinbare Unendlichkeit von »was wäre, wenn«-Alternativen. (...) Ich würde soweit gehen zu behaupten, dass es unmöglich ist, sich nicht mit Roland und Marianne zu identifizieren, wenn man jemals verliebt war.
Ben Brantley, The New York Times, 13.01.2015.

Nick Payne (...), einer der absolut begabtesten Dramatiker der neuen Generation – scharfzüngig, witzig, weise, menschlich. (...) „Constellations“ [ist ein] traumhaft schönes, fälschlicherweise einfach erscheinendes Zwei-Personen-Stück.
Adam Green, Vogue, 16.12.2014

Klug, süffig-romantisch und großartig.
Alexis Soloski, The Guardian, 14.01.2015.

Der zündende Funke für „Constellations“Die Idee zu „Constellations“ speist sich aus persönlichen Erlebnissen des Autors, der mit diesem Stück über unendliche Paralleluniversen und endlose Möglichkeiten unbewusst auf den Tod seines Vaters reagiert. Nick Payne: »Auf eine romantische Art und Weise liebte ich die Idee, dass es ein anderes Universum geben könnte, in dem mein Vater noch lebte, in dem es uns beiden gut ginge und wir glücklich wären. Das Konzept eines Multiversums ist erstaunlich, aber auch irgendwie grausam, weil ich diese anderen Universen niemals erleben werde. Ich stecke in diesem Universum fest – ohne ihn.«

Konstellationen“ unterhält, ohne banal zu sein und berührt, ohne pathetisch zu werden.

Nick Payns Stück „Constellations“ wurde 2012 mit Sally Hawkins („Blue Jasmine“, „Happy-Go-Lucky“, „Persuasion“) und Rafe Spall („Das hält kein Jahr“, „Life of Pi“, „Zwei an einem Tag“) am Londoner Royal Court Theatre uraufgeführt. Es lief bereits erfolgreich am Schauspielhaus Wien, am St. Pauli Theater in Hamburg, am Deutschen Theater in Berlin, in Bielefeld, Basel, Winterthur, Zürich – und natürlich am Broadway, nämlich im renommierten Samuel J. Friedman Theatre mit dem OSCAR-nominierten Hollywood-Star Jake Gyllenhaal („Brokeback Mountain“,„Love And Other Drugs”, „Nightcrawler”) und Olivier-Award-Gewinnerin Ruth Wilson („Jane Eyre“, „Anna Karenina“, „Saving Mr. Banks“).

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