DIE ARBEIT AN DEN PROZESS-ZIELEN SCHREITET VORAN

Bildstein/Hussl
Bildstein/Hussl

Nachdem Benjamin Bildstein/David Hussl und Keanu Prettner/Jakob Flachberger bereits im November und Dezember insgesamt sechs Wochen an der Algarve verbracht haben, absolvierten die OeSV-Asse bereits im Jänner wieder den ersten Trainingsblock. „Für uns war Vilamoura ein neues Revier. Wir fühlen uns sehr wohl, hatten bislang immer perfekte und auch abwechslungsreiche Bedingungen. Durch den guten Wind konnten wir bereits sehr viele Segelstunden sammeln. Im Jänner haben wir die Intensität noch einmal erhöht, waren 17 von insgesamt 19 Tagen am Wasser. Vor allem in den letzten Tagen hatten wir viel Wind und Welle. Das ist körperlich und mental sehr anstrengend, es zahlt sich aber aus“, berichtet Steuermann Benjamin Bildstein.

Krafttraining bei kurzem Heimat-Besuch
Nach dem ersten Trainingsblock kehrte das Duo vom Yacht Club Bregenz für einige Tage nach Österreich zurück, wo weitere Schwerpunkte am Tagesplan stehen. „Wir nutzen die Zeit für intensives Krafttraining. Denn wir wollen für die Olympischen Spiele noch an Gewicht zulegen. Dafür ist jetzt der ideale Zeitpunkt, es fehlt uns auch nicht mehr viel. Durch den Lockdown in Portugal hatten wir vor Ort kaum Möglichkeiten“, schildert David Hussl, der im Olympiazentrum Tirol die beste Betreuung genießt.

Für die 49er-Weltranglistenersten geht es bereits am Mittwoch zurück nach Vilamoura. Für die österreichischen Boote ist es ein großer Vorteil, dass sie über mehrere Monate am selben Ort stationiert sind. Obwohl das Packen und Übersiedeln somit wegfallen, sorgen vor allem Flugstreichungen für kurzfristige Planungsänderungen. „Wir sind es gewohnt sehr flexibel zu sein, das kommt uns in dieser Situation zugute. Für uns ist es weiterhin ein Privileg dort trainieren zu können, dafür nehmen wir auch einiges in Kauf. Wir halten uns an alle Regeln und die Verantwortlichen im Club halten uns immer am Laufenden, so der Vorschoter.

Trainingsregatten zur Überprüfung der Prozess-Ziele
Neben den Booten aus Dänemark und Polen dienen auch die Teamkollegen Prettner/Flachberger an der Algarve als starke Trainingspartner. „Für uns war es wichtig in Europa wieder gute Trainingspartner zu finden, mit denen wir gemeinsam arbeiten können. Darüber hinaus ist die Entwicklung von Keanu und Jakob sehr erfreulich. Sie finden immer besseren Anschluss und können bei gewissen Bedingungen schon richtig gut mithalten“, zeigt sich Bildstein über die nächste Generation an heimischen Skiff-Seglern erfreut.

Im zweiten Trainingsblock stehen auch zwei Trainingsregatten am Plan. Bei einer Coaches Regatta im Jänner erreichten Bildstein/Hussl den dritten Platz. „Wir waren zufrieden mit dieser Standortbestimmung. Unser Plan sieht vor, dass wir gezielt an gewissen Teilbereichen und Prozessen arbeiten. Diese Regatten dienen zur Überprüfung. Wir haben für uns selbst einen klaren Plan bis zu den Olympischen Spielen aufgestellt und sind immer auf dem Weg zum Perfektionismus. In einem komplexen Sport wie Segeln wird man zwar nie am Ziel ankommen, aber durch die ständige Arbeit werden wir uns stetig verbessern. Denn die Olympischen Spiele sind unser ganz großes Ziel“, so der Vorarlberger.

Letzte Entscheidungen bei der Material-Auswahl
Noch ist es jedoch ungewiss, wann der nächste größere Wettkampf stattfinden wird. Nachdem die Princess Sofía Trophy in Palma/Spanien erst vor ein paar Tagen von März in den Oktober verlegt wurde, wäre nun die Regatta im französischen Hyères von 17. bis 24. April die nächste Veranstaltung. „Die Unsicherheit ist für alle gleich. Es ist aber ein großer Vorteil, dass wir das Olympiaticket bereits gelöst haben und uns voll auf Tokio konzentrieren können. Jene Teams, die sich noch nicht qualifiziert haben, sind mit den Gedanken ganz woanders“, ist Vorschoter Hussl überzeugt. Das OeSV-Duo kann sich beim nächsten Trainingsblock zudem auf Materialtests fokussieren, stehen hier doch auch noch Entscheidungen an. „In erster Linie geht es um die Wahl der Segel. Hier werden wir uns wohl im Februar entscheiden. Bei den Masten haben wir schon unsere Favoriten. Die Rümpfe und ein ganz neues Boot werden wir bereits im März im Container nach Japan schicken“, erklärt der 28-Jährige.

Betreuungspersonal wird reduziert
Während Portugal vor wenigen Wochen in Hinblick auf die Coronavirus-Situation noch als eines der sichersten Länder in Europa galt, ist es inzwischen besonders stark von COVID-19 betroffen. Als beliebte Feriendestination und Sommer-Domizil ist es in Vilamoura zu dieser Jahreszeit sehr ruhig, da verhältnismäßig wenige Menschen dauerhaft in dem Ort leben. Das Nationalteam wohnt zudem in eigenen Appartements und kann sich völlig isoliert bewegen.

Der Österreichische Segel-Verband ist sich seiner verantwortungsvollen Rolle bewusst und hat alle Faktoren zu einer Bewertung der aktuellen Lage herangezogen. Nach Abstimmung mit den Verantwortlichen vor Ort wurde in einer Videokonferenz beschlossen, das Trainingslager an der Algarve fortzusetzen, jedoch das Betreuungspersonal für den zweiten Trainingsblock auf ein Minimum zu reduzieren. Die OeSV-Verantwortlichen stehen auch weiterhin in engem Kontakt zu den lokalen Behörden in Vilamoura.

Die Situation wird ständig neu evaluiert, um den Athleten in ihrer Vorbereitung auf die Olympischen Spiele die besten und sichersten Trainingsmöglichkeiten zu bieten.

OeSV-Sportdirektor Matthias Schmid …
… über das Training in Vilamoura:
„Die Windbedingungen sind im Winter in Europa immer schwierig, mit Vilamoura haben wir aber ein sehr gutes Revier gefunden. Wir haben uns auch bewusst für einen Standort am Festland entschieden, um flexibel zu bleiben und auf mögliche Entwicklungen reagieren zu können. Wir beobachten die Coronavirus-Situation sehr genau und halten immer Ausschau nach Alternativen.“

… mit einer Einschätzung zu Bildstein/Hussl:
„Beni und David gehören mittlerweile zur absoluten Weltspitze. Sie arbeiten sehr hart an sich, um im entscheidenden Moment ihr volles Leistungspotential abrufen zu können. Während sie in einem seglerisch sehr jungen Alter sind und ihre ersten Olympischen Spiele bestreiten, verfügen die Top-Konkurrenten über weitaus mehr Erfahrung.

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