Aktuelle Nachhilfestudie zeigt: Bedarf ist weiterhin hoch AK fordert wirksame schulische Förderung

AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer.
AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer.

Laut einer aktuellen Studie der AK bekommen 41.000 Kinder in Oberösterreich Nachhilfe. 5.000 weitere würden Nachhilfe benötigen, ihre Eltern können sie aber nicht finanzieren oder haben niemanden gefunden, der Nachhilfe gibt. „Gerade angesichts der Corona-Krise muss unser Schulsystem dafür sorgen, dass alle Kinder die Förderung erhalten, die sie brauchen“, sagt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer. Die AK verlangt kostenlosen Förderunterricht statt teurer privater Nachhilfe und schulische Angebote mit mehr Zeit zum Wiederholen.


Die Nachhilfequote in Oberösterreich beträgt 24 Prozent. Das heißt, dass 24 Prozent aller Schüler/-innen im Bundesland Nachhilfe bekommen. 2018 waren es noch 20 Prozent. Österreichweit liegt die Nachhilfequote derzeit bei 28 Prozent.


Bildungsweg darf nicht vom Geldbörsel abhängen


41 Prozent der Eltern in Oberösterreich, deren Kinder bezahlte Nachhilfe erhalten, geben in der Umfrage an, dadurch sehr oder spürbar belastet zu sein. Bei Familien mit einem Haushaltseinkommen von maximal 2.000 Euro sind es bundesweit sogar 62 Prozent. Von den Alleinerzieher/-innen mit einem Nachhilfekind tun sich rund zwei Drittel mit der Finanzierung der Nachhilfe schwer.


Das ist nicht verwunderlich, denn die Ausgaben für Nachhilfe sind nach wie vor hoch: Durchschnittlich 500 Euro haben die Eltern im abgelaufenen Schuljahr ausgegeben. In Oberösterreich beträgt der Gesamtaufwand für Nachhilfe zwölf Millionen Euro. „Es ist nicht anzunehmen, dass sich diese Situation vor dem Hintergrund der Corona-Krise entspannt. Gerade jetzt ist es oberste Aufgabe der Politik, dafür zu sorgen, dass kein Kind abgehängt wird. Unsere Kinder müssen unabhängig vom Geldbörsel ihrer Eltern bestmöglich gefördert werden!“, betont AK-Präsident Kalliauer.


Förderung in Kleingruppen wirkt


Die große Nachfrage zeigt zweierlei: Erstens, dass sie nötig ist, weil das österreichische Schulsystem nicht genügend Zeit zum Üben, Festigen und Wiederholen lässt. Und zweitens, dass Förderung in Kleingruppen wirkt. Sieben von zehn befragten Eltern geben an, dass die Nachhilfe den gewünschten Zweck erfüllt hat. „Deshalb ist es sehr wichtig, Kinder und Jugendlichen künftig verstärkt in Kleingruppen zu fördern – ein klarer Auftrag an die Politik!“, stellt der AK-Präsident fest.


Auf die Bedürfnisse der Familien eingehen


Die Eltern in Oberösterreich wünschen sich zur Eindämmung des privaten Nachhilfebedarfs folgende Maßnahmen: mehr kostenlose Nachhilfeangebote an Schulen (78 Prozent), mehr Zeit zum Üben im Unterricht selbst (77 Prozent), mehr schulische Nachmittagsbetreuung mit individueller Förderung (70 Prozent), generell mehr Förderunterricht (66 Prozent) sowie ein größeres Angebot an verschränkten Ganztagsschulen (45 Prozent).


Unerlässlich ist für die Arbeiterkammer der rasche Ausbau des kostenlosen Förderunterrichts und der individuellen Förderung an den Schulen selbst. Zur Unterstützung hat die AK ein Modell für eine gerechte Schulfinanzierung entwickelt: den Chancen-Index. Er bringt zusätzliche Ressourcen für Schulen mit größeren Herausforderungen. Die AK Oberösterreich fordert außerdem den zügigen Ausbau des Angebots an echten, gebührenfreien Ganztagsschulen mit einer verschränkten Abfolge von Lernen, Üben und Freizeit.

Weitere Meldungen