Über 16 500 Unterschriften gegen Spitalsreform im Bez. Gmunden zusammengekommen.

Die Gesundheitsversorgung in Oberösterreich ist sehr „spitalslastig“. Die Aufnahmen liegen deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Die Politik sieht sich daher gezwungen, mittels einer Spitalsreform die Kosten einzudämmen. Die Gespag, die die landeseigenen Spitäler verwaltet, plant daher nach dem Vorschlag einer unabhängigen Expertenkommission eine Bettenreduktion. Das Gmundner Krankenhaus ist davon besonders stark betroffen. Die Geburtshilfe und die Unfallchirurgie sollen aufgelassen und nach Vöcklabruck verlagert werden. In Gmunden verbleibt eine unfallchirurgische Tagesklinik, also eine Ambulanz für kleine Eingriffe.

Wir von den Grünen Gmunden sehen durchaus die Notwendigkeit einer Reform des Spitalswesens, sind jedoch der Meinung, dass die konkrete Schließung von zwei Abteilungen in Gmunden • das grundsätzliche Problem nicht bei der Wurzel packt, • die Versorgungskürzungen für die Bevölkerung eine Qualitätsspirale nach unten bedeuten und • die volkswirtschaftlichen Überlegungen außer Acht gelassen werden.

Wir haben daher eine Unterschriftenaktion für die Erhaltung der Geburtshilfe und der Unfallchirurgie gestartet. In der kurzen Zeit von gut zwei Wochen sind über 13 000 Unterschriften zusammengekommen, bei einer privaten Aktion über 3 500. Wir sehen das als großen Vertrauens- und Qualitätsbeweis für das Gmundner Krankenhauses und können der Gespag nur gratulieren, so tolle Voraussetzungen für dieses Vertrauen und somit Kundenbindung geschaffen zu haben.

Im Folgenden die wichtigsten Argumente für unser Eintreten:
• Wenn ein Krankenhaus einen derartigen Qualitätsbeweis bekommt, warum dreht man dann die Qualitätsspirale nach unten? Mit der Auflassung der zwei Abteilungen leidet die Qualität für die Patientinnen und Patienten sowie für das Personal.
• Die Gründe, warum in Oberösterreich überdurchschnittlich viel stationär behandelt wird, liegen bei der geltenden Krankenhausfinanzierung, die die Krankenhäuser ermuntert, möglichst viele Patientinnen und Patienten kurzfristig stationär aufzunehmen. Es ist sehr komfortabel geworden, für aufwändige Diagnostik und Therapie die rund um die Uhr verfügbaren Spitalsstrukturen in Anspruch zu nehmen.
• Wir bezweifeln nicht das betriebswirtschaftliche Einsparungspotential durch die Schließung der zwei Abteilungen. Neben den betriebswirtschaftlichen Kosten gilt es jedoch auch, die volkswirtschaftlichen Kosten in die Überlegungen miteinzubeziehen. Durch die Verlagerung sind über 150 000 Fahrten pro Jahr nach Vöcklabruck, Wels (kein Gespag-Spital) und in andere Spitäler zu erwarten. Die dafür anfallenden Kosten trägt überwiegend der Rettungsdienst. Die längeren Anfahrtswege für die Besucherinnen und Besucher sind da noch nicht eingerechnet und fallen den Privatpersonen an. Hinzu kommen die sozialen Kosten für die erhöhten Umweltbelastungen.

Besonders schmerzlich empfinden wir das Demokratieverständnis der Gespag und der verantwortlichen Politiker. Beim Sammeln der Unterschriften wurde auf das Krankenhauspersonal und auf das Rote Kreuz ein massiver Druck ausgeübt. Es entspricht einem totalitären Machtstreben, wenn dem Personal ein Maulkorberlass auferlegt wird und Interessensvertreter eingeschüchtert werden.

Es geht uns um eine komplexe Beurteilung der Spitalssituation und um eine wohnortnahe, qualitätsvolle Behandlung der Bewohnerinnen und Bewohner der Region. Dafür setzen wir uns ein.

Johanna Bors, Stadträtin
Erich Josef Langwiesner, Parteiobmann
Otto Kienesberger, Fraktionsobmann

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