„Um ein Lächeln mehr“: Die Infokampagne zur Pflege und Betreuung des OÖ. Roten Kreuzes

Die derzeitige Pflege- und Betreuungslandschaft ist für die Folgen der demografischen Alterung jedoch nicht gerüstet: Etwa 17.000 zusätzliche Vollzeitkräfte werden in den nächsten Jahren benötigt. Das OÖ. Rote Kreuz fordert die Zukunft der Pflege in einem Gesamtkonzept zu lösen und sich gemeinsam der sozialen, politischen, wirtschaftlichen und demografischen Herausforderung zu stellen.

Die zukünftige Absicherung der Pflege und Betreuung ist eines der wichtigsten gesellschaftspolitischen Themen: „Die Lebenserwartung steigt ständig. Alleine im vergangenen Jahrhundert wurde die Bevölkerung um durchschnittlich 30 Jahre älter. Gleichzeitig nimmt jedoch die Anzahl an pflege- und betreuungsbedürftigen Menschen zu. Unsere derzeitigen Betreuungsformen sind aber für die Folgen dieser demografischen Alterung nicht gerüstet“, erklärt OÖ. Rotkreuz-Präsident Dr. Walter Aichinger.


17.000 Vollzeitkräfte werden benötigt Laut Aichinger liegt die Herausforderung im fehlenden Pflegepersonal: „Den größten Pflegedienst des Landes bilden die Angehörigen. Sie sind oftmals vielfältigen körperlichen und seelischen Belastungen ausgesetzt, vereinsamen und laufen Gefahr, selbst krank zu werden. Um den pflegebedürftigen Menschen auch weiterhin den Verbleib im vertrauten zu Hause ermöglichen zu können, bedarf es bis 2020 etwa 17.000 zusätzlicher Vollzeitkräfte im Bereich der Pflege“.


Ältere Menschen in Pflege und Betreuung involvieren Einen besonderen Stellenwert nimmt künftig vor allem der Einsatz von Freiwilligen im Rahmen des Besuchsdienstes ein. Dieser stellt vor allem für die Angehörigen eine enorme Erleichterung dar. Es gilt jedoch ein Gesamtkonzept zu finden, welches die sozialen, politischen, wirtschaftlichen und demografischen Herausforderungen löst bzw. thematisiert: „Wir müssen Pflegeberufe attraktiver gestalten. Dazu brauchen wir einerseits bessere Arbeitsbedingungen, andererseits auch mehr Freiwillige, die sich für pflegebedürftige Menschen engagieren möchten. Wir sprechen hier auch ganz konkret ältere Menschen an, denn freiwilliges Engagement hält fit und gesund und gibt das Gefühl gebraucht zu werden“, fordert der Präsident der größten humanitären Hilfsorganisation des Landes: “In Zukunft werden chronisch-degenerative Erkrankungen, wie beispielsweise Demenz, immer häufiger. Die Ausbildung muss sich an diese künftigen Erfordernisse anpassen. Auch die Bildung spielt in diesem Bereich eine große Rolle. Mehr Bildung wirkt sich positiv auf die Gesundheit und ein langes Leben aus. Bessere Bildung bedeutet daher auch geringeren Pflegebedarf.“

Kampagne rückt „mehr an Menschlichkeit“ in den Mittelpunkt Die großangelegte, österreichweite Kampagne soll aber auch das Ansehen der Pflege- und Betreuungsberufe verbessern: „Das Image der Pflege- und Betreuungsberufe muss endlich ihre gesellschaftspolitische Bedeutung widerspiegeln. Es wäre schön, wenn ein positives Berufs- und Branchenbild dabei bereits an den Schulen vermittelt wird“, erklärt der Landesgeschäftsleiter des OÖ. Roten Kreuzes Mag. Erich Haneschläger einen weiteren Aspekt der Informationsoffensive. Mit diesem Schwerpunkt will man sich zudem auch bei den vielen Mitarbeitern für ihren tagtäglichen Einsatz bedanken: „Über 97% der betreuten Personen sind mit der Pflege und Betreuung vom Roten Kreuz sehr zufrieden bzw. zufrieden (Quelle: Studie vom NPO-Institut der WU Wien, 2011). Oftmals sind es Kleinigkeiten, die Großes bewirken und dabei den Betreuern als auch den zu pflegenden Personen ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Dieses ‚mehr an Menschlichkeit‘ in Kombination mit Professionalität stellen wir dabei in den Mittelpunkt“, so Haneschläger und ergänzt: „Wir wollen aber auch den Angehörigen eine Stimme verleihen. Ohne sie wäre die Pflege und Betreuung weder zu organisieren noch zu finanzieren. Was fehlt, sind bessere Beratungs- und Entlastungsangebote sowie psychosoziale Betreuung und Begleitung.“

Pflege und Betreuung drittbekannteste Sparte im Roten Kreuz Bewusst fiel die Entscheidung, diesen Bereich verstärkt zu thematisieren, denn sowohl der Rettungs- als auch der Blutspendedienst genießen hohe Bekanntheitswerte in der Bevölkerung. Es ist jedoch nur wenig bekannt, dass auch die Sparte „Pflege und Betreuung“ eine enorme Bedeutung und auch Größe im OÖ. Roten Kreuz einnimmt. Neben dem Rettungsdienst bildet sie, bezogen auf die Mitarbeiteranzahl, die zweitgrößte Sparte und bildet somit eine wesentliche Kernaufgabe.

Das Angebot des OÖ. Roten Kreuzes Die Menschen werden immer älter und sind dennoch bis ins hohe Alter agil. Sie führen ein selbstständiges Leben und brauchen trotz allem in bestimmten Bereichen Unterstützung: „Mit unseren Leistungen bieten wir individuelle Möglichkeiten, damit unsere Klienten weiter in gewohnter Umgebung bleiben können. Ob mit der Rufhilfe-Notrufuhr am Handgelenk, die regelmäßigen Besuche der Rotkreuz-Mitarbeiter oder das ‚Essen auf Rädern‘, das täglich kommt“, so der Landesgeschäftsleiter-Stellvertreter Mag. Thomas Märzinger über das Betreuungsangebot des OÖ. Roten Kreuzes.

Besuchsdienst: Zeit für Gespräche und gemeinsame Spaziergänge, Begleitung bei Arztbesuchen und Behördenwegen. All das umfasst das kostenlose Angebot des Besuchsdienstes des OÖ. Roten Kreuzes.

Betreutes Reisen: Urlaubsgenuss trotz eventueller körperlicher Einschränkungen: Dafür steht das Reiseangebot des OÖ. Roten Kreuzes. Wer sich für eine „Betreute Reise“ entschließt, braucht sich weder mit organisatorischen noch gesundheitlichen Fragen belasten. Die geschulten Betreuer sorgen vom ersten Moment an für einen unvergesslichen und unkomplizierten Urlaubsgenuss.

Essen auf Rädern und Mahlzeit: Warme Mahlzeiten – schmackhaft zubereitet – gehören zu den angenehmen Dingen des Lebens, auf die niemand gerne verzichtet. Die Zubereitung von Essen kann mit zunehmendem Alter jedoch beschwerlich werden, womit oft gesundheitliche Einschränkungen und Verlust von Lebensqualität verbunden sind. Die freiwilligen Mitarbeiter unseres „Essen auf Rädern“ – Services bringen frisch zubereitete Menüs direkt nach Hause. Über die Beteiligung an der Firma Mahlzeit bietet das OÖ. Rote Kreuz auch die Möglichkeit, sich Tiefkühlmenüs zustellen zu lassen.

Hauskrankenpflege: Das diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegepersonal des OÖ. Roten Kreuzes entwickelt gemeinsam mit dem behandelnden Arzt ein individuelles Pflegekonzept, vom Wechseln eines Verbandes bis hin zur Verabreichung von Injektionen. Das ermöglicht den Klienten einen selbstbestimmten Aufenthalt in gewohnter Umgebung.

Mobile Hilfe und Betreuung: Die „Mobile Hilfe und Betreuung“ des OÖ. Roten Kreuzes unterstützt pflegebedürftige Menschen dabei, ihren Alltag zu meistern. Sei es bei der Körperpflege, bei der Einnahme von Medikamenten oder bei der täglichen Hausarbeit. Die Rotkreuz-Mitarbeiter sind bemüht, mit viel Verständnis auf die nicht immer einfache Situation alternder Menschen einzugehen. Entlastet werden dadurch natürlich auch die Angehörigen.

Hospiz- und Trauerbegleitung: Für das OÖ. Rote Kreuz spielt der Hospizgedanke eine wichtige Rolle. Stellt er doch eine zutiefst menschliche Ergänzung der Bereiche Hauskrankenpflege und Mobile Hilfe und Betreuung dar. Zielsetzung der Hospizarbeit des OÖ. Roten Kreuzes ist es, den Betroffenen ein Abschiednehmen in Würde zu ermöglichen und ihnen die verbleibenden Tage so angenehm wie möglich zu gestalten.

Rufhilfe: Solange wie möglich in den eigenen vier Wänden wohnen. Selbstständig sein und seinem Umfeld so wenig wie möglich zur Last fallen – dies wünschen sich viele Menschen. Voraussetzungen dafür sind jedoch: Die Betroffenen fühlen sich zu Hause sicher und die Angehörigen müssen nicht ständig in Angst und Sorge leben. Genau in diesen Fällen hat sich die Rufhilfe – das Notrufsystem des OÖ. Roten Kreuzes – bewährt.

Multiprofessionalisierung bildet große Herausforderung Eine weitere, unmittelbare Herausforderung beschäftigt das Rote Kreuz mit der Multiprofessionalisierung: „Das Land OÖ hat – abgeleitet aus den Anregungen des Rechnungshofes - den regionalen Trägern sozialer Hilfe (SHVs) im Bereich der Pflege und Betreuung die Schaffung multiprofessioneller Teams empfohlen. Ziel ist es einen sorgsamen und verantwortungsvollen Umgang mit öffentlichen Geldern auch künftig sicher zu stellen. Daraus ergibt sich das Modell der multiprofessionellen Leistungserbringung in einer festgelegten Region (Sprengel, Gemeinde,...). Darunter versteht man, dass in dieser alle Dienstleistungen in den Bereichen der Mobilen Pflege und Betreuung wie Hauskrankenpflege, Mobile Betreuung und Heimhilfe von einer Anbieterorganisation durchgeführt werden“, erklärt Thomas Märzinger. Die Aufteilung der Gebiete ist nahezu abgeschlossen. Man steht nun unmittelbar vor der Umsetzung des Konzeptes.

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