Sommerdiskurs aus Wirtschaft, Recht und Kultur 2015

Europa - Die pragmatische Utopie --- 5. - 7. August 2015 | Strobl/Wolfgangsee

Mit einem Kammerkonzert wurde am Mittwoch vergangene Woche der diesjährige dreitägige Sommerdiskurs in Strobl am Wolfgangsee eröffnet. Das war der Auftakt für eine Reihe von Diskussionen zum Thema „Europa - die pragmatische Utopie“. Als Vortragende waren Gäste aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Medien geladen. Eingangs wies die Politologin Sylvia Kritzinger darauf hin, dass die EU noch nicht in den Herzen der BürgerInnen angekommen sei, und gab damit den Anstoß für eine aufschlussreiche Debatte. Den Paradigmenwechseln im europäischen Konsumentenrecht ging die Vizepräsidentin des European Law Institute Christiane Wendehorst nach. Am Podium nahm unter anderem die ehemalige OGH-Präsidentin und Vorsitzende der nach ihr benannten Hypo-Kommission Irmgard Griss teil. Die Akzeptanz für die EU werde sich erhöhen, so Griss unter Bezugnahme auf die von ihr geleitete Schlichtungsstelle für Verbraucherrechtssachen, wenn die BürgerInnen die Vorzüge der Mitgliedschaft im alltäglichen Leben verstärkt erfahren würden.
Auch die Chefredakteurin der Tageszeitung Der Standard Alexandra Föderl-Schmid kritisierte den Fokus des öffentlichen Diskurses auf vermeintliche Probleme, wie die Krümmung von Gurken oder Glühbirnenverbote. Robert Rebhahn von der Universität Wien zeigte Grenzen der Solidarität in der Währungs- und Wirtschaftsunion in rechtlicher und ökonomischer Hinsicht auf. Die Spitzendiplomatin und Uniratsvorsitzende Eva Nowotny betonte die Notwendigkeit einer starken Zusammenarbeit der Staaten Europas gegenüber der internationalen Gemeinschaft: „Es gibt in der EU nur kleine Staaten und solche, die noch nicht wissen, dass sie kleine Staaten sind“.

Im Zuge eines Abendgespräches erläuterte Paul Frey, Geschäftsführer des Kunsthistorischen Museums, das Motiv der Dystopie anhand des „Turmbaus zu Babel“ von Pieter Bruegel.

Am letzten Tag widmeten sich weitere Vorträge und Workshops den Themen Migration und Integration („Competing for the Brain Gain“ mit der WKO-Beauftragten für Integration Margit Kreuzhuber, dem Berliner Migrationsforscher Holger Kolb, dem Leiter der Hochschulsektion Elmar Pichl und dem Forschungsförderer Michael Stampfer) sowie unter Leitung von Technologierechtler Nikolaus Forgó der Zukunft des Fernsehens im digitalen Binnenmarkt (mit VÖZ-Vorstand Helmut Hanusch, dem Medienforscher Andy Kaltenbrunner, ORF-Lady Sonja Sagmeister und ISPA-Generalsekretär Maximilian Schubert). Organisator Franz-Stefan Meissel schloss den Sommerdiskurs mit der Zusammenfassung, dass sich das unkonventionelle Format mit seiner Vielzahl an behandelten Themen auch dieses Jahr wieder hervorragend bewährt hat, um neben der die Tagesnews beherrschenden Krisendiagnostik auch Perspektiven der Weiterentwicklung der EU zu gewinnen.

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