LR Anschober: Die Hitze ist weg – der Gletscher aber auch! Rekordschmelze am Dachstein

Vorläufige Abschätzungen der diesjährigen Massenbilanz am Dachstein Gletscher deutet auf die negativste Massenbilanz seit Forschungsbeginn hin – LR Anschober: Globales Klimaabkommen in Paris und Energiewende zur Rettung des Weltklimas unabdingbar!

Klimawandel und Hitze bringen unsere Gletscher zum Schmelzen. Eine Vorschau auf die zu erwartende Massenbilanz für den Hallstätter Gletscher deutet auf die extremsten Verluste am Gletscher seit Beginn des Forschungsprogrammes hin. Waren es im Rekordjahr 2011 noch knapp über zwei Meter Dickenverlust, so dürfte dies heuer bis Ende der Messperiode auf bis zu drei Meter ansteigen.

LR Anschober: „Gletscher sind die Fieberthermometer unseres Planeten, sein Frühwarnsystem. Die durch die Klimakrise steigenden Temperaturen auf der Erde führen zu einem immer rascheren Abschmelzen. Der diesjährige Rekordsommer hat uns eine Vorschau gegeben, was uns blüht, wenn wir nicht global handeln und Paris zu einem Durchbruch für das Weltklima wird. Wir müssen jetzt umfassend handeln, um massive Auswirkungen auf Umwelt, Regionen und Gesellschaft sowie massive Kosten noch einzudämmen. In Oberösterreich haben wir seit 2003 den Weg in Richtung Energiewende eingeschlagen, äußerst erfolgreich bis hin zur heutigen Modellregion.“

Gletscher sind empfindliche Indikatoren für Klimaänderungen. In OÖ werden deshalb seit 2006 Massenbilanzmessungen am Hallstätter Gletscher zur Untersuchung des direkten Zusammenhanges zwischen Gletschern und dem Klima durchgeführt – Land OÖ und Energie AG finanzieren die Forschung des Instituts für Interdisziplinäre Gebirgsforschung der ÖAW in Zusammenarbeit mit Blue Sky Wetteranalysen.

Entwicklung der Massenbilanz seit Aufzeichnungsbeginn

2007 zeigte eine leicht negative Bilanz mit einem mittleren Eisdickenverlust von 42 cm. Die Massenbilanz 2008 ergab einen mittleren Höhenverlust des Hallstätter Gletscher von 78 cm (Helfricht, 2009). 2008/09 reduzierte sich die Eisdicke gemittelt über die Gesamtfläche um 103 cm, also rund einen Meter. Im hydrologischen Jahr 2009/10 ergab die Berechnung des Massenhaushalts einen mittleren Verlust von 70 cm Wasseräquivalent über die Gesamtfläche, was einem Gesamtverlust von rund 2 Millionen m3 Wasser entspricht. Das Jahr 2010/11 war mit −201 cm das negativste seit Beginn der Messungen. Der mittlere Höhenverlust im Jahr 2011/12 betrug 123 cm was einem Gesamtverlust von ca. 3,7 Millionen m3 Wasser entspricht. Das Haushaltsjahr 2012/13 war mit einem Höhenverlust von 35 cm Wasseräquivalent das Jahr mit den bis dato geringsten Verlusten seit Messbeginn, wobei die ergiebigen Schneefälle im Mai und Juni für die Bilanz ausschlaggebend waren. In der Saison 2013/14 waren die Verluste mit 27 cm Wasseräquivalent nochmals geringer als im Vorjahr.

LR Anschober: „Das heurige Haushaltjahr droht die enormen Verluste von 2011 noch einmal zu übertreffen – solche Verluste können auch durch Niederschlagphasen nicht mehr wettgemacht werden. So ein dramatischer Rückgang – von prognostizierten bis zu drei Metern, nach dem bisherigen traurigen Rekord von zwei Metern im Jahr 2011 – ist der beste Indikator dafür, dass endlich global verbindlich gehandelt werden muss. Aus diesem Grund werde ich mich auch bei der Weltklimakonferenz in Paris, die eine entscheidende Weichenstellung darstellt, mit befreundeten Regionen beteiligen und zeigen, dass viele Regionen die notwendigen Schritte für die Energiewende und für den Klimaschutz bereits umsetzen. Dies muss jetzt von den Nationalstaaten übernommen werden und in ein globales Vertragswerk zur Sicherung unserer Zukunft festgeschrieben werden. Es gibt hierzu bereits erste positive Zeichen, dass dies gelingen wird – etwa durch die Bekanntgabe von Emissionszielen durch die Volksrepublik China. Die Energiewende bietet nicht nur eine große wirtschaftliche Chance, sie ist nun auch eine alternativlose Notwendigkeit, dem Klimawandel Einhalt zu gebieten und die Lebensgrundlage für kommende Generationen zu erhalten.“

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